Gefährlicher Leichtsinn trotz Lawinengefahr

Nach einem tödlichen Lawinenunglück am Freitag, ist am Sonntag auf dem Nassfeld erneut eine Lawine abgegangen. Die Lawinengefahr ist derzeit hoch, die Sperren werden jedoch immer wieder missachtet. Experten warnen vor dem gefährlichen Leichtsinn.

Zwei Spaziergängerinnen, die zuvor auf dem gesperrten Weg gesehen wurden, gelangten heil zu einer Hütte. Zunächst war befürchtet worden, die beiden wären unter der Lawine verschüttet worden. Heribert Patterer von der Alpinpolizei sagte gegenüber dem ORF, es habe sich an der Auernig-Nordwestfanke eine riesige Schneebrettlawine gelöst und den Skiweg vom Gasthof Plattner zur ehemaligen Grenze auf mindestens 150 bis 200 Meter verlegt.

Lawine Nassfeld Gartnerkofelseite

LPD Kärnten

Im rot markierten Bereich ging die Lawine ab

Lawinensperren missachtet

Es seien trotz Sperre wegen Lawinengefahr Spaziergänger von Zeugen gesichtet worden. „Deshalb mussten wir die Suchaktion starten. Der Plattnerweg und der Lawinenkegel darunter wurden durchsucht, es hat keine Hinweise auf Verschüttete ergeben.“

Lawine Nassfeld Gartnerkofelseite

LPD Kärnten

Verschütteter Plattnerweg

Andere Spaziergänger seien von oben heruntergekommen und über den Lawinenkegel gestiegen, sagte Alpinpolizist Heribert Patterer. Zahlreiche andere Skifahrer hätten auch die Sperre der FIS-Abfahrt ignoriert. „Wir können nur an die Vernunft der Skisportler appellieren“, so Patterer. Ab Montagvormittag wurde die FIS-Abfahrt für Skifahrer wieder frei gegeben.

Erst am Freitag endete ein Lawinenabgang auf dem Nassfeld tödlich, ein 56-jähriger Mann aus dem Bezirk Hermagor wurde verschüttet - mehr dazu in Ein Lawinentoter am Nassfeld.

Lawinengefahr nicht unterschätzen

Experten warnen angesichts der weiter erheblichen Lawinengefahr vor Leichtsinn. Bis Sonntag galt für die Karnischen Alpen und Karawanken noch Lawinenwarnstufe vier, also große Gefahr. Sie ist mittlerweile auf Stufe drei, das bedeutet „erheblich“ gesenkt worden. Wegen der instabilen Schneedecke reiche derzeit eine geringe Zusatzbelastung für einen Lawinenabgang, sagt Wilfried Ertl vom Lawinenwarndienst Kärnten. Abseits der Pisten sei die Lawinengefahr vor allem im Steilgelände weiter hoch, sagte auch Fritz Steinwender, Leiter der Lawinenkommission am Nassfeld. Die Situation werde derzeit täglich neu bewertet.

Bei guter Sicht sollten Tourengeher und Variantenfahrer besonders auf windbedingte Triebschneeablagerungen achten. Bei schlechterer Sicht sollte man die Tour besser absagen, so Ertl. Denn die eigene Sicherheit sei wichtiger, als die perfekte Pulverschneeabfahrt.

Die strafrechtliche Komponente bei Missachtung von Gefahrenhinweisen werde aktuell geprüft, sagte Klaus Herzog, Sprecher der Kärntner Seilbahnwirtschaft. In Italien etwa würden diese Übertretungen von der Polizei geahndet. Auch Herzog empfiehlt Wintersportlern, auf den gesicherten Pisten zu bleiben. „Man gefährdet sonst sich selbst und auch andere.“

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