Virunum: Antikes Bischofszentrum entdeckt
Die freigelegten Fundstücke verraten mehr als ein Laie auf den ersten Blick vermuten könnte. An der Kirchenarchitektur und den Ausgrabungsgegenständen lässt sich ablesen, wie die Menschen vor 1.600 Jahren gelebt haben.
ORF
Kirche aus dem vierten Jahrhundert
Ausgrabungsleiter Heimo Dolenz: „Wir haben festgestellt, dass es sich um einen etwa einen Dreiviertel Hektar großen episkopalen Komplex handelt, einen Bischofspalast einer Doppelkirchenanlage. Mit einiger Wahrscheinlichkeit handelt es sich hier sogar noch um eine dritte Kirchenanlage.“
In dem Material, das aufgeschüttet wurde, habe sich kein einziges Fundstück befunden, das jünger als 1.700 Jahre sei. Dolenz: „Aus Baugruben für die 110 Zentimeter starken Mauern der Bischofskirche sind Funde heraus gekommen, die maximal bis ins Jahr 350 reichen, so dass wir sagen können, dass diese Anlage sehr früh datiert. Diese Kirche wird in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts errichtet worden sein.“
ORF
Ab Oktober Untersuchungen mit Georadar
Die Reste der einst 7.500 Quadratmeter großen Anlage liegen nur 30 Zentimeter unter der Erdoberfläche. Im Oktober sollen die jetzt gewonnenen Erkenntnisse durch Untersuchungen mit dem Georadar erweitert werden.
Noch heute ist Virunum ein offizieller Bischofsitz. Bischof Alois Schwarz: „Wir als Kirche haben großen Respekt vor jenen, die hier die Forschung leiten. Wir werden das ideal unterstützen und ich denke, wir werden es auch durch Gottesdienste, die wir hier im Freien feiern, bewusst machen, dass die Kirche hier eine Geschichte hat.“
ORF
Einer der wichtigsten Ausgrabungen Österreichs
Anders als in Aquilea oder Genf wurde der Bischofssitz bei Virunum nicht von modernen Kirchenbauten überlagert und ermöglicht so neue Einblicke in die Geschichte des frühen Christentums.
Archäologe Karl Strobel: „In historischer Hinsicht stehen wir hier an einem der wichtigsten Grabungspunkte Österreichs. Weil wir hier sowohl für die Geschichte des Christentums im gesamten Alpenraum, als auch für die Geschichte Kärntens wesentliche, neue Ergebnisse erzielen.“