Wirtschaftsforscher: Zu viele FH-Standorte

Um Schulden langfristig abzubauen und die Arbeitslosigkeit zu senken, brauche das Land deutlich mehr Einsparungen, so das Institut für Höhere Studien (IHS). Es könnten zum Beispiel die vier Fachhochschul-Standorte reduziert werden.

Kärnten liegt bei der Wirtschaftsleistung weit unter dem österreichischen Schnitt. Wird nicht gegengesteuert, könnte Kärnten den Anschluss verlieren, warnte Norbert Wohlgemuth, Geschäftsführer des Kärntner Instituts für Höhere Studien, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

In Kärnten ist die Bevölkerung im Durschschnitt so alt wie in kaum einem anderen Bundesland und mit bald 7.000 Euro Schulden pro Kopf liegt Kärnten österreichweit einsam an der Spitze.

„Neuverschuldung nicht außer acht lassen“

Das größte Problem seien die neuen Schulden, die Kärnten nach wie vor auch abseits der Heta Problematik macht. Heuer handle es sich immerhin um 104 Millionen Euro. Wohlgemuth: „Pauschal kann man sagen: Wenn es die ganze Heta-Problematik nicht gebe, wären wir trotzdem nicht aus dem Schneider, um die Neuverschuldung auf null zu drücken.“ Es seien vor allem Einsparungen dort notwendig, wo das Wirtschaftswachstum nicht abgewürgt wird, so Wohlgemuth.

Er stellte die Frage in den Raum, ob das Land tatsächlich eine Fachhochule mit vier Standorten benötigen würde: „Rein ökonomisch und nüchtern betrachtet darf man kritisch hinterfragen, ob es notwendig ist, vier Standorte für 2.000 Studierende zu haben. Die Universtität Klagenfurt hat 10.000 Studierende, die größtenteils in Klagenfurt, an einem Standort sind.“ Eine Zusammenlegung der FH-Standorte würde mehr bringen als manche glauben, so Wohlgemuth.

Förderungen noch breiter streuen

Auch wenn die Bemühungen der jetzigen Landesregierung bei Einsparungen anzuerkennen seien, passiere in der Verwaltung noch immer viel zu wenig. Hier müssten noch viele Bürgermeister von Gemeindekooperationen überzeugt werden, so Wohlgemuth.

Er schlägt auch vor, noch mehr in die Lehre mit Matura zu investieren und mehr Geld zur Förderung von Unternehmen mit Zukunftsideen in die Hand zu nehmen, dadurch könnte ein vielfaches an EU-Förderungen angezapft werden, so die Wirtschaftsexperten. Die jetzigen Landesförderungen in den Bereichen Technologie, Forschung und Entwicklung müssten - abseits der Großbetriebe - noch breiter gestreut sein.

Leicht sinkende Arbeitslosigkeit, stockender Export

Die Wirtschaftsforscher sagen für Kärnten im heurigen Jahr eine leicht sinkende Arbeitslosigkeit voraus. Kärnten werde beim Anteil der Arbeitslosen an der Zahl der Beschäftigten hinter Wien, aber weiter an der Spitze liegen. Beim Export leide Kärntnean der weiter schwächelnden italienischen Wirtschaft. Die Lage in Slowenien werde sich aber verbessern.

FPÖ, Team Kärnten fühlen sich bestätigt

Der Dritte Präsident des Kärntner Landtages, FPÖ-Finanzsprecher Josef Lobnig, fühlte sich nach Veröffentlichung der Ergebnisse der IHS-Studie in seiner Kritik am Budgetfahrplan der Dreierkoalition von SPÖ, ÖVP und Grünen in Kärnten bestätigt.

Der Kritik schlossen sich Team Kärnten-Landesrat Gerhard Köfer und Hartmut Prasch, Obmann des Team Kärnten im Landtag, an. Köfer forderte unter anderem in einer Aussendung, dass die Hürden für private Investoren in Kärnten radikal abgesenkt werden müssten.

BZÖ für Reduktion der Verwaltungsebenen

BZÖ-Landtagsabgeordneter Willi Korak forderte in einer Aussendung das Auflösen der Bezirkshauptmannschaften, um die Strukturen schlanker zu machen: "Österreich hat mit EU, Bund, Ländern, Bezirken und Gemeinden fünf Verwaltungsebenen. Dieser aufgeblähte Apparat ist nicht mehr finanzierbar und muss abspecken“.

SPÖ: Gute Zahlen nicht schlecht reden

SPÖ-Klubobmann Herwig Seiser sagt in Hinblick auf die Kritik, man werde sich die guten Zahlen nicht schlecht reden lassen. Wer sinnerfassend lesen könne, entnehme diesem Bericht, "dass sich Kärnten in die richtige Richtung bewegt“, so Seiser. Laut IHS-Prognosen steigt das Bruttoregionalprodukt (BRP) bis 2018, die Anzahl der unselbständig Beschäftigten soll bis 2018 auf 207.050 steigen, während die Zahl der Arbeitslosen auf 25.050 sinken soll.

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