Heftiger Streit um Natura 2000-Gebiete

In keinem anderen Bundesland wird derart heftig über das Thema Natura 2000 gestritten wie in Kärnten. Bisher wurden nur 5,8 Prozent der Landesfläche für den Naturschutz ausgewiesen. Unklar scheint vielen, was man in den Gebieten darf und was nicht.

Von den Natura 2000-Kritikern will sich niemand öffentlich äußern. Zu heikel sei das Thema, zu groß die Unsicherheit und was die Auflagen betrifft, wisse man überhaupt nicht, was auf die Waldbesitzer - auch in Zukunft - zukomme. Auf die Frage nach den wirtschaftlichen Einschränkungen und Auflagen sagte Kerstin Friesebichler vom Umweltdachverband: „Eigentlich ist es so, dass die bisherige Bewirtschaftungspraxis weiterhin möglich ist. Ansonsten wären ja die Schutzgüter gar nicht auf den Flächen, wenn es mit der bisherigen Bewirtschaftung nicht möglich wäre, diese zu erhalten.“

Managementplan für Bewirtschaftung

Auch Forstwirtschaft ist also grundsätzlich weiter möglich, es gibt aber einen Managementplan. Der Umweltdachverband verweist hier auf neue Studien, wonach Natura 2000-Gebiete kein Wirtschaftshemmnis seien und einen Turbo für den Tourismus darstellen sollen, auch wenn Einschränkungen in Einzelfällen eingeräumt werden, so Friesenbichler: „Was unter Umständen nicht möglich sein wird sind großflächige Bestandsumwandlungen oder Monokulturen, die aber schon durch das Forstgesetz nicht möglich sind.“ Es könne sein, dass Naturverträglichkeitsprüfungen nötig werden, wenn man Eingriffe in die Gebiete vor hat, die von der ursprünglichen Bewirtschaftungspraxis abweichen.

Im Durchschnitt 16 Prozent

Natura 2000-Gebiete machen bisher in Kärnten gerade einmal 5,8 Prozent oder 557 Quadratkilometer der Landesfläche aus. Zum Vergleich: In Niederösterreich sind es 23 Prozent oder 4.414 Quadratkilometer, die wegen ihrer Fauna und Flora unter Naturschutz gestellt worden sind. Der Österreichdurchschnitt liegt bei 16 Prozent.

Streit um illyrische Rotbuchenwälder

Besonders regt die Kritiker auf, dass Kärnten der Schutz illyrischer Rotbuchenwälder vorgeschrieben wurde, die erst seit der EU-Erweiterung als schützenswert gelten. Pflanzensoziologen zufolge soll es davon mehr als 50.000 Hektar geben, zwischen 10.000 und 30.000 Hektar müssten unter Schutz gestellt werden. Für die Kritiker ist das ein rotes Tuch, denn sie zweifeln daran, dass es diesen Lebensraum in Kärnten überhaupt gibt, bzw. sei fraglich, wie sich dieser Schutzwald vom Nutzwald abgrenzen lasse.

Dazu sagte Friesenbichler: „Diese Diskussion ist aus unserer Sicht fachlich bereits geklärt, weil sämtlichen Experten sagen, dass der Wald dort großflächig vorkommt. Wenn es um die Beimischung geht, ist das eine Diskussion, die aus meiner Sicht auf der Ebene der Fach-Experten geführt werden sollte und nicht politisch.“

Klagen schrecken Gegner nicht ab

Für die Kritiker ist klar: Sollte es zu Benachteiligungen kommen, müsse es in jedem Fall Entschädigungszahlungen geben. Tatsächlich sollen dafür im Naturschutz-Budget bereits Gelder reserviert worden sein. Dass Kärnten möglicherweise zum Anlass für eine Klage vor dem Europäischen Gericht wird, schreckt die Natura 2000-Gegner jedenfalls nicht. Man habe bei angedrohten Anlastungsverfahren noch nie etwas zahlen müssen.

Team Kärnten-Landesrat Gerhard Köfer betonte am Mittwoch erneut, dass Natura 2000-Gebiete nur dann der EU gemeldet werden sollen, wenn das Einverständnis des Grundeigentümers vorliegt.

Auch bei der Radio-Kärnten-Sendung „Streitkultur“ am Montagabend diskutierten anlässlich der bevorstehenden Landwirtschaftskammerwahl die Spitzenkandidaten über Natura-2000-Gebiete - mehr dazu in Diskussion vor der Landwirtschaftskammer-Wahl.

Links: