Tauziehen um Land-Apotheken

Apotheken am Land sind begehrt: sowohl Ärzte als auch Pharmazeuten wollen Patienten mit Medikamenten versorgen. Sperrt eine Apotheke auf muss der Landarzt seine Hausapotheke binnen drei Jahren zusperren.

Nach einem Urteil des Verfassungsgerichtshofes müssen Ärzte ihre Hausapotheken innerhalb von drei Jahren schließen, wenn eine öffentliche Apotheke im Ort aufsperrt. Bisher gab es eine Frist von zehn Jahren. Die Apotheker verweisen auf ihren Versorgungsauftrag, die Ärzte warnen hingegen davor, dass Kassenstellen auf dem Land nicht mehr nachbesetzt werden könnten, wenn die Einnahmequelle Hausapotheke wegfällt. Jüngster Streitfall ist die Marktgemeinde Grafenstein.

Diagnose und Medikamente aus einer Hand

Bei Landarzt Robert Sucher bekommen Patienten alles aus einer Hand: sowohl die Diagnose als auch die Medikamente aus der ärztlichen Hausapotheke. Doch damit könnte es bald vorbei sein. Denn ein Apotheker hat eine Konzession beantragt und will eine öffentliche Apotheke in Grafenstein aufsperren. Rechtlich zulässig ist das, weil es neben Robert Sucher einen zweiten Kassenarzt in der Gemeinde gibt. Falls die neue Apotheke aufsperren darf - das hängt auch davon ab, ob sie einer anderen Apotheke wie jener in St. Kanzian oder in Klagenfurt-Ebenthal in die Quere kommt - muss Landarzt Sucher seine Hausapotheke schließen.

Praxis Landarzt mit Hausapotheke

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Hausapotheke hält 24 Stunden „geöffnet“

Der Landarzt bezweifelt, dass eine öffentliche Apotheke in Grafenstein 24 Stunden für die Patienten erreichbar ist. Sucher führt seine Hausapotheke seit fast 30 Jahren, vielen seiner bettlägrigen Patienten bringt er Pillen und Tropfen bei Hausbesuchen mit.

Landarzt Robert Sucher

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Landarzt Robert Sucher

„Der Apotheker müsste 24 Stunden an Sonn- und Feiertagen da sein, wie wir das als Hausapotheker sind – aber das wird sich für so eine kleine Gemeinde nicht rechnen“, sagt Sucher.

„Nachwuchsprobleme bei Landärzten“

Die Patienten müssten dann selbst nach St. Kanzian oder Klagenfurt fahren. Die Landarztpraxis selbst würde mit der Hausapotheke einen Umsatzbringer und ein wirtschaftliches Standbein verlieren.

Sucher: „Es hätte dann sicherlich zur Folge, dass die Kassenstelle hier natürlich an Attraktivität verlieren würde. Es gibt generell ein Nachwuchsproblem an Jungmedizinern und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand nach Grafenstein kommen wird, ist mit Hausapotheke weit höher als ohne."

Apotheker: Vielfalt und pharmazeutische Beratung

Die Apotheker sehen für die Patienten keine bitteren Pillen, sondern größere Auswahl und Beratung durch ihre Präsenz gewährleistet. Der Landärzteschwund hänge mit anderen Gründen wie dem Ärztemangel zusammen.

Apotheker Paul Hausner

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Paul Hausner von der Apothekerkammer

Apothekerkammer-Präsident Paul Hauser unterstützt jenen Kollegen, der in Grafenstein eine Apotheke aufsperren will: „Wenn zwei Ärzte Platz haben in einem Ort, dann ist der Ort groß genug und es zahlt sich wirtschaftlich aus. Dann ist es auch für die Bevölkerung gut, wenn es eine größere Angebotspalette gibt. Wir haben natürlich die größere Angebotspalette und bieten pharmazeutische Beratung."

Neben Grafenstein wird auch in Maria Rain um die Apotheke gerungen. Neue Apotheken-Genehmigungen gibt es bereits in Maria Saal, Bad Eisenkappel und Winklern im Mölltal.