Umweltschützer landete einst in Anstalt

Naturschutz ist keine Erfindung der Neuzeit: Schon in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts wehrte sich der Paternioner Bezirksförster Stefan Durchschlag gegen Raubbau am Wald. Er stellte sich gegen den Adel und wurde dafür in die Psychiatrie eingewiesen. Sein Schicksal ist bis heute ungewiss.

Laut dem Chronisten Gernot Rader war Durchschlag nicht nur ein Idealist, sondern auch einer, der seinen Beruf sehr ernst nahm: „Unter anderem musste er kontrollieren, wie viel Holz aus den Wäldern herausgeschlagen wurde. Damals waren die Wälder viel gefährdeter als heute, der Bestand war geringer und der Bedarf größer.“ Das wisse heute kaum noch jemand.

Förster ging gegen Baron vor

Für den Förster war es wichtig, auf den Wald aufzupassen. Als der damalige Baron Alexander Aichelburg um eine Schlägerungsbewilligung von 1.000 Festmeter Holz ansuchte, schritt der Förster ein und beantragte, dass nur 600 Festmeter geschlägert werden durften.

Sendungshinweis:

„Kennst Du Kärnten“, 10. Jänner 2019

Das gefiel dem Großgrundbesitzer überhaupt nicht und er holte zum Gegenschlag aus. Er ließ 2.000 Festmeter Holz schlägern. Durchschlag seinerseits war laut Historiker Rader darüber erzürnt: „Er hat das bei der Landesregierung angezeigt und beantragt, das Holz zu beschlagnahmen. Aber es passierte nichts. Er wurde so zornig, dass er der Bezirksforstdirektion Villach schrieb, er könne seinen Dienst so nicht verrichten und er werde die Forstaufsicht selbst übernehmen.“

In Landesirrenanstalt eingeliefert

Das war aber zuviel an Aufmüpfigkeit gegenüber der Obrigkeit, sagte Rader. Der Förster wurde in die damals so genannte Landesirrenanstalt eingeliefert. Davon bekam die Presse Wind und machte den Fall publik: „Den Begriff Umweltschützer hat es damals noch nicht gegeben, aber es gab zahlreiche Artikel darüber, wie mit dem Förster umgegangen wurde.“ Doch der Skandal habe die Obrigkeit laut Rader wenig gekümmert. Der Landtag befasste sich zwar mit den Schlägerungen, doch der Förster blieb in der Anstalt.

Gernot Rader Historiker

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Historiker Gernot Rader

Schicksal bleibt bis heute ungewiss

Ihm gelang zwar einmal die Flucht, aber er wurde erneut inhaftiert und nach Wien zu Professor Julius Wagner-Jauregg geschickt. Dieser erklärte den mittlerweile Ex-Bezirksförster für unzurechnungsfähig und empfahl, den Aufenthalt in der Anstalt zu verlängern. Die „Kärntner Tagespost“ titelte damals in einer Ausgabe „Ein Hilfeschrei aus tiefster Not - das größte Schandmal unserer Zeit“.

Es gab ein Erbarmungsersuchen an den damaligen Landeshauptmann Vinzenz Schumy (KBB-Kärntner Bauernbund), das brachte aber keinen Erfolg. 1927 endete die Berichtstattung in den Medien abrupt. Rader: „Ich war trotz vieler Recherchen nicht in der Lage zu erfahren, ob er jemals wieder in Freiheit kam, oder ob er seine Frechheit mit einem Leben in der Irrenanstalt büßen musste.“