Altersteilzeit wird immer beliebter

Weniger arbeiten bei teilweisem Lohnausgleich – das Modell der Altersteilzeit wird österreichweit und auch in Kärnten immer stärker in Anspruch genommen. Noch entfallen allerdings zwei Drittel der Altersteilzeitfälle auf den öffentlichen oder halböffentlichen Bereich.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können in ihren letzten fünf Erwerbsjahren vor der Pension die Arbeitszeit um 40 bis 60 Prozent reduzieren. Die Sozialversicherungsbeiträge werden jedoch wie bei einer Vollzeitbeschäftigung weitergezahlt. In Kärnten sind aktuell 1.360 Menschen in Altersteilzeit - das ist ein Plus von 25 Prozent: Waren im Jahr 2015 1.036 Menschen in Altersteilzeit, so sind es mit Stichtag 1. April 2017 um rund 240 mehr.

Unternehmen muss zustimmen

Männer können ab dem 58. Lebensjahr in die Altersteilzeit wechseln, Frauen derzeit ab dem 53. Lebensjahr. Vorausgesetzt, das Unternehmen stimmt zu. Grundsätzlich kann die Altersteilzeit fünf Jahre lang in Anspruch genommen werden. Wer 40 Stunden in der Woche gearbeitet hat, kann die Arbeitszeit auf bis zu 16 Stunden pro Woche reduzieren - wobei die Hälfte des Lohn oder Gehaltsverlustes durch das Arbeitsmarktservice ausgeglichen wird. Die Arbeitgeber müssen allerdings weiterhin die Sozialversicherungsbeiträge in voller Höhe einzahlen. Diese Mehrkosten werden den Arbeitgebern durch das AMS zu 90 Prozent ersetzt.

AMS sieht Vorteile für alle Seiten

Dieses Modell bringe sowohl den Mitarbeitern als auch den Arbeitgebern Vorteile, so der stellvertretende Leiter des AMS Kärnten Peter Wedenig. Deshalb würden auch immer mehr Unternehmen der Altersteilzeit für Mitarbeiter zustimmen.

Wedenig: "Hier haben wir die Möglichkeit, dass Personen ihre Dienstzeit reduzieren, und zwar zwischen 40 und 60 Prozent, zugleich aber deren Wissen im Betrieb erhalten bleibt. Wir haben hier einen doppelten Vorteil, sowohl für den Dienstgeber als auch für den Dienstnehmer. Ein Vorteil für den Dienstnehmer besteht hier auch darin, was die Sozialversicherung und die Bemessungsgrundlage für die Pension betrifft und diese hier nicht verliert.“

Betroffene spricht von „gewonnener Lebenszeit“

Ursula K. hat das Modell der Altersteilzeit in Anspruch genommen. "Für mich ist es gewonnene Lebenszeit – mehr Freizeit, mehr Sporteln, mehr Zeit mit der Familie und mit meiner Enkeltochter. Ich blocke meine Dienstzeiten auf 16 Stunden in der Woche, der Rest steht mir zur freien Verfügung.“

Mittlerweile würden auch immer mehr private Betriebe die Vorteile der Altersteilzeit erkennen, sagt Arbeiterkammer Jurist Peter Wenig. Denn ältere Arbeitnehmer, die nicht mehr Vollzeit arbeiten müssen, seien weniger oft im Krankenstand. Allerdings entfallen in Kärnten aktuell noch immer mehr als zwei Drittel der Altersteilzeitfälle auf den öffentlichen oder halböffentlichen Bereich.

„Variante zwei“ wenig beliebt bei Unternehmen

Neben der auf fünf Jahre reduzierten Arbeitszeit gibt es auch noch das Modell, zweieinhalb Jahre Vollzeit arbeiten und zweieinhalb Jahre zuhause bleiben, also bezahlte Freizeit zu bekommen. Doch diesem Modell stimmen Unternehmer kaum zu, sagt Wedenig.

Die Altersteilzeit ist auch ein Ersatz für die weggefallene Hacklerpension und die Invaliditätspension, zu der es ja einen erschwerten Zugang gibt. Insgesamt werden österreichweit jährlich rund 360 Millionen Euro für Zuzahlungen zur Altersteilzeit aufgewendet.