Schon 1934 erste NS-Opfer im Gailtal

Dieser Tage präsentiert Herausgeber Daniel Jamritsch ein neues Buch, das sich mit der NS-Geschichte des Gailtals beschäftigt. Darunter viele unbekannte Fakten, so gab es bereits 1934 erste NS-Opfer im Gailtal.

Im Zuge der jahrelangen Recherchen zum NS-System im Gailtal wurde von Daniel Jamritsch, Bernhard Gitschtaler, Wilhelm Baum, Karin Koller und Michael Umfahrer eine große Menge an bislang unveröffentlichtem zeithistorischen Material gesammelt und damit der neue Sammelband „Gailtaler Zeitpunkte“ ausgearbeitet.

Fakten zur jüngsten Vergangenheit

Es geht darin es um bislang vernachlässigte oder gar unbearbeitete Aspekte zur jüngeren Vergangenheit des Gailtales. Enthalten ist etwa eine Biographie von Johann Koplenig (geb. 1891 in Jadersdorf), der in Oberkärnten eine Schusterlehre begann, 1918 der KPÖ beitrat und nach den beiden Weltkriegen als hochrangiger kommunistischer Politiker zum Mitbegründer der Zweiten Republik wurde. Der Mauthner Sozialdemokrat und KZ-Überlebende Hans Lagger wird ebenfalls biographiert - besonders ausführlich dokumentiert wird seine Initiative zur Errichtung der Lungenheilstätte Laas.

Gailtaler Zeitpunkte Buch Erinnern Gailtal

Erinnern Gailtal

Hrsg. Daniel Jamritsch, „Gailtaler Zeitpunkte“, Kitab Verlag, 220 Seiten, 22,- Euro.

Bereits 1934 NS-Opfer im Gailtal

Ein umfangreiches Ergänzungskapitel zum 2013 erschienenen Buch „Das Gailtal unterm Hakenkreuz“ widmet sich unter anderem dem NS-Julipitusch und den ersten Gailtaler Todesopfern der Nazis im Jahre 1934. Der Historiker und Verleger Wilhelm Baum stellt in einem Beitrag die Frage über die Beziehung des „Nötscher Kreises“ zum Nationalsozialismus.

Zeitzeugen der Kärntner Slowenen

Karin Koller liefert zwei Zeitzeugen-Interviews zum Partisanenkampf und zur Lage der Kärntner Slowenen im unteren Gailtal. Die Schicksale jener Gailtaler, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert ihre Heimat verlassen mussten, werden in einem Beitrag zur lokalen Migrationsgeschichte erläutert. Bernhard Gitschtaler (Obmann von „Erinnern Gailtal“) schreibt über Schicksale von Gailtaler Auswanderern.

Der Hermagorer und Wahl-Berliner Autor Michael Umfahrer liefert bislang wenig beachtete geschichtliche Hinweise auf die Kärntner Siedlungsgeschichte. Ziel des Buches sei es, einen Beitrag zur Mobilisierung von marginalisierten Wissensformen zu leisten und auf zu Unrecht „vergessene“ Aspekte der Gailtaler und Kärntner Zeitgeschichte zu fokussieren, all das eingebettet in lokale sowie überregionale Zeitgeschichte.

Verein beschäftigt sich mit Aufarbeitung

Den Verein „Erinnern Gailtal“ gibt es seit 2012. Durch Projekte, Publikationen und Aktionen ermöglicht er eine kritische Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte und Gegenwart des Gailtales. Im Vordergrund steht die Aufarbeitung des NS-Terrors und die Erinnerung an dessen Opfer. Das erste Buch war „Das Gailtal unterm Hakenkreuz", gefolgt von "Ausgelöschte Namen“. Seit 2013 wird auch das digitale Archiv „Gailtaler Zeitbilder“ auf Facebook betrieben und der Erinnern-Stadtspaziergang in Hermagor in unregelmäßigen Abständen durchgeführt.

Der kritische Blick auf die Zeitgeschichte solle auch die Brücke zum Hier und Jetzt schlagen, so die Autoren. Vor 100 Jahren waren - angesichts der damals vorherrschenden Wirtschaftskrise - Massen an Gailtalern gezwungen, in fremde Länder auszuwandern, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen.

Links: