Ende der Milch-Quote: Angst vor Preissturz
Auf Kärntens Milchbauern und Molkereien kommt eine große Änderung zu: Am 1. April fällt die EU-weite Milchquote, die bisher Angebot und Nachfrage ausgleichen sollte. Als sie vor 31 Jahren eingeführt wurde gab es „Butterberge“ und „Milchseen“ in Europa. Jetzt steigt weltweit die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten. Europas Bauern sollen von neuen Exportchancen profitieren, so die Hoffnung der Agrar-Politik.
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Bauern befürchten unkontrolliertes Wachstum
Manche Bauern fürchten einen Verfall der Milchpreise. Sie dürfen künftig so viel Milch sie wollen an die Molkereien liefern, wenn diese die Menge abnehmen. Bisher legte die Milch-Quote eine Milch-Obergrenze fest. Der Landwirt Josef Straßonig aus Moosburg war bisher mit dieser Liefermenge zufrieden. Hätte er mehr geliefert, hätte er Strafen gezahlt. Viele Bauern in Österreich nahmen dies in Kauf. Jetzt fällt die Quote und mit ihr viel Bürokratie weg. Dennoch kann sich Josef Straßonig nicht darüber freuen: „Wenn die Menge unkontrolliert wächst, befürchte ich, dass es einen Preisverfall gibt. Dann kann man nicht überleben.“
Hof-Vergrößerung nicht für alle realistisch
Experten rechnen damit, dass viele Bauern ihre Höfe jetzt weiter vergrößern, während vor allem in Berglagen noch mehr kleinere Höfe aufgeben müssten. Der Moosburger Bauer Josef Straßonig hat 60 Milchkühe in seinem Stall, mehr kommen für ihn nicht in Frage: „Es wäre mir garnicht möglich, das mit den Arbeitskräften, die ich zur Verfügung habe, zu bewerkstelligen. Die Großbetriebe in Deutschland mit 200 Kühen stocken um hundert Prozent oder oft sogar um das Dreifache auf. Das ist bei uns schon aufgrund der Flächensituation nicht möglich.“
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Kärntner Milch: Zehn Prozent mehr Milch
Insgesamt werde kärntenweit die Milch-Liefermenge steigen, heißt es von der Kärntner Milch in Spittal an der Drau. Sie wird mehr Milch als bisher verarbeiten, sagte Geschäftsführer Helmut Petschar: „Wir rechnen, dass etwa zehn Prozent, also rund zehn Millionen Kilogramm Milch pro Jahr, mehr zu verarbeiten sein werden. Ich denke, dass wir entsprechend vorbereitet sind. Wir haben die Investitionen in den vergangenen Jahren dahingehend ausgerichtet, dass wir die Milch entsprechend verarbeiten können. Ich glaube, dass auch die Bauern entsprechend vorbereitet sind.“
Die Kärntner Milch setzt vor allem auf gentechnikfreie Bio-Produkte und rechnet mit steigenden Exporten, so Petschar: „Wenn es in Europa zu mehr Milch kommt kann es durchaus auch Preisdurck geben. Ich denke, dass die Marktaussichten mittel- und langfristig positiv für die Milchproduktion sind. Die Weltbevölkerung steigt jährlich, 80 Millionen Konsumenten kommen hinzu.“
Preispolitik hängt von Nachfrage ab
Die Kärntner Milch hoffe daher nach eigenen Angaben, den Bauern wie derzeit 38 Cent pro Kilo Milch zahlen zu können. Wie sich der Milchpreis - letztlich auch für die Verbraucher - entwickelt, hängt von der weltweiten Nachfrage und nicht zuletzt von dem Preiskampf im Handel ab.