Chronologie einer Spaltung

Beim FPÖ-Bundesparteitag am 4. März 2017 in Klagenfurt ist die Kärntner Landespartei wieder in die Bundes-FPÖ eingegliedert worden. 2005 spaltete Jörg Haider die Partei, indem er das BZÖ gründete.

2005 ist die FPÖ auf Bundesebene in einer Regierungskoalition mit der ÖVP, Bundeskanzler ist Wolfgang Schüssel. Vizekanzler ist Hubert Gorbach.

4. April 2005: FPÖ-Obfrau Ursula Haubner, Haiders Schwester, tritt zurück und wechselt mit der ganzen bisherigen Parteispitze in das neue Bündnis Zukunft Österreich, BZÖ. Parteichef wird Jörg Haider. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) war über den Vorgang informiert.

Haider Schüssel im Porsche 2000

APA/Gert Eggenberger

2000 war die FPÖ-ÖVP-Welt noch in Ordnung. Schüssel als Haiders Gast in Kärnten.

Die SPÖ drängt angesichts der Spaltung auf eine Neuwahl. Die damalige Zweite Nationalratspräsidentin Barbara Prammer sagt, der kleine Koalitionspartner der ÖVP sei auseinandergefallen.

5. April 2005: Meinungsforscher sehen keinen Platz für zwei Parteien und prognostizieren das Überleben nur einer der beiden, FPÖ oder BZÖ.

Der freiheitliche Klub schließt sich mit großer Mehrheit dem BZÖ an. Nur Nationalratsabgeordnete Barbara Rosenkranz und Bundesrat John Gudenus wollen bei der FPÖ bleiben.

Haider Haubner Gorbach BZÖ Gründung 2005

APA/GUENTER R. ARTINGER

Die Gründung der neuen Partei wird verkündet. V. l.: Hubert Gorbach, Jörg Haider und Ursula Haubner.

Auch die internationale Presse nimmt Notiz und spricht von einer „Spaltung der extremen Rechten“.

Der Wiener Landesparteiobmann Heinz-Christian Strache kritisiert Jörg Haider und sagt, er sei für ihn die größte Enttäuschung, die Spaltung sei ein Versuch, die FPÖ zu zerstören. Haider habe sich wie ein Kind verhalten, das eine selbst gebaute Sandburg zerstört. Interimistischer FPÖ-Chef wird Hilmar Kabas.

Die Spaltung stürzt die FPÖ in finanzielle Schwierigkeiten, die alte FPÖ könnte ein Konkursfall werden, wird von Experten befürchtet. Die FPÖ bleibt für bestehende Schulden weiterhin Schuldner.

Nicht nur auf Bundesebene, auch in Kärnten gibt es eine Koalition. Hier zwischen SPÖ und FPÖ. Die Kärntner FPÖ unter Martin Strutz versichert, den Namen nicht zu ändern. Die Arbeit in der Landesregierung sei gewährleistet.

6. April 2005: Die Spaltung geht bis tief in die Bundesländer. Acht Landesgruppen unterstützen die alte FPÖ. Kärnten bekennt sich zum BZÖ.

5. September 2005: Mit Josef Jury aus Gmünd wird in Kärnten der erste BZÖ-Bürgermeister gewählt.

28. Februar 2006: Die BZÖ-SPÖ-Koalition in Kärnten ist am Ende. Die erste Neuwahlforderung kommt von der FPÖ.

1. September 2006: Das erste Mal seit 1986 geht die FPÖ ohne Haider in die Nationalratswahl. Der Bundesparteichef ist Strache.

1. Oktober 2006: Bei der Nationalratswahl schafft das BZÖ nur 4,11 Prozent.

22. Jänner 2008: BZÖ-Obmann Peter Westenthaler sagt, eine Wiedervereinigung sei nicht aktuell, man könne aber ein Listenbündnis eingehen. Die FPÖ zeigt den Annäherungsversuchen des BZÖ die kalte Schulter und höhnt über die „Orangen“. FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky weist die Überlegung Westenthalers zurück und spricht von einem „orangen Anbiederungsschub“, der „peinlich und lästig“ sei.

28. September 2008: Das BZÖ erreicht 10,98 Prozent bei der Nationalratswahl.

11. Oktober 2008: Haider verunglückt bei einem Autounfall tödlich.

Uwe Scheuch HC Strache 2009

APA/Georg Hochmuth

Uwe Scheuch und Strache sind sich 2009 einig, es wird zur Wiedervereinigung kommen

2. März 2009: Die Kärntner Landtagswahl am 1. März stärkt das BZÖ auch im Verhältnis zur FPÖ gewaltig. Lag der Anteil der „Orangen“ an den Landtagswählern des „dritten Lagers“ (für die bis dahin drei gemeinsam geschlagenen Wahlen) zuvor nur bei zehn Prozent, steigt er dank des Wahlsiegs in Kärnten auf nunmehr 40 Prozent. Außer in Kärnten übernimmt die FPÖ Straches in allen Ländern die Rolle der früheren FPÖ Haiders.

16. Dezember 2009: Das BZÖ Kärnten kehrt ins freiheitliche Lager zurück. Man verzichtet auf den Namen BZÖ, die Farbe wechselt von Orange zurück zu Blau. Strache sagt „Willkommen daheim“ zu BZÖ-Chef Uwe Scheuch. Die FPK ist geboren. Das Bundes-BZÖ bleibt bestehen und zeigt für den Scheuch-Alleingang wenig Verständnis.

Was 2009 ausgemacht wurde, wurde beim Bundesparteitag am 4. März 2017 endgültig vollzogen. Die Kärntner FPÖ ist wieder Teil der Bundespartei, ohne Gegenstimme.