Lockangebote: Firmen buhlen um Lehrlinge
Das Image der Lehre habe sich verbessert, sagte Peter Wedenig vom Arbeitsmarktservice (AMS) Kärnten. Das belegen auch die Zahlen: Es gibt mehr Jugendliche, die eine Lehrausbildung machen wollen, und die Kärntner Betriebe bilden wieder mehr aus und suchen Lehrlinge. Lehrlinge sind sogar so begehrt, dass einige Betriebe sich einiges einfallen lassen, um für die Jugendlichen interessant zu sein: etwa zusätzliche freie Tagen, Outdoor-Tage oder eine Führerscheinausbildung.
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Ein Viertel mehr offene Lehrstellen
406 offene Lehrstellen gibt es momentan in Kärnten, ein Viertel mehr als noch vor einem Jahr. Demgegenüber stehen 328 Jugendliche, die einen Lehrplatz suchen. Auf eine offene Lehrstelle kommen damit derzeit 0,8 Lehrstellensuchende. Die Veränderung auf dem Lehrstellenmarkt sei damit deutlich, sagte Wedenig: „Wir haben seit Monaten eine starke Zunahme an sofort verfügbaren, offenen Lehrstellen, und es gab im Juni einen Rückgang bei den Lehrstellensuchenden.“
Prognosen sind weiter positiv
Diese Entwicklung zeige, dass die Betriebe wieder bereit seien, ihre Fachkräfte selbst auszubilden, so Wedenig. Natürlich gibt es Branchenunterschiede: Im Bereich Fremdenverkehr gibt es zum Beispiel mehr Lehrstellen als Suchende, im Bereich Büro und Handel ist es umgekehrt.
Wer sich noch nicht entschieden hat, ob er nach den Sommerferien eine Lehre beginnt oder weiter die Schule besucht, der habe Zeit, so Wedenig: „Die Aussichten sind jetzt gut, und das wird auch im September noch so sein.“ Denn die Prognosen seien gut, die Lehre floriert wieder.
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Betriebe suchen qualifizierte Mitarbeiter
Es sei der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern, der die Betriebe zum Umdenken gebracht haben, sagt Bernhard Plasounig, der Lehrlingsbeauftragte in der Wirtschaftskammer. Daher kommen immer mehr Betriebe aus nahezu allen Branchen wieder darauf zurück, ihre Mitarbeiter selbst auszubilden.
In der Vergangenheit habe es viele Betriebe gegeben, die als Trittbrettfahrer unterwegs gewesen seien. Es habe Ausbildungsbetriebe gegeben, die Facharbeiter ausbilden ließen, um sich dann selbst in diesem Portfolio zu bedienen. Das funktioniere immer weniger. Plasounig: „Wir sehen, dass Betriebe, die jahrelang keine Lehrlinge ausgebildet haben, erkannt haben, dass sie sie selbst ausbilden müssen.“ Abseits der Ausbildung im Betrieb entwickle sich auch die eigene Firmenkultur weiter.
Verkürzte Lehrzeit nach Matura
Mittlerweile sind es nicht mehr ausschließlich Pflichtschulabgänger, die sich bei den heimischen Firmen um eine Lehrstelle bewerben. Auch Jugendliche, die bereits eine Matura in der Tasche haben, zeigen immer öfter Interesse an einer Lehre, sagt Plasounig. Viele Maturanten hätten erkannt, dass sie zwar eine tolle Basisausbildung hätten, aber gerade im handwerklichen Bereich jedem Lehrling nachstehen würden. „Immer mehr Jugendliche, die schon die Matura haben kommen in die Betriebe, machen eine verkürzte Lehre. Sie werden wirklich die Facharbeiter der Zukunft, die wir brauchen“, sagt Plasounig.
Links:
- Juni: Rückgang der Arbeitslosigkeit um 10,2 Prozent
- Arbeitsmarkt braucht mehr Fachkräfte (kaernten.ORF.at, 1.6.2018)