Akuter Ärztemangel in Völkermarkt

Dem Bezirk Völkermarkt gehen die Hausärzte aus. Vier Planstellen können nicht oder nur teilweise nachbesetzt werden. Besonders betroffen sind laut Ärztekammer die Orte St. Kanzian und Eberndorf; die Kasse sucht nach Auswegen.

Die Situation im Bezirk Völkermarkt sei schon jetzt kritisch, sagte der Direktor der Kärntner Gebietskrankenkasse (GKK), Johann Lintner. Zwei Ärzte gehen altersbedingt in Pension, eine Hausärztin sei erkrankt und eine weitere Planstelle sei zwar ausgeschrieben, aber das Bewerbungsverfahren laufe noch.

Erschwerend komme hinzu, dass es im Bezirk Völkermarkt wenige Wahlärzte gebe, so Lintner: „Die kritische Situation ist schon eingetreten, weil durch den Ausfall von vier Ärzten vor allem der Wochenenddienst schwer zu organisieren ist. Auch der Bereitschaftsdienst unter der Woche ist betroffen.“

GKK würde eigene Ärzte „verleihen“

Die Krankenkasse will nun in Absprache mit der Ärztekammer ihre angestellten Mediziner - also zum Beispiel Kontrollärzte - für die Vertretung gewinnen, wobei nur Ärzte mit ius practicandi (die Berechtigung, eine selbstständige ärztliche Tätigkeit auszuüben, Anm.) oder einer bestehenden privaten Ordination in Frage kämen. Eine andere Möglichkeit sind Mediziner, die schon jetzt Vertretungs- sowie Notfalldienste übernehmen.

Um den Extraeinsatz abzugelten, sei die GKK, wie es heißt, auch zu kreativen Lösungen bereit: „Zum Wohle der guten Versorgung würden wir auch über unseren Schatten springen. Natürlich sind Gesetze einzuhalten, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir unsere Ärzte, die vor allem mit Begutachtungstätigkeiten betreut sind, für die ärztliche Versorgung zur Verfügung stellen.“

Um diese Ärzte abzusichern, will die GKK auch ihren Versicherungsschutz ausweiten. Die Behelfslösung für Völkermarkt wird wohl den ganzen Sommer über halten müssen - erst im Herbst werde sich die Situation durch Nachbesetzungen normalisiert haben, so Lintner. Er rechnet mit einer sehr schwierigen Situation über den Sommer. Jeder Tag, den sich ein Arzt zur Verfügung stelle, sei wichtig, so Lintner.

„Teilweise über 70 Jahre alt“

Fixe Zusagen gebe es noch keine, der eine oder andere Mediziner habe aber schon Bereitschaft signalisiert. Die Präsidentin der Kärntner Ärztekammer, Petra Preiss bestätigt die prekäre Situation im Bezirk Völkermarkt, sagt aber auch, dass unglücliche Umstände zusammenkämen. Die Ärztekammer sage diesen Engpass seit Jahren voraus, es sei klar, dass pensionsnahe Jahrgänge nun in Pension gehen. Diese Kollegen seien teilweise weit über 70, so Preiss. Deshalb kommen diese Ärzte auch nicht als „Lückenbüßer“ in Frage.

FPÖ: Seit Jahren bekannt

FPÖ-Obmann Gernot Darmann sagte in einer Aussendung am Sonntag, man wisse seit Jahren, dass in Kärnten von 256 Kassen-Hausärzten rund 100 bis zum Jahr 2023 in Pension gehen werden. Im Jänner sei von der FPÖ im Landtaggefordert worden, Gruppenpraxen ohne Leistungs- und Honorarlimits zuzulassen, dies sei von ÖVP und SPÖ abgelehnt worden. Die GKK hätte schon längst freie Arztstellen ausschreiben sollen, es gebe keine vorausschauende Strategie.

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