Mehr Hochzeiten und Geburten trotz Krise
Wirtschafts- und Flüchtlingskrise, steigende Arbeitslosigkeit - die Schlagzeilen der vergangenen Monate und auch Jahre lassen die Menschen nicht gerade sorgenfrei in die Zukunft blicken.

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Frau beim Anprobieren von Brautkleidern
Gleichzeitig gibt es erstmals seit langem wieder ein leichtes Plus bei den Geburten. Auch die Zahl der Eheschließungen stieg deutlich. Im Vorjahr trauten sich 2.677 Paare in Kärnten. Das sind so viele wie schon seit zwanzig Jahren nicht mehr.

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Peter Ibounig
Ehe in Krisenzeiten als „Absicherung“
Für Peter Ibounig, den Statistiker des Landes Kärnten, gibt es eindeutig einen Zusammenhang: „Von der Sozialforschung wurde festgestellt, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Leute doch vielleicht eher näher zusammenrücken und aus dem Sicherheitsdenken heraus doch eine Ehe eingehen. Man ist dann doch abgesicherter. Wenn einer arbeitslos wird, ist ein anderer da, der einspringen kann.“
Bei den Geburten sei dieser eindeutige Zusammenhang nicht festzustellen, so Ibounig: „Wir haben europa- und auch österreichweit seit dem Jahr 2000 etwa gesehen, dass die Zahl der Geburten leicht angestiegen sind. In Kärnten war das allerdings erst in den letzten zwei Jahren der Fall.“
Psychologin: Sehnsucht nach Geborgenheit
Statistisch gesehen bekommt in Kärnten eine Frau 1,4 Kinder. Die Tendenz ist leicht und langsam steigend.

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Isabella Valentin-Pretis
Für die Psychologin Isabella Valentin-Pretis liegt der Grund für die Entscheidung zu Hochzeit und Familiengründung in der verstärkten Suche nach Geborgenheit, je unsicherer die Entwicklung in Gesellschaft und Arbeitswelt sei: „Wenn die ganze gesellschaftliche Situation eher instabil ist, wird wieder vermehrt Stabilität gesucht. Es ist eine Rückbesinnung auf die Keimzelle der Gesellschaft, die diese Kraft wieder gibt, dass man Stabilität hat und sich geborgener fühlt. Diese Werte treten dann wieder in den Vordergrund.“

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Babies auf der Geburtenstation
„Familie erlebt neuen Boom“
Die Familie erlebe in Kärnten einen neuen Boom. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten werde verstärkt auf Zusammenhalt im kleinen Kreis gesetzt, so die Psychologin.
In einer guten, stabilen Familie würden die Heranwachsenden ihre Emotionalität wesentlich besser entwickeln, so Valentin-Pretis: „Das hat natürlich wieder Auswirkungen auf die Gesellschaft.“