„Aufgezeigt“: Hohe Kosten nach Notoperation

Edeltraud Schmied aus Passering leidet seit gut 20 Jahren an Parkinson und Skoliose, nur eine riskante Operation bewahrte sie vor dem Rollstuhl. Nach einem Sturz musste sie notoperiert werden und sitzt nun auf 31.000 Euro Kosten, die zunächst keiner übernehmen wollte.

Edeltraud Schmied hat jeden Tag Schmerzen. Mit Rollator und Rückenschutz ist sie aber noch mobil. Ihr Mann Reinhard begleitet seine Frau liebevoll, die erwachsenen Kinder helfen auch mit. So schafft Edeltraud Schmied den Alltag noch. 2016 hatte sie nur eine Möglichkeit: Sie musste sich einer hochriskanten Operation unterziehen, um ihre um sieben Zentimeter verschobene Wirbelsäule gerade zu richten und dem Rollstuhl zu entgehen.

Aufgezeigt Kosten Operation Rampe Reinhart und Edeltraud Schmied

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Reinhard und Edeltraud Schmied

Edeltraud Schmied blickt zurück: „Mein Arzt hat gesagt, in Kärnten operiert mir das keiner. Dann sind wir auf die Suche gegangen, haben Wien-Speising kontaktiert. Sobald die gehört haben, dass Parkinson mit dabei ist, war es aus. Wir haben noch einen zweiten Termin in Innsbruck gesagt, der Arzt hat nach längerem Überlegen gesagt, er macht es.“ Er war der einzige Arzt, der diese Operation wagte. Der Chirurg stützte die Wirbelsäule mit zwei Titanstangen und unzähligen Verschraubungen.

aufgezeigt Parkinson Behandlungskosten keiner zahlt

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Durch Sturz brach Konstruktion im Rücken

Ein Jahr nach der geglückten Operation stürzte Edeltraud Schmied, der Aufbau brach. Die Familie kontaktierte sofort den Chirurgen aus Innsbruck. Er hatte sich aber in der Zwischenzeit selbstständig gemacht und operierte nur noch in der Privatklinik Hochrum. „Weil wir keine Zeit gehabt haben, das lange zu überdenken, haben wir uns mit den Kindern zusammengesetzt und haben gesagt, ok, wir stehen zusammen und machen das“, so Edeltraud Schmied. Die Operation dauerte elf Stunden. Laut Reinhard Schmied gehen die Schrauben zehn Zentimeter durch Wirbel, das Becken sei gedübelt worden. „Kein Wunder, dass das nicht jeder kann.“

Aufgezeigt Kosten Operation Rampe Schmied

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Röntgenbilder der Wirbelsäule

Nicht privatversichert

Rund 29.000 Euro an Kosten fielen für zehn Tage Aufenthalt und Notoperation in der Privatklinik Hochrum an. Nach Abzug der Gebietskrankenkassenleistung blieben 25.000 Euro übrig, die von der Familie finanziert werden müssen. Wieso die Gebietskrankenkasse in diesem Fall nicht mehr von den Kosten übernehme, fragte die Aufgezeigt-Redaktion Chefarzt Otto Liechtenecker von der Gebietskrankenkasse: „Ich habe in der Angelegenheit umfassend recherchiert. Aufgrund des komplexen Krankheitsbildes war die Operation in einem universitären Zentrum gerechtfertigt. Nach dem Unfall kam es zur Zerstörung wesentlicher stabilisierender Strukturen im Bereich der Wirbelsäule, anschließend hat sich die Familie mit der Bitte an den Operateur gewandt, eine Reparatur durchzuführen.“ Auch heute noch braucht sie beim An- und Ausziehen Hilfe und beim Duschen, sie könne nicht mehr nach oben greifen, erzählt Edeltraud Schmied.

