„Banditin“ wegen Diebstahls verurteilt

Eine 55 Jahre alte Frau ist am Donnerstag am Landesgericht Klagenfurt wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Diebstahls zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die Beschuldigte hatte vor sechs Jahren bei mehreren Diebstählen in Kärnten und Niederösterreich mitgemacht, vergangenes Jahr wurde sie in Deutschland festgenommen.

Mehrere Raubversuche

Im März 2012 betrat die Kolumbianerin mit den anderen Bandenmitgliedern eine Bankfiliale in Villach. Sie lenkte den Kassier durch mehrere Geldwechsel-Aktionen ab, ein Komplize griff unterdessen in die Kasse, die Bande erbeutete immerhin 77.000 Euro. Wenig später versuchten es die gleichen Täter in einem Klagenfurter Schmuckgeschäft. Dort gelang es allerdings einer Angestellten, den Dieben die Tasche mit Schmuck im Wert von 30.000 Euro wieder zu entreißen. Ein weiterer Versuch wurde im Mai 2012 in St. Pölten gestartet. Auch dort misslang der Trick, die Tasche mit 26.000 Euro Bargeld blieb dank eines aufmerksamen Bankangestellten in der Filiale, die Diebe entkamen.

In Kolumbien wegen Tötungsdelikt verurteilt

Die Kolumbianerin, in ihrer Heimat wegen eines Tötungsdelikts zu neun Jahren Gefängnis verurteilt, tauchte in Belgien unter, wo sie eigenen Angaben zufolge als Köchin arbeitete. Im vergangenen Jahr wurde sie in Deutschland bei einem Ladendiebstahl erwischt und zu fünf Monaten bedingter Haft verurteilt. Damit wurde der von Österreich beantragte europäische Haftbefehl wirksam, die Frau wurde nach Österreich ausgeliefert.

Vor dem Schöffensenat unter Vorsitz von Richter Christian Liebhauser-Karl zeigte sie sich geständig. Demnach habe sie ein Bekannter für die Mitwirkung an den Diebstählen angeworben, sie habe eingewilligt, weil sie sich in finanziellen Nöten befunden hätte. 2.000 Euro will sie für den Diebstahl in Villach erhalten haben, ansonsten habe sie kein Geld bekommen. Die anderen Bandenmitglieder hätte sie nicht gekannt, sie wisse auch nicht, was mit denen weiter geschehen sei. Der Richter klärte auf: Zwei der Bandenmitglieder wurden in Salzburg zu je zwei Jahren Haft verurteilt, die beiden hatten die Kolumbianerin in ihren Aussagen belastet.

„Kleines Rädchen“ in einem kriminellen Netzwerk

Staatsanwältin Ines Küttler konzedierte, die 55-Jährige sei sicherlich nicht führendes Mitglied der Bande gewesen, was der Schöffensenat letztlich ähnlich sah. Sie sei ein „kleines Rädchen“ in dem kriminellen Netzwerk gewesen, so Liebhauser-Karl in der Urteilsbegründung. Allerdings würden solche Netzwerke ohne die kleinen Rädchen nicht funktionieren. Verwundert zeigte sich das Gericht, dass man bei solchen Tathandlungen wie in der Bankfiliale in Villach derartig hohe Summen erbeuten könne.

Die Kolumbianerin nahm das Urteil nach längerer Beratung mit ihrem Verteidiger an, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab. Lang wird die Verurteilte jedenfalls nicht mehr in Österreich sein, Kolumbien hat einen Auslieferungsantrag gestellt.