ÖBB verstärkt Kontrollen nach Entgleisungen

Auf einigen österreichischen Eisenbahnstrecken werden seit einiger Zeit Kontrollpunkte eingerichtet, um Waggons zu überprüfen. Im Kontrollnetz gibt es noch Lücken. Nach zwei Entgleisungen in den vergangenen Wochen stellt sich die Frage, wie oft Probleme auftreten.

Vor dreieinhalb Wochen brach zwischen Klagenfurt und Maria Saal eine Achse an einem Waggon. Die Gleise wurden auf drei Kilometern Länge zerstört. Die Untersuchungen ergaben, dass der Schaden beim Waggon schon länger bestanden haben muss.

Waggon Zug entgleist

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Wagengruppe sprang aus Schienen

Vor wenigen Tagen sprang eine Wagengruppe, gezogen von einer Lok eines privaten Eisenbahnunternehmens, kurz vor dem Bahnhof Spittal an der Drau aus den Schienen. Mehr als ein Dutzend solcher Unfälle gab es in den vergangenen beiden Jahren in Österreich. In den meisten Fällen waren es technische Ursachen. In Österreich fahren auf dem Schienennetz neben ÖBB Zügen, auch rund 40 private Eisenbahnunternehmen aus ganz Mitteleuropa. Die meisten sind im grenzüberschreitenden Güterverkehr tätig. Sie zahlen für die Benützung der Infrastruktur in Österreich.

Waggon Zug entgleist

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Für staatliche wie auch private Unternehmen gilt, dass die Wagenhalter und die Eisenbahnverkehrsunternehmen für einen sicheren Transport zu sorgen haben. Die Wagenhalter, also die Eigentümer der Waggons, sind gesetzlich verpflichtet, in zeitlichen Intervallen Kontrollen in Werkstätten durchführen zu lassen.

Waggon Zug entgleist

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Bund untersucht Vorfall

Frank Petutschnig vom Verband der Privatgüterwagen in einer schriftlichen Stellungnahme: „Der Unfall kürzlich in Spittal an der Drau muss erst von der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes untersucht werden. Allgemein ist zu sagen: Grundlage der Instandhaltung des Wagens ist ein Instandhaltungsplan, der im Zuge der Zulassung des Wagens miteinzureichen ist. Das Wagenmaterial wird in regelmäßigen Abständen von akkreditierten Zulassungsstellen untersucht“.

Dennoch passiert es, dass Waggons technisch nicht in Ordnung sind, wenn sie auf Österreichs Schienen unterwegs sind. Fährt etwa ein Zug von einem Adriahafen nach Deutschland wird er zumindest bei der Abfahrt von einem Wagenmeister mittels Beschau kontrolliert. Das gilt auch für alle anderen Güterzüge. Auf der stundenlangen Fahrt wird durch Sensoren im Gleiskörper im Abstand von 30 Kilometern überprüft, ob eine Überhitzung der Bremsen gegeben ist.

Waggon Zug entgleist

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Checkpoints auf wichtigen Strecken geplant

In den nächsten Jahren sollen große Checkpoints auf allen wichtigen Strecken gebaut werden, die Waggons durchfahrender Züge richtiggehend durchleuchten. Eine dieser Kontrollstellen steht schon auf der Strecke von Villach nach Jesenice.

Waggon Zug entgleist

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„In dieser Generation der Checkpoints lässt sich auch der gesamte Laderaum ermitteln, wie auch das Zuggewicht, diverse Flachstellen, Ladungsverschiebungen und Überladungen. Man kann so während der Fahrt feststellen ob eine Überladung oder ein Defekt stattfindet oder dieser sich erst in mehreren Kilometern zeigen wird“, so Patrick Morri vom „ÖBB Sicherheitsmanagement und Anlagenentwicklung“.

Waggon Zug entgleist

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Wird ein schadhafter Waggon vom Computersystem entdeckt, wird er unverzüglich gestoppt. „Es kommt immer wieder vor. Bisher konnte das nicht ermittelt werden beziehungsweise nur sehr schwer nachgewiesen werden und mit diesen Zuglaufcheckpoints lässt sich das sehr einfach nachvollziehen und beweisen“, so Morri. Durch diese Checkpoints sollen Unfälle in Zukunft verringert werden.