Landesorden: Warum es für Handke nur Silber gibt
Der gebürtige Kärntner Handke ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller. Im Vorjahr etwa wurde er mit dem Preis für Europäische Literatur für „seinen besonderen Blick auf ein Europa der kulturellen Vielfalt“ ausgezeichnet - mehr dazu in Handke: Preis für Europäische Literatur. In Kärnten reichte es nicht für den höchsten Landesorden, in seinem Geburtsort Griffen wird dem Schriftsteller der Silberorden verliehen.
Den Antrag für den Orden stellte Kulturlandesrat Christian Benger (ÖVP). Doch selbst in seinem Büro herrscht Verwunderung, warum es Silber und nicht Gold wurde. Denn welche Auszeichnung letztlich verliehen wird, entscheidet die Protokollabteilung des Landes.
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Automatisch Gold für den Landeshauptmann
In der Protokollabteilung des Landes beschäftigt sich laut Protokollchefin Christiane Ogris eine langjährige Mitarbeiterin mit der Vergabe der Orden. Als Leitfaden diene eine Landesrichtlinie aus dem Jahr 1993. Und nach dieser Richtlinie sei bei Handke eben nur Silber möglich gewesen. Denn gemäß der Richtlinie ist der Orden in Gold lediglich Spitzenpolitikern aus Österreich oder aus anderen Staaten vorbehalten.
Land Kärnten
Verliehen wurde der goldene Landesorden in der jetzigen Regierungsperiode erst einmal - an den mittlerweile abgetretenen Bundespräsidenten Heinz Fischer. Automatisch vergeben wird der Landesorden in Gold hingegen an jeden Landeshauptmann und Landtagspräsidenten - direkt zu Beginn einer neuen Gesetzgebungsperiode.
Ausnahmen sind möglich
Der Landesorden in Silber ist schon weiter gefasst und beinhaltet auch kirchliche Würdenträger, Volksanwälte, Weltmeister oder Olympiasieger. Doch Ausnahmen sind offenbar je nach Regierung möglich. Verliehen wurde die Auszeichnung in Gold bisher nämlich entgegen den Vorgaben auch an Sänger Udo Jürgens, an „Skikaiser“ Franz Klammer und an den Dalai Lama.
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Gold für Bischof Schwarz, Silber für Sauer
Den goldenen Landesorden erhielt auch der katholische Bischof Alois Schwarz. Sein Amtskollege der evangelischen Kirche, Superintendent Manfred Sauer, trägt hingegen das Ehrenzeichen in Silber - wie Handke und der Entertainer Franco Andolfo. Warum die beiden kirchlichen Würdenträger unterschiedlich behandelt wurden, kann von der Protokollabteilung des Landes nicht beantwortet werden. Der Orden an Bischof Schwarz sei unter der Vorgängerregierung vergeben worden.
ORF
Landeshauptmann Peter Kaiser beauftragte bereits am Dienstag die Landesamtsdirektion, die Vergaberichtlinien der Landesorden zu überprüfen und eine Abänderung anzudenken.
Inflation der Ehrenzeichen
Insgesamt gibt es in Österreich 1.500 verschiedene Titel und Ehrenzeichen. Abgesehen von den Landesorden in Gold und Silber gibt es in Kärnten noch das Ehrenzeichen des Landes in drei Stufen, vom großen goldenen über das große bis hin zum gewöhnlichen Ehrenzeichen.
Vergeben werden außerdem das Ehrenkreuz für Lebensretter und das Lorbeerzeichen in Bronze, Silber, Gold sowie Gold mit Brillanten. Diese sind Menschen vorbehalten, die sich ehrenamtlich engagieren. Ausgenommen davon sind Feuerwehrleute, für ihre Verdienste gibt es nämlich wieder eigene Medaillen in verschiedenen Stufen. All das ist im Kärntner Landesauszeichnungsgesetz geregelt. Darin ist auch festgeschrieben, wie die Orden zu tragen sind. Pro Jahr gehen in der Protokollabteilung des Landes etwa 150 Anträge auf Ehrenzeichen ein, die meisten seien ernst gemeint, deshalb würden auch etwa 90 Prozent genehmigt, sagt Ogris.
Das Land der Titel
Wenn es für keine Auszeichnung des Landes reicht, sollte man nicht die Hoffnung aufgeben. Denn im Land der Titel sind die Möglichkeiten schier grenzenlos. Es gibt sogar eigene Bücher, die aufklären, wie man an Titel kommt und wie man sich im Titeldschungel am besten zurechtfindet. Vom Hofrat über den Medizinalrat, den technischen Rat, den Forstrat bis hin zum Kammersänger oder zum Ehrenprofessor ist alles möglich, je nach Beruf, Alter, Leistung, Mitgliedschaft bei Organisationen oder wenn gar nichts anderes mehr hilft: mit den richtigen Kontakten.