„Fensterbohrer“ von Polizei gefasst

Ein in ganz Europa gesuchter Serieneinbrecher ist mit Hilfe der Kärntner Polizei gefasst worden. Der Mann, der als „Fensterbohrer“ berüchtigt war, soll seit 1997 hunderte Einbrüche vorwiegend in Wohnhäuser verübt haben.

Der Einbrecher wurde aufgrund seines Modus operandi der „Fensterbohrer“ genannt - seit 16. Oktober sitzt der tatverdächtige Kosovare nun in Haft. Erwischt wurde der Mann an der slowenisch-kroatischen Grenze, wobei Beamte aus Kärnten maßgeblich an der Festnahme des 45-Jährigen mit Wohnsitz in Frankreich beteiligt waren. Aufgrund von Spuren konnten dem Verdächtigen bis jetzt 38 Einbrüche in Österreich, in Deutschland, in der Schweiz und in Slowenien beweiskräftig nachgewiesen werden. Wie viele Einbrüche wirklich auf das Konto des Kosovaren gehen, lässt sich laut den Ermittlern nur schwer schätzen, man geht aber von mehreren Hundert aus.

Grafik Tatorte des Fensterbohrers

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Eine Grafik der Tatorte, an denen DNA-Spuren des „Fensterbohrers“ sichergestellt werden konnten.

Einfache, aber wirkungsvolle Methode

Der Verdächtige ging immer nach derselben, einfachen aber wirkungsvollen Methode vor, erklärte Markus Plazer, stellvertretender Leiter der Kriminalabteilung: Er bohrte mit einem Handbohrer in den Fensterrahmen knapp unter dem Griff ein Loch, fuhr mit einem gebogenen Draht durch das Loch und drückte damit den Griff nach oben. Ein nächtlicher Einbruch dauerte auf diese Weise oft nur Minuten, dass Personen im Haus schliefen, kalkulierte der Einbrecher mit ein. Er ging sogar so weit, die Sparschweine aus den Kinderzimmern zu stehlen, während die Kinder darin schliefen.

Sichergestelltes Werkzeug des Fensterbohrers

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Das sichergestellte Werkzeug des „Fensterbohrers“.

Mitgehen ließ der Mann vor allem Schmuck und Bargeld, teure elektronische Geräte ließ er bewusst zurück. Hauptsächlich schlug er bei Häusern an den Hauptverkehrsrouten zu. In Österreich war der Einbrecher in Kärnten, Tirol, Salzburg und der Steiermark „tätig“. Allein in den letzten zwei Jahren soll er in Kärnten etwa hundert Einbrüche verübt haben, der erste datiert aus dem Jahr 1997. Zu Spitzenzeiten soll er bis zu 35 Einbrüche in der Woche begangen haben.

Wachhunde schlugen nie an

Binnen einer Woche oder zehn Tagen verübte er mehrere Dutzend Einbrüche in einem Bundesland, dann verschwand er wieder monatelang. Bei seinen Einbrüchen in Wohnhäusern war es dem „Spezialisten“ oft egal, ob die Bewohner anwesend waren, sagte Gerhard Krassnig vom Landeskriminalamt. Mehrmals wurde der Mann bei seinen Einbrüchen daher auch von den Hausbesitzern überrascht, jedes Mal gelang ihm aber die Flucht. In keinem einzigen Fall wendete der Mann Gewalt an.

Bis heute unklar ist den Ermittlern, wie es der Einbrecher schaffte, auch in solche Wohnungen und Häuser unbemerkt eindringen zu können, in denen Hunde gehalten wurden. „Die Hunde haben nie gebellt, wie er das gemacht hat, wissen wir nicht“, sagte ein Ermittler.

Durch DNA-Spuren überführt

Der mutmaßliche Täter sitzt in der Justizanstalt Graz in Haft, überführt wurde er nach 16 Jahren anhand von insgesamt 38 DNA-Spuren. Im Lauf der Jahre konnten mehrfach biologische Spuren gesichert werden, ein Dutzend in Österreich, 15 in Deutschland und etliche in der Schweiz und Slowenien.

„In Deutschland hatten die Kollegen einen Namen zu den Spuren, auf unsere Bitte hin wurde dann ein Rechtshilfeansuchen an Frankreich gestellt, wo der Verdächtige wohnhaft war“, sagte Krassnig. Im Frühjahr sei bei dem Mann dann ein DNA-Abstrich gemacht worden, der sich als Volltreffer herausstellte. Also wurde ein internationaler Haftbefehl erwirkt.

Suche nach Komplizen läuft

Die Polizei geht davon aus, dass der 45-Jährige bei einigen Einbrüchen Komplizen hatte. Die Ermittlungen laufen noch, ein Verdächtiger konnte in der Schweiz festgenommen werden. Ob man dem Mann mehr als die Einbrüche nachweisen wird können, bei denen er Spuren hinterließ, ist offen. „Er spricht nicht mit uns“, meinte Krassnig. Ob er irgendwann doch ein Geständnis ablegen wird, steht derzeit in den Sternen.

Für die Serieneinbrüche ist offiziell die Staatsanwaltschaft Graz zuständig, weil die ersten, dem mutmaßlichen Täter zuzuordnenden Delikte in der Steiermark verübt worden waren. Der Schaden den der „Fensterbohrer“ angerichtet hat, soll mehrere Hundertausende Euro betragen.

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