Mit dem Gratistaxi zum Supermarkt
Im Oktober musste der Lebensmittelmarkt in Kolbnitz (Gemeinde Reißeck) Insolvenz anmelden. Mit mehreren Interessenten und Handelsketten würden bereits Gespräche über eine Fortführung geführt, sagt Bürgermeister Kurt Felicetti (SPÖ). Nach der Schließung des Geschäftes galt es, schnell zu reagieren, so der Bürgermeister. Der Lebensmittelmarkt habe für alle völlig unerwartet schließen müssen.
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Für viele Pensionisten, die auf dieses einzige Geschäft angewiesen waren, sei das ein gravierendes Problem gewesen. Also wurde das örtliche Taxiunternehmen, das sonst Kindergarten- und Schulkinder transportiert, über Nacht zum Gemeindetaxi. Für die Pensionisten sind die Einkaufsfahrten gratis, 7.000 Euro kosteten die Taxifahrten seit Oktober die Gemeinde.
Taxi ist gut ausgelastet
Das Taxi sei nun den ganzen Tag ausgelastet, sagt Inhaber Herbert Peitler. Nachdem die Kinder der Gemeinde in die Volksschule und in den Kindergarten gebracht wurden, geht es von 9.00 bis 12.00 Uhr mit dem Taxi in den Nachbarort Obervellach, ab 14.00 Uhr nach Mühldorf. Durch die gute Auslastung könnten die Fahrten auch günstig angeboten werden, so Peitler.
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In Kolbnitz sind die Abfahrtszeiten in die Nachbarorte mittlerweile gut bekannt. Maria Kleinfercher wird jede Woche mit dem Taxibus in die Nachbargemeinde gebracht: „Das funktioniert wunderbar. Ich werde von zu Hause abgeholt, in einer Stunde sind wir wieder zurück.“
Mit dem Taxi gegen die Landflucht
Auch andere Kärntner Gemeinden, in denen die Infrastruktur im Laufe der Jahre ausgedünnt wurde, führen mittlerweile ein Gemeindetaxi. Vor 17 Jahren wurde der mittlerweile größte Verein GO-MOBIL Kärnten gegründet. Gründer Maximilian Goritschnig ist mit seinen 21 Fahrzeugen in 36 Gemeinden unterwegs. 160.000 Fahrgäste verzeichnet der Verein laut Goritschnig im Jahr, und zwar dort, „wo es Abwanderung und immer weniger Infrastruktur gibt“. Ziel sei, das Leben auf dem Land zu stärken. Unterstützt wird der Verein auch von der Wirtschaft, die damit die Kaufkraft auf dem Land halten will.
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Maria Kleinfercher aus Kolbnitz hofft jedenfalls, dass es schon bald wieder einen Pächter für den Lebensmittelmarkt geben wird – „um der Jugend ein Signal zu geben, dass es sich noch lohnt, hierzubleiben“: „Vor 50 Jahren gab es so viele Geschäfte in Kolbnitz, alles hat gelebt. Jetzt ist alles anders, das ist wohl der Lauf der Zeit.“