Wenn der Jäger zum Fleischer wird

Wildfleisch aus den heimischen Wäldern ist begehrt. Immer öfter investieren deswegen Kärntner Jäger in eigene Schlachträume und Kühlkammern, verarbeiten Wildbret und versuchen, ihre Produkte direkt zu vermarkten.

Wildfleisch direkt bei einem Jäger zu kaufen war bislang gar nicht so einfach. Meist wird nur im Bekanntenkreis vermittelt, viele Waidmänner verkaufen das Fleisch auch an den Handel oder verwenden es zum Eigengebrauch. Langsam setzt aber eine Trendwende ein, immer öfter setzen die Jäger in Kärnten auf die Direktvermarktung.

Wildfleisch Direktvermarktung Jäger Reh Hirsch

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Jäger Johann Gucher investierte kürzlich in einen eigenen Schlachtraum

Einer von ihnen ist der Landwirt und Jäger Johann Gucher. In Vellach baute sich Gucher vor kurzem einen neuen Schlachtraum. Neben der Mutterkuhhaltung will er mit dem Verkauf von Wildfleisch ein zweites Standbein für den Betrieb schaffen. Künftig will er das ganze Jahr Wildfleisch und Produkte aus Wildfleisch anbieten. Geliefert wird an die Gastronomie und an Privatkunden, die ab Hof kaufen könne. Das Wildbret stammt von Jägern aus der Region.

Zerwirk-Kurse völlig ausgebucht

Johann Gucher ist längst kein Einzelfall mehr. Immer mehr Jäger würden Kühlräume bauen, um der Nachfrage gerecht werden zu können, sagt Freydis Burgstaller-Gradenegger von der Kärntner Jägerschaft. Ein weiteres Indiz für die Entwicklung: Die von der Jägerschaft angebotenen Kurse für das Zerlegen des Fleisches, das so genannte Zerwirken, sind hoffnungslos ausgebucht.

Wildfleisch Direktvermarktung Jäger Reh Hirsch

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Die Familie Gucher verarbeitet Wildfleisch auch selbst

Ein saisonales Produkt

Wild darf nicht das ganze Jahr über gejagt werden, das Fleisch ist daher ein saisonales Produkt. Wer regelmäßig mit Frischware versorgt werden will, muss sich an Wildzüchter wenden. Mit 180 Stück Rotwild ist Uwe Zöhrer einer der größten Wildzüchter in Kärnten, sein Betrieb ist auf Hirschkalb spezialisiert.

Wildfleisch Direktvermarktung Jäger Reh Hirsch

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Durch Wildzüchter ist Wildfleisch ganzjährig verfügbar

Mehr Gewinn durch Direktvermarktung

Den Trend zu heimischem Wildfleisch nutzen auch immer mehr große Gewerbebetriebe. Die Preise für heimisches Wildbret bewegen sich laut Jägerschaft aber noch auf niedrigem Niveau. Zu Unrecht, meint Jägervertreterin Burgstaller-Gradenegger. Qualität, geringer Fettgehalt und hoher Eiweißanteil mache das Wildfleisch zu einer gesunden Alternative. Derzeit bekomme der Jäger von Bearbeitungsbetrieben zwei bis vier Euro pro Kilo. In der Direktvermarktung liege jedenfalls mehr Geld - wohl mit ein Grund, warum sich die Jäger immer öfter für die Selbstvermarktung entscheiden.