Einzigartige Eidechsen werden erforscht

Im Geopark Karnische Alpen untersuchen Forscher derzeit die dort lebende Bergeidechse. Ihre europaweite Besonderheit: Sie kann sowohl lebend gebären, als auch Eier legen, was besonders für Evolutionsbiologen interessant ist.

Im Geopark Karnische Alpen sind nicht nur Geologen wegen der Einzigartigkeit der Gesteine unterwegs, auch die Tierwelt weist Besonderheiten auf. Derzeit nehmen drei Studenten der Universität Glasgow unter der Leitung von Hans Recknagel die Karnischen Alpen zwischen Zollner Alm und Hochwipfel genau unter die Lupe. Denn einzigartig in Europa kommen hier Bergeidechsen vor, von denen sich die eine Linie lebend gebärend (vivipare) und die andere eierlegend (ovipar) fortpflanzt. Sonst sind Bergeidechsen südlich der Alpen eierlegend und nördlich der Alpen lebend gebärend.

Die lebend gebärende Fortpflanzung ist eine Anpassung an kalte Umgebungstemperaturen, denn damit wird die Entwicklung der Nachkommen im geschützten Mutterleib unabhängig von der Außentemperatur, durch die Eier erfrieren können. Deswegen sind viele der in den Alpen heimischen Reptilien lebend gebärend. Prominente Beispiele sind die Blindschleiche und die Kreuzotter.

Karnische Alpen Bergeidechse Forscherteam Evolution

Geopark Karnische Alpen

Den Rätseln der Evolution auf der Spur

Die Studenten interessiert nicht nur, welche Fortpflanzungsart vorteilhafter ist. Sie wollen mit ihren Untersuchungen eines der vielleicht größten Rätsel der Evolution lösen: die Entstehung vollkommen neuer Merkmale, wie zum Beispiel den Sprung von Eier legender zur lebend gebärender Fortpflanzung.

Die lebend gebärende Bergeidechsenlinie hat sich erst in den letzten Millionen Jahren von der Eier legenden Linie abgespalten, evolutionär gesehen ist dies ein sehr junger Zeitraum. Beide Formen sind dementsprechend eng miteinander verwandt, und können sich auch miteinander paaren.

Karnische Alpen Bergeidechse Forscherteam Evolution

Geopark Karnische Alpen

Forscherteam: Mark Sutherland, Henrique Leitao, Megan Layton und Hans Recknagel (zweiter von links)

Bei Mischpaaren entsteht Zwischenform

Und gerade diese Mischpaarungen sind für Evolutionsbiologen am interessantesten. Paaren sich eine ovipare und eine vivipare Bergeidechse, sind die Nachkommen weder lebend gebärend noch Eier legend. Es entsteht eine Zwischenform: Die Weibchen legen Eier mit einer dünnhäutigen, fast durchsichtigen Schale ab.

Die Embryonen werden vom Forscherteam genauer genetisch untersucht, um herauszufinden, welches Gen oder welche Gene entscheiden, ob eine Bergeidechse Eier legt oder lebend gebärt. Für die Forscher leitet sich dadurch eine weitere spannende Frage ab, nämlich ob dieselben Gene beim Säugetieren vorkommen – und damit die Frage, ob auch der Mensch eines Tages Eier legen könnte.

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