Jede zweite Frau in Teilzeitjob

Fast jede zweite Frau in Kärnten arbeitet Teilzeit. Die Arbeiterkammer Kärnten warnte am Freitag erneut vor Teilzeitarbeit als Falle bei Pension und Arbeitslosengeld. Auch einen Privatkonkurs können sich viele Teilzeitbeschäftigte nicht leisten.

Generell gesehen sei Teilzeitarbeit nichts Schlechtes, sagte Arbeiterkammerpräsident Günther Goach gleich zu Beginn der Pressekonferenz. Dennoch seien Frauen am Arbeitsmarkt Männern gegenüber oftmals benachteiligt, vor allem in den Teilzeitarbeitsmodellen. Aber fast jede zweite Frau in Kärnten arbeitet in Teilzeit, rund 49.200. Viele verdienen nicht mehr als 900 Euro brutto im Monat.

Frauen verdienen um 34 Prozent weniger als Männer, sagte Arbeitsrechtsexpertin Michaela Eigner: „Frauen verdienen nicht nur weniger, weil sie in Teilzeit arbeiten, sondern weil der Bruttostundenlohn geringer ist, als jener der Vollzeitbeschäftigten.“ Kommen durch Scheidung oder Bürgschaften noch Schulden dazu, wird es noch schwieriger, denn oft können sie sich durch das geringe Einkommen nicht einmal durch Privatkonkurs entschulden.

Knackpunkt Kinderbetreuung

Dadurch steige auch die Armutsgefährdung in Kärnten. Weitere Probleme können bei den Pensionen auftreten, denn halber Lohn durch Teilzeit bedeute auch halbe Pension im Alter. Auch das Arbeitslosengeld fällt deutlich niedriger aus als bei Vollzeitbeschäftigten. Viele Frauen in Kärnten würden unfreiwillig in Teilzeit arbeiten, sie würden indirekt dazu gezwungen, sagte Goach: „Das Entscheidende ist, dass viele Frauen auch in Absprache mit den Unternehmen Vollzeit arbeiten könnten, aber die entsprechenden Rahmenbedingungen fehlen, wie beispielsweise Kinderbetreuungseinrichtungen.“

Pflege vor allem weiblich

Auch die Pflege von alten und betreuungsbedürftigen Familienangehörigen entfalle laut Arbeiterkammer zum Großteil auf Frauen. Aus diesem Grund werden Teilzeitarbeitsmodelle vermehrt nachgefragt. Um der Teilzeitfalle für Frauen entgegenzusteuern erstellte die Arbeiterkammer einen Forderungskatalog mit acht Punkten aufgestellt, sagte Goach. Wesentliche Punkte seien Investitionen in Kinderbetreuung und bedarfsgerechte Pflegeeinrichtungen.

Im Handel am meisten Teilzeitjobs

Goach forderte auch die Abschaffung des Pflegeregresses, eine bessere Anrechnung von Kindererziehungs- und Pflegezeiten im Pensionssystem, einen Rechtsanspruch auf Rückkehr in einen Vollzeitjob, einen Ausbau der Väterkarenzmodelle und gleiches Geld für gleiche Arbeit. Die höchste Teilzeitquote gibt es in Kärnten im Handel. Dort arbeitet mehr als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen in Teilzeit. Auf Platz zwei liegen Berufe im Gesundheits- und Sozialbereich.

Privatkonkurs für viele nicht leistbar

Kommen zum geringen Einkommen der Teilzeitbeschäftigten noch Schulden dazu, etwa verursacht durch Scheidung, Kreditbürgschaften oder Bestellungen bei Versandhäusern, werde die Situation prekär, sagt Arno Ruckhofer vom Alpenländischen Kreditorenverband. Denn viele könnten sich nicht einmal durch einen Privatkonkurs entschulden.

Um das Verfahren ins Laufen zu bringen, sei ein Kostenvorschuss von 500 Euro nötig. Und schon daran scheitern viele. Im Normalfall stimmen die Gläubiger einem Zahlungsplan nur zu, wenn in Summe zehn Prozent der Schulden zurückgezahlt werden, sagt Ruckhofer. Trotzdem empfiehlt er allen Betroffenen, den Antrag auf Privatkonkurs zu stellen. In vielen Fällen würden die Gläubiger nämlich schon Rückzahlungsraten von 50 bis 70 Euro pro Monat akzeptieren.

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