Verrohung von Politsprache durch Internet

Politologen und Psychologen bemerken schon länger, dass eine Verrohung der Sprache im Internet auch vor der Politik nicht Halt macht. Früher sagten einander Politiker harte Meinungen persönlich ins Gesicht. Durch Postings bekommen es nun viel mehr Menschen mit, das ist auch gewollt.

In der Politik sei die Sprache noch nie sanft gewesen. Politik lebe von Polarisierung und im Kampf um Aufmerksamkeit seien schon immer auch beleidigende Aussagen gefallen, so Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle: „Der Unterschied ist allerdings, dass heute viele Dinge, die früher nie an die Öffentlichkeit gekommen wären, nun jeder öffentlich machen kann. Es fehlt der Filter des Journalismus, jeder Politiker kann über eigene Kanäle seine Sager publizieren. Heute bekommen wir Aussagen zu lesen, die früher nie so weit gekommen wären.“

„Früher ging es noch schärfer zu“

Ähnlich sieht das Psychologe Kurt Kurnig. Er sagt sogar, dass die Sprache früher noch derber gewesen sei. Vor 20 oder 30 Jahren seien die Vokabel von Angesicht zu Angesicht noch ganz andere, viel schärfer. „Vor allem dort, wo in erster Linie Männer anwesend waren, war es rauer, lauter und abfälliger. Über die neuen Medien wird es zum Riesenproblem.“

„Politik generell nimmt Schaden“

Der Schaden für die beschimpfte politische Person halte meist in Grenzen, sagte Stainer- Hämmerle, viel mehr sei es zum Schaden der Politik und der Gruppe der Politiker generell. Vor allem, wenn gewisse Schimpfwörter fallen, gehe es, laut Kurnig, dem Verfasser weniger um die Aufmerksamkeit des Betroffenen, sondern man wollte bei anderen auffallen. „Die Botschaften im politischen Bereich haben oft Dritte als Adressat, etwa die Mitglieder der eigenen Partei. Man meint also weniger die Person, die man eigentlich nennt.“ Es sei auch leichter, jemanden über soziale Medien zu beleidigen und zu beschimpfen, als von Angesicht zu Angesicht. Und es ist auch nicht so medienwirksam.

Der aktuellste Fall ist der des SPÖ-Personalvertreters Hannes Köberl. Köberl hatte in der Vorwoche in einem Posting Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) als „Nobelhure der Neonazi“ bezeichnet - mehr dazu in Köberl legt Aufsichtsratsposten zurück.

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