Alpenfeuer mit „Mazzen-Spiel“

Am 11. August werden wieder tausende Menschen zwischen Wien und Nizza an der Aktion „Feuer in den Alpen“ teilnehmen. Am Dobratsch, dem größten Feuer der Ostalpen, wird zum „Mazzen-Spiel“ gegen korrupte Politiker geladen.

Begonnen hat alles vor nunmehr 27 Jahren im schweizerischen Val Madris. Als Protest gegen die Zerstörung ihres Tales entzündeten 1985 „neunundachtzig Frauen und Männer“ das erste Feuer in den Alpen. Die Flammen breiteten sich im wahrsten Sinne des Wortes rasch aus und kurze Zeit später brannten die Feuer im gesamten Alpenraum.

Die Alpen sind bedroht

Vom einfachen Holzstoß bis hin zu kunstvoll geformten Symbolen und mit Fackeln in die Berge „geschriebenen“ Forderungen wird auch heuer wieder symbolisch auf die Bedrohung des Lebensraumes „Alpen“, etwa durch den Transitverkehr, hingewiesen.

Die Umweltaktion soll nicht zuletzt auch ein Zeichen für die Gemeinsamkeiten der Menschen in den Alpen sein und die Bereitschaft unterstreichen, die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Es sind Einzelpersonen ebenso wie Vereine und Initiativen, die in ihrer Region die Feuer organisieren.

Traditionsfeuer behördlich erlaubt

Seit 18 Jahren macht Gerhard Leeb ein Feuer auf der Rosstratten unter dem Dobratsch. Ein großes Feuer anzuzünden war immer nur zu bestimmten Zeiten erlaubt, zur Sommersonnenwende zum Beispiel. Damit die Almen frei bleiben, wurde Schwendtholz gesammelt. Neu ist, dass das Feuer in den Alpen nunmehr wie ein Osterfeuer zur Kärntner Tradition gehört, er habe das Einverständnis von Landeshauptmann Gerhard Dörfler, so Leeb.

Festgeschriebene Ziele

Die gemeinsamen Ziele der Alpenfeuer wurden bereits 1991 festgeschrieben: „Die Alpen sind eine uralte Landschaft, ihr Eigenwert ist das im Laufe der Generationen langsam Gewachsene: Ob Boden, Pflanzen, Lebewesen, was hier Bestand hat, hat einen langen Weg hinter sich. Jeder schnelle, unausgewogene Eingriff in diesen Lebensraum wirkt zerstörerisch. Diese Eigenart und diesen hiesigen Wert der Zeit gilt es wahrzunehmen und zu achten.

Leeb: „Ich habe es natürlich nur für mein Feuer ansuchen können, aber es ist jetzt als Gesetz so ausformuliert, dass jeder, der am 2. August ein Feuer in den Alpen anzünden will, es so hoch machen darf, wie er will. Die einzige Ausnahme ist, wenn die Bezirkshauptmannschaft wegen Trockenheit Feuer überhaupt verbietet“.

Die Mazze: 1550 verboten

Urkundlich bezeugt ist die Mazze erst 1488. Ihre prominentesten „Opfer“ waren 1496 Bischof Jost von Silenen, 1517 Kardinal Matthäus Schiner und 1527 der Söldnerführer Georg Supersaxo. 1550 gelobten die Zenden, in Zukunft weder Mazzenspiel noch Gewalt zu brauchen, und 1560 erliess der Landrat ein
formelles Verbot.

Der Dobratsch „brennt“

Wie viele Feuer am Abend in Kärnten brennen werden, bleibt also offen. Es gibt keine zentrale Stelle, bei der man sich melden kann oder muß.

Auf der Rosstratten treffen sich am Samstag je nach Wetterlage ein paar Dutzend Menschen oder auch mehrere hundert. Entzündet wird dieses zentrale Alpenfeuer um 20.00 Uhr. Ab 17.30 Uhr verkehrt ein Gratis-Shuttlebus von der Alpen-Arena aus.

Aktion gegen korrupte Politiker

Einerseits stehen die lodernden Mahnmale für ein Thema - heuer wieder gegen den zunehmenden Transitverkehr - andererseits auch für lokale Probleme. Zu diesem Zweck wird in diesem Jahr mittels Kunstaktion ein knapp fünfhundert Jahre altes Kultobjekt gegen Tyrannei wiederbelebt, dessen Ursprung im Wallis liegt: Die Mazze - ein Holzstamm mit eingeschnitztem menschlichem Antlitz und fratzenhaften Zügen.

Alpen-Voodoo? - Wurzeln, statt Haare

Leeb: „Das ist ein Baumstamm, der verkehrt aufgestellt wird - so dass die Wurzeln ungefähr die Haare darstellen und die Mazze wie eine menschliche Figur erscheint. Dann stellte sich früher ein Mazzen-Meister dazu, der erklärte, dass der Bischof nicht mehr tragbar für den Kanton sei. Er fragte dann die Umstehenden - wer auch dieser Meinung sei, solle einen Nagel in den Baumstamm, die Mazze schlagen: Wenn alle ihre Meinung kundgetan haben, verschwindet die Mazze“.

Die Mazze vom Dobratsch allerdings nicht: sie soll laut Gerhard Leeb nach dem Alpenfeuer am Samstag nach Klagenfurt gebracht werden.

Link:

  • Feuer in den Alpen(www.feuerindenalpen.org)