Prozess gegen Wettcafe-Räuber vertagt

Der Prozess gegen einen mutmaßlichen Wettcafe-Räuber ist am Mittwoch zur Hörung weiterer Zeugen vertagt worden. Dem Mann wird vorgeworfen im Mai 2014 einen Angestellte mit einer Gaspistole bedroht und beraubt zu haben. Sein Komplize wurde noch nicht gefasst.

Selbstbewusst und lächelnd saß der 21-jährige, gebürtige Kosovare vor dem Schöffensenat unter dem Vorsitz von Richterin Michaela Sanin am Landesgericht Klagenfurt. Er will mit dem Überfall auf das Wettcafe in Klagenfurt St. Ruprecht am 23. Mai 2014 nichts zu tun haben. Die überfallene Kellnerin schilderte vor Gericht noch einmal den brutalen Raubüberfall - mehr dazu in Wettcafé überfallen: Mit Pistole gedroht (kaernten.ORF.at; 23.5.2014).

Sie sagte, der Angeklagte sei öfter in dem Wettcafe in Klagenfurt St. Ruprecht gewesen. Aber nur vor dem Überfall, danach nicht mehr. Eine Kollegin der Überfallenen tippte sofort auf den Angeklagten, denn er soll ihr gegenüber den Raub schon angekündigt haben. Außerdem fand sie auf Facebook ein Bild des Angeklagten, auf dem er mit denselben Schuhen zu sehen ist, die er bei dem Überfall trug. Das Foto wurde vom Angeklagten mittlerweile gelöscht, das Raubopfer hatte die Bilder aber ausgedruckt und legte sie dem Schöffensenat vor. Darüber ärgerte sich der Angeklagte vor Gericht und wurde laut.

Von vier Zeugen belastet

Drei Kosovo-Albaner und ein Cousin des Angeklagten - seine Familie stammt ebenfalls aus dem Kosovo - hatten den Angeklagten zu Beginn des Jahres bei Gericht und bei der Polizei belastet. Die vier Männer wurden wegen schweren Raubs zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. In ihrem Prozess gaben sie an, der 21-jährige Angeklagte hätte die Idee zu ihrem Überfall auf ein Klagenfurter Wettcafe im November 2014 gehabt und den Coup auch geplant. Damals wurden 23.000 Euro erbeutet.

Zeuge verweigerte Aussage

Der Cousin des Angeklagten erklärte damals darüber hinaus auch, sein Verwandter habe ihm erzählt, dass dieser bereits im Mai ein Wettcafe überfallen habe. Tatsächlich war die bis dahin nicht aufgeklärte Tat nach dem gleichen Muster abgelaufen wie jene im November. Eine Mitarbeiterin wurde nach Geschäftsschluss mit vorgehaltener Pistole gezwungen, das Cafe wieder aufzusperren und den Tresor zu öffnen. Im Mai waren rund 30.000 Euro erbeutet worden.

Hauptbelastungszeuge war somit der Cousin des Angeklagten. Er hatte im Frühjahr ausführlich ausgesagt, verweigerte aber am Mittwoch die Aussage. Als Verwandter hat er das Recht dazu. Die anderen drei Verurteilten wollten mit ihrer ursprünglichen Aussage nichts mehr zu tun haben.

„Etwas in den Mund gelegt“

Die Übersetzung sei schlecht, man habe ihnen etwas in den Mund gelegt, ließen sie über den Dolmetscher ausrichten. Auch die Tatsache, dass sie ein Protokoll unterschrieben und ausdrücklich die Richtigkeit des Textes bestätigt hatten, spielte für sie keine Rolle mehr. In ihrer ursprünglichen Aussage hatten sie erklärt, einen Tag nach ihrer Ankunft aus dem Kosovo in Klagenfurt vom Angeklagten mit dessen BMW zum Auskundschaften ins Wettcafe gefahren worden zu sein.

Telefonat mitgeschnitten

Die Vorsitzende des Schöffensenats, Michaela Sanin, hielt dem Angeklagten auch ein mitgeschnittenes Telefonat vor. Darin erzählte der 21-Jährige seinen Bekannten im Kosovo von einer Arbeit, die nur zwei Minuten dauern werde und spricht von „Zwanzig - drei - Null“. Es sei ums Fliesenverlegen gegangen, antwortete der Angeklagte. „Zwei Minuten Fliesenlegen?“, fragte Richter Uwe Dumpelnik. „Und was bedeutet ‚Zwanzig - drei - Null‘?“ „Nichts“, meinte der Angeklagte. „Sie rufen an und sagen ‚Nichts‘? Das sind die Eckdaten des Überfalls vom November 2014!“, warf ihm Dumpelnik vor.

Die im Mai überfallene Mitarbeiterin konnte den Täter nicht identifizieren. Er sei vermummt gewesen und habe nur wenige Worte gesprochen, sagte sie. Der Prozess wurde vertagt - nicht zuletzt wegen der Hitze im Verhandlungssaal. Wann es weitergeht, war zunächst offen. Es sollen weitere Zeugen aussagen, unter anderem die Dolmetscher.