Balkan-Einsätze: Viele Extremsituationen

Die Hochwassersituation in Süd-Osteuropa bleibt angespannt. Mittwochfrüh sind die ersten Kärntner Retter vom Einsatz zurückgekehrt, sie berichten von dramatischen Momenten. Dienstag brachen neue Hilfstrupps aus Kärnten in das Katastrophengebiet auf. Die Wasserrettung will ihre Einsatz exakt analysieren.

Die Hochwassersituation in Südosteuropa entspannt sich noch nicht: In Bosnien-Herzogowina und in Serbien verwüstete das Hochwasser ganze Landstriche. Aus vielen Ländern sind Retter an Ort und Stelle, um zu helfen und die ärgste Not zu lindern. Unter den vielen Hilfskräften befinden sich auch mehr als 60 Feuerwehrleute aus Österreich. Seit Sonntag sind auch Kärntner Hilfsmannschaften von Feuerwehr und Wasserrettung in den betroffenen Gebieten. Am Dienstag gab es die erste Ablöse der Kärntner Hilfskräfte, eine neue Abordnung der Wasserrettung machte sich auf den Weg in die Krisenregion – mehr dazu in Bosnien: Weitere Hilfe angefordert.

Hochwasser

ORF

„Das Wasser stand Opfern bis zum Hals“

Die ersten zwölf Helfer der Kärntner Wasserrettung trafen Mittwochfrüh erschöpft aus Bosnien wieder zu Hause ein. Sie waren unter anderem in der Stadt Orasje im Einsatz. Die Lage im Katastrophengebiet habe sich noch lange nicht entspannt, sagt Einsatzleiter Walter Leopold: „Die Stadt ist überflutet, die Dämme brechen.“ In den letzten Tagen haben die Kärntner Helfer mit ihren Booten Sandsäcke angebracht und Menschen evakuiert. Die Situation war teils dramatisch, schildert Leopold: „Menschen standen bis zum Hals im Wasser, als wir sie schließlich bergen konnten.“

Bruno Rassinger von der Wasserrettung schildert: „Viele Leute wollten sich gar nicht evakuieren lassen, man muss die Leute dann zurücklassen. Es sind eigentlich nur wenige mit aus den Häusern gegangen. Man kann die Leute nicht zwingen. Die Möglichkeit, dass das Wasser sinkt besteht. Als wir am nächsten Tag wieder in den Dörfern waren, haben sich einige Leute dann doch evakuieren lassen.“

Kräfteraubender Einsatz

Zunächst wurden die Menschen in die Volksschule gebracht. Als auch diese geflutet wurde, mussten die Menschen erneut in Sicherheit gebracht werden. Für die Kärntner Helfer war es jedenfalls ein sehr anstrengender Einsatz, so Leopold. Gleich nach der Ankunft galt es die ersten Menschen zu bergen, Pausen und Schlaf gab es kaum.

Bruno Rassinger beschreibt die Einsätze: „Wir waren die erste Eingriffsgruppe und nur für die Personenrettung zuständig. Es war schwierige in die Dörfer hineinzukommen. Zunächst ist das Wasser gar nicht so tief, wir mussten die Bote ziehen und das kostet sehr viel Kraft. Später in den Dörfern wird das Wasser bis zu 2,5 Meter tief.“

Kärntner Feuerwehren weiter in Einsatz

Walter Kofler ist der Wasserdienstbeauftragte des Landes, er koordiniert den Einsatz der heimischen Feuerwehren. Diese bleiben vorerst in den betroffenen Gebieten, sagt er. Gemeinsam mit Kollegen aus Salzburg und Oberösterreich sind Kärntner Feuerwehrleute in Serbien im Hilfseinsatz, drei Feuerwehren mit zwei Booten sind aus Kärnten vor Ort. Sie sind mit Hochleistungspumpen im Einsatz und versorgen die Menschen mit Nahrung, Wasser und Hilfsgütern. Wann die heimischen Feuerwehren zurückkehren, stehe noch nicht fest, sagt Kofler. Sollte sich der Wasserpegel um 60 Zentimeter senken, werden die Einsatzkräfte zurückbeordert.

Heinz Kernjak, der Landesleiter der Kärntner Wasserrettung, erklärt die weitere Vorgangsweise: „Wir schauen jetzt, dass die zweite Truppe aus Bosnien heimkehrt. Es wird dann Briefings geben, wir haben bei unseren Einsätzen sehr viel gelernt, es war ja unser erster Auslandseinsatz. Wir werden sicher auch Verbesserungen vornehmen. Den Katastrophenhilfszug gibt es ja erst seit einem Jahr. Das beschädigte Material muss auch ersetzt werden. Wir von der Wasserrettung sind auf die Personenrettung ausgelegt. Dafür haben wir eine spezialisierte Truppe. Für die Aufräumarbeiten sind wir aber nicht zuständig, wir haben dafür auch nicht das entsprechende Material.“

Kärntner Bundesheer-Pilot im Einsatz

Das Kärntner Bundesheer schickte auch einen Piloten in das betroffene Gebiet. Er hilft, Hilfsgüter und Ärzte ins Katastrophengebiet zu bringen. Insgesamt stehen vier Hubschrauber im Einsatz. Außerdem helfen 40 Bundesheersoldaten mit, die ohnehin in Bosnien ihren Auslandsdienst versehen. 800 Menschen evakuierte allein das Bundesheer im Katastrophengebiet, hauptsächlich Verletzte, Schwangere und Dialysepatienten.

Keine Entspannung bis zum Wochenende

Allein in Bosnien sind eine Million Menschen vom Hochwasser betroffen, hier wurden hunderttausend Häuser zerstört. Auch in Serbien wächst die Gefahr von Überflutungen, entlang des Flusses Save drohen Dämme zu brechen, neue Flutwellen werden erwartet. Der Rückstau und die vollgesogenen Dämme verstärken das Problem weiter. In Serbien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien befinden sich mehrere tausend Menschen auf der Flucht. Der ORF und zahlreiche Hilfsorganisationen haben Spendenkonten eingerichtet – mehr dazu in Spenden für Flutopfer in Südosteuropa.

Das Wasser wird weiter steigen - entlang der Donau und der Save. Am Freitag erst sollen die Pegelhöchststände erreicht werden.

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