Aufgezeigt Kosten Operation Rampe Schmied Otto Liechtenecker Chefarzt GKK

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Otto Liechtencker von der GKK will sich den Fall noch einmal ansehen

„OP auch in Universitätsklinikum möglich“

Die Notoperation, so die Argumentation der Gebietskrankenkasse hätte aber auch ein Chirurg in einem Kassen-Vertrags-Krankenhaus durchführen können, so Liechtenecker: „In einem Universitätsklinikum wären für unsere Versicherte bis auf die Tagsatzkosten keine weiteren Kosten angefallen. In einem Privatkrankenhaus leistet die Kasse wohl einen Basisbetrag, alle weiteren Honorar werden dem Versicherten vorgeschrieben.“ Er versprach, sich intern nochmals mit diesem Fall zu beschäftigen, um vielleicht doch noch eine Unterstützung über einen Fonds leisten zu können. Dies erfolge aber auf freiwilliger Basis.

aufgezeigt Parkinson Behandlungskosten keiner zahlt

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Aufgezeigt-Redakteurin Gudrun Maria Leeb mit Otto Liechtencker von der GKK

Schnell noch Rampe eingebaut

Reinhart Schmied ließ nach der zweiten Operation seiner Frau Zuhause noch rasch Eingangsrampen einbauen, damit seine Frau auch mit Rollator noch aus dem Haus kommt. Das kostete zusätzlich 6.000 Euro. Auch dabei half niemand finanziell, man suchte bei der Pensionsversicherungsanstalt an, ohne Erfolg. Laut Reinhard Schmied seien beide Pensionen minimal zu hoch gewesen, da sei es um 80 Euro gegangen. Außerdem habe es schnell gehen müssen mit dem Einbau. Behindertenanwältin Isabella Scheiflinger kennt das Problem der Eile gut: "Diesen Problembereich haben wir leider öfter, ich bedaure das sehr. Menschen in dieser Situation haben ganz andere Sorgen, als rechtzeitig einen Förderantrag im Vorfeld einzubringen. Ohne Antrag vor Baubeginn gebe es aber keine Förderung, sagte Scheiflinger.

Aufgezeigt Kosten Operation Rampe Schmied

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Um Unterstützung für die Rampe hätte man vor dem Bau ansuchen müssen, doch für die Schmieds musste es schnell gehen

Und das, obwohl barrierefreier Umbau generell erwünscht ist und Fördergeld vorhanden wäre: „Bei Erfüllung von Fördervoraussetzung kann der betroffene Mensch auf jeden Fall einen Förderantrag im Amt der Kärntner Landesregierung in der Abteilung Wohnbau einbringen. Wichtig ist aber, dass der Antrag vorab eingebracht wird. Bis zu 2.400 Euro können gefordert werden.“ Das sei einkommensunabhängig. auch vom Sozialministeriumsservice könnte es laut Scheiflinger eine Förderung geben, allerdings sei diese einkommensabhängig. Auch hier gelte, der Antrag müsse vor Baubeginn eingebracht werden.

Hilfe kommt von verschiedenen Organisationen

Die Rechnungen für den Rampenbau sind vorhanden und laut Scheiflinger bleibt als letzte Chance, bei privaten Hilfsorganisationen oder Sozialversicherungsträgern über Unterstützungsfonds einen Antrag einzubringen. Auch hier gelten Einkommensabhängigkeit und individuelle Entscheidung.

5.000 Euro pro Jahr muss die Familie für Nachuntersuchungen und Therapien aufbringen, damit Edeltraud Schmied die Parkinsonerkrankung halbwegs gut ertragen kann. Das sei laut ihrem Ehemann auch zu stemmen, doch die Operation und der Rampenbau sei viel Geld gewesen. Das Bürgerservice des Landes sagte gegenüber dem Aufgezeigt-Team zu, dass von verschiedenen Hilfsorganisationen Geld fließen werde.

GKK sagt 5.000 Euro zu

Zumindest teilweise gab es im Zuge der Aufgezeigt-Recherchen gute Nachrichten für die Familie. Von der GKK wurden 5.000 Euro zugesagt. Auch private Hilfsorganisationen werden Edeltraud unterstützen, damit sie einen Teil ihrer Sorgen vergessen kann.

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