Schon vor 500 Jahren Feinschmecker in Villach

Funde bei Ausgrabungen im Bereich der alten Burgmauer in der Nähe der Stadtpfarrkirche erlauben einen Blick auf die Ernährungsgewohnheiten zur Zeit des Mittelalters. Dabei zeigt sich, dass es schon vor 500 Jahren Feinschmecker gab, die Austern, mehrgängige Menüs und Wein genossen.

Die Funde sind durchaus beachtenswert. Denn neben Tafelgeschirr aus der Römerzeit und Importwaren aus der Renaissancezeit wurden auch Austernschalen gefunden. Diese lassen darauf schließen, dass es schon damals Feinschmecker gegeben haben muss und es regen Handel gab.

Natürlich waren solch kulinarische Hochgenüsse nur einem kleinen, feinen Teil der Bevölkerung vorbehalten, sagte Chronist Gernot Rader. „Wenn man glaubt, dass die Leute vor 500 Jahren nur von Sterz und Ähnlichem gelebt haben, dann stimmt das nur zum Teil, wohl aber für den größeren und ärmeren Teil der Bevölkerung.“

Biber Monitoring Obere Drau

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Der Biber war zur Fastenzeit ein „Fisch“

Bären und Schildkröten am Menüplan

Betuchtere Menschen ließen sich den Tisch oft üppig decken. Neben importierten Austern gab es auch Schmankerln, die heute wohl nicht mehr serviert würden, sagte Rader. Dazu zählen, Bärenfleisch und Schildkrötenfleisch. „In der Fastenzeit hat man sogar Biberfleisch verspeist, denn die Biber hat man als Fische gezählt, weil sie im Wasser gelebt haben.“

Stadtpfarrkirche Villach St Jakob

ORF/Petra Haas

Stadtpfarrkirche Villach

Bei den Ausgrabung stießen die Experten auf viele Funde, die Hinweise auf die Ernährungsgewohnheiten geben. „Die wichtigsten Hinweise hat man im Bereich des Klosetts gefunden. Denn dort fand sich auch anderer Abfall, wie zerbrochenes Geschirr oder Knochen, die übrig geblieben sind. Diese Funde wurden akribisch gesammelt und sortiert und sind heute im Museum der Burg zu besichtigen.“

Gernot Rader Historiker

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Marco Ventre mit Gernot Rader und dessen Buch

Menü mit Huhn, Rind und Forellen

Es gibt auch schriftliche Aufzeichnungen über die Nahrung in der damaligen Zeit. Der Sekretär des Patriarchen von Aquileia hat damals eine Visitationsrunde durch Kärnten gemacht. „Dabei hat Paolo Santonino - der ein Genießer war - auch genau Buch über die Speisen geführt, die aufgetragen wurden“, sagte Rader:

  • Erster Gang: Junge Hühner in weißer, köstlicher Gewürztunke.
  • Zweiter Gang: Fette Hennen, mit Rindfleisch im eigenen Saft gedünstet.
  • Dritter Gang: Ganz frische Forellen, im benachbarten Bach gefangen
  • Vierter Gang: Gebratene Hühner mit gebratener Rinderlende
  • Fünfter Gang: Frisches Kraut
  • Sechster Gang: Als Nachspeise eine fette Mehl- und Reissuppe, die „vortrefflich schmeckte“.

Dazu gab es weißes Gebäck und Wein.

Die Funde bestätigen, dass man schon vor mehr als 500 Jahren zu leben wusste. Gernot Rader beschreibt diese Zeit in seinem Buch „Villach Geschichten“, erschienen im Santicum-Verlag. Das Buch ist eine Sammlung von 143 Geschichten über Villach und seine Bewohner in der Zeit von vor Christi Geburt über das Mittelalter bis in die Nachkriegszeit.

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