Lukas Müller: Der Kampf zurück auf zwei Füße

Bis zu acht Stunden täglich trainiert der Kärntner Skispringer Lukas Müller nach seinem schweren Unfall in einer Tiroler Reha-Klinik. Mit viel Ehrgeiz will er „wieder auf die Füße kommen“ und macht dabei gute Fortschritte.

Die Bilder und die Videos vom Sturz des Kärntner Skispringers Lukas Müller knapp vor Beginn der Ski-Flug-WM am Kulm im Jänner schockten viele Menschen. Eine „inkomplette Querschnittslähmung“ wurde bei Müller nach seiner Halswirbelverletzung diagnostiziert – mehr dazu in Müller: Not-OP nach Sturz.

Jetzt sorgte der gebürtige Spittaler mit einem Video erneut für Aufsehen, es war zuletzt eines der meist gesehenen Videos auf Facebook und im Internet. Das Video zeigt Müller im Schwimmbad des Reha-Zentrums in Bad Häring in Tirol, wie er unter Wasser ein paar Schritte geht. Erst am Mittwoch stellte Müller ein weiteres Video online, das ihn bei Gehversuchen mit Gehhilfen zeigt:

Müller wagt erste Gehversuche

Nach täglich stundenlangem Training macht Lukas Müller deutliche Fortschritte.

Primararzt: Große Fortschritte

Bis zu acht Stunden Therapie absolviert Lukas Müller derzeit täglich. Es ist ein langer, harter Weg, den der Skispringer momentan gehen muss, um nach seinem schweren Sturz täglich kleine Fortschritte zu vollbringen, wie zuletzt im Schwimmbecken, wo er unter Wasser erste selbstständige Schritte machen konnte.

„Wunder gibt es schon“, sagte Primar Burkhart Huber vom AUVA Rehazentrum in Bad Häring. Die Fortschritte bei Müller seien jedenfalls groß, intensiv werde an der Verbesserung seines Zustandes gearbeitet. Sehr hilfreich sei, wenn der Patient seinen Zustand akzeptiere und die Familie hinter ihm stehe.

„Eine tägliche Knochenarbeit“

Von einem „Wunder“ will Lukas Müller selbst nicht sprechen, sagte er im ORF-Interview. „Viel Ehrgeiz und Zielstrebigkeit“ sei vielmehr nötig, um bei einer Querschnittslähmung Erfolge zu erzielen. „Ich bin gerne da, aber es ist eine tägliche Knochenarbeit.“ Zumindest im Wasser sei er „wieder auf die Füße gekommen“, sagt Müller.

Lukas Müller Reha Training Fortschritte

ORF

Lukas Müller mit ORF-Redakteur Wolfgang Böhmer

Jetzt will Müller auch außerhalb des Wasserbeckens die nächsten Schritte schaffen. Auch hier gebe es bereits Fortschritte, sagt er. Sein Hauptproblem derzeit: „Der linke Fuß schleift noch nach.“ Voraussichtlich noch bis Mitte Juli wird er seine Therapie in Bad Härding fortsetzen. Ob er das Reha-Zentrum im Rollstuhl oder auf Gehhilfen verlässt, steht noch nicht fest. Ganz klar ist für Müller aber seine „Vision“, wie er es nennt: „Ich will das Reha-Zentrum auf zwei Füßen verlassen.“

Ein Botschafter für Schicksalsgenossen

Der 24-jährige Kärntner geht mit seiner schweren Verletzung und mit seinem Schicksal auch in der Öffentlichkeit sehr offensiv um. Auch wenn es in der Therapie immer wieder Rückschläge gibt, versucht Müller mit seiner Entwicklung und seinen Fortschritten auch den anderen 120 Patienten in Bad Häring Mut zu machen: „Hier gibt es Menschen, denen es weitaus schlechter geht.“

Müller versteht sich deswegen auch als ihr Botschafter, um anderen Menschen Berührungsängste mit Querschnittspatienten zu nehmen und auch für ihre finanziellen Sorgen zu sensibilisieren: „Rollstühle sind wahnsinnig teuer, die Patienten sind auf die Versicherungen angewiesen. Ich sehe da Handlungsbedarf.“

„Das Schicksal akzeptieren“

Trotz aller Zuversicht, es gebe natürlich auch Phasen des Zweifels, so Müller: „Wenn es die nicht gebe, wäre ich ja ein Computer. Man muss das Schicksal aber akzeptieren, alles andere wäre Energieverschwendung.“ Seine bisherigen Fortschritte seien für ihn ein „Startkapital“, jetzt arbeite er auf seine „Vision“ hin.

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