Die vielen Gesichter des Autismus

In Kärnten leben geschätzt rund 5.600 Menschen, die mehr oder weniger von Autismus betroffen sind. So individuell Menschen sind, so sehr unterscheiden sich auch die Ausformungen und Schweregrade von Autismus. Die Diakonie informiert am Dienstag darüber.

Anlässlich des Autismustages informieren Experten am Dienstag auf dem Alten Platz in Klagenfurt von 10.00 bis 15.00 Uhr. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen frühkindlichem Autismus (Kanner-Syndrom) und dem Aspergersyndrom, dies ist eine mildere Form von Autismus und wird oft erst spät im Leben diagnostiziert. Beim Kanner-Syndrom ist die Intelligenz- und Sprachentwicklung oft stark verzögert bzw. gestört. Die Hälfte der Betroffenen leidet zusätzlich an einer geistigen Behinderung.

Schwierige soziale Interaktion

Beiden Autismusarten gemeinsam sind die Schwierigkeiten besonders im sozialen Miteinander, der sozialen Kommunikation und dem Verstehen von Verhaltensweisen anderer Menschen sowie das Gesichtsausdrücke lesen. Wahrnehmungen werden anders verarbeitet, Autisten denken sehr ungewöhnlich und haben manchmal Spezialinteressen. Viele Autisten haben auch ein Bedürfnis nach immer gleichen Abläufen und Routinen, die ihnen Halt geben. Weil Autisten Beeinträchtigungen im Leben und der Arbeitswelt haben, wird Autismus als Behinderung klassifiziert, auch wenn leichter Betroffene nicht diesen Eindruck haben mögen. Asperger-Autisten können auch hochbegabt sein.

„Dann kann ich nur gehen“

Eine Betroffene ist die studierte Geoinformatikerin und Wahlkärntnerin Ulrike Ramharter. Erst seit zwei Jahren hat die 46-Jährige Gewissheit, dass sie das Asperger-Syndrom hat. Es ist ein Zuviel an Wahrnehmung, das sie überfordert und erschöpft. Details und Geräusche prasseln ungefiltert auf sie ein: „Für mich ist alles gleichzeitig, weil mein Hirn scheinbar keine Unterscheide macht. Wenn so viele Eindrücke kommen, kann icht nicht mehr fokussieren. Dann kommt es zur Überforderung. Ich habe nur die Möglichkeit, die Situation zu verlassen und zu gehen.“

Die Diakonie de la Tour in Klagenfurt eröffnete im Vorjahr eine Beratungsstelle für Menschen im Autismusspektrum und betreut auch betroffene Erwachsene, sagte Leiterin Ruth König: „Meistens ist es so, dass der Alltag oder das Leben schwierig ist, viele sind überfordert, außer Haus zu gehen, mit dem Auto zu fahren oder einzukaufen. Die Reizüberflutung stresst sie. Viele leben zwar selbstständig, haben aber kein soziales Netz und sind einsam.“

Viele Autisten sind einsam

In Gruppen trainieren die Menschen im Autismusspektrum soziales Verhalten. Wie eine Fremdsprache müssen sie lernen, was für andere selbstverständlich ist, so König: „Das geht von kleinen Dingen wie Smalltalk, wie findet ein Bewerbungsgespräch statt. Diese für uns normalen Dinge machen Schwierigkeiten und werden bearbeitet.“ Auf dem Arbeitsmarkt haben es Asperger-Autisten nach wie vor schwer, obwohl sie oft besondere Begabungen haben.

Erst langsam wächst in den Unternehmen das Bewusstsein, dass Autisten mit ihrer Detailwahrnehmung auch eine Bereicherung sein können. Einige internationale Computer-Konzerne stellen deshalb gezielt Menschen im Autismusspektrum ein und sorgen dafür, dass sie ohne Ablenkung in Ruhe arbeiten können.

Betreuungsplätze geschaffen

Heuer im Sommer wird das Autistenzentrum der Diakonie in Waiern mit 20 Wohn- und zwölf Beschäftigungsplätzen für Menschen mit Autismusbehinderung geschaffen. 4,9 Millionen Euro wurden investiert, wobei 2,2 Millionen vom Land Kärnten als Darlehen gewährt wurden.

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