Ausstellung: Umgeben von Gestein

Im Klagenfurter Künstlerhaus dreht sich in der Ausstellung „Soil, Sediment, Stone“ alles um Gestein. Kunst und Wissenschaft werden durch eine Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum verbunden. Mit Inge Vavra und Markus Guschelbauer sind auch Kärntner mit dabei.

Gestein ist überall, das fängt schon beim Künstlerhaus an. Am Sockel ist die Mauer von behauenen Steinen umgeben. Der Boden im Foyer ist aus Stein, wie auch die Stufen in den großen Saal.

Künstlerhaus Ausstellung Gestein

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In einem Gebäude aus Stein findet eine Ausstellung über Gestein statt

Aus schroffem, abweisenden Stein ist die Karstlandschaft in Montenegro, 2016 von Inge Vavra fotografiert. Es entstand ein Porträt einer Landschaft, das zeigt, wie sehr Kunst auch den Blick auf die Welt weiten kann. In Centinje lebte und arbeitete die Künstlerin. Durch Zufall stieß sie auf eine große verlassene Fabrik.

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Was man im Karst noch alles findet

Ihre Formen haben für Inge Vavra sehr viel mit dem Karst zu tun: „Unmengen von Plastikformen, die liegen geblieben sind, Reste unserer Kultur.“ Die Fotos dieser Reste, die wir sonst entweder nicht zu Gesicht bekommen oder ganz gerne übersehen, hängen auf riesigen Bahnen im Hauptraum. Erst an den Wänden zeigt Vavra dann die Fotos vom Karst.

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Der Karst

Folien mit Landschaften

Der gebürtige Friesacher Markus Guschelbauer geht in seinen Arbeiten noch einen Schritt weiter. Er lässt mit Folien und Planen ganze Landschaften entstehen und stellt sie in den Raum. Oder aber er stellt bunten Stoff so in die Berge, dass es fast so aussieht, als wäre es nie anders gewesen.

Insgesamt sind die Arbeiten von neun internationalen Künstlerinnen und Künstlern zu sehen. Judith Heßler und Inka Lusis kuratierten die Ausstellung. Judith Heßler sagte, es habe eine öffentliche Ausschreibung gegeben, der Kunstverein habe ihr Konzept angenommen. „Es ist die erste gemeinsame Ausstellung in dieser Form, die wir gemeinsam kuratieren.“

Verschiedenste Annäherungen an Thema

Spannend macht diese Ausstellung, das die Annäherung an das Gestein als Thema der Kunst aus so vielen verschiedenen Richtungen erfolgt. Fotos, Videos aber auch Ausstellungsstücke, bei denen Berühren ausdrücklich erlaubt und erwünscht ist wie bei Pia Mathes. Kuratorin Judith Heßler: „Das reicht in die historische Zeit, als man heiße Steine zum Wärmen benutzte und ins Bett nahm. Pia Mathes hat sie als Designobjekte wieder neu aufgelegt.“ Sie geben der Ausstellung eine Gebrauchsebene.

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Steine zum Wärmen

Diese Steine liegen verteilt im Ausstellungsraum auf dem Boden. Zu jedem führt ein Kabel, betätigt man den Schalter, werden sie warm.

„Klagenfurt besteht aus Stein“

Am 23. Februar bietet die Geowissenschaftlerin Claudia Dojen im Rahmen der Ausstellung Interessierten einen „Stein-Spaziergang“ durch Klagenfurt an: „Alles, was uns umgibt, besteht aus Gestein. Das gesamte Klagenfurter Becken, besteht aus Schotter. Zwischendurch kommt immer wieder Felsgestein hervor, wie das Kreuzbergl, das auch als Steinbruch gedient hat.“ Insgesamt sind in der Ausstellung drei Viktrinen mit Steinen zu sehen. Unbekannte Landschaften und Welten gibt es hier zu entdecken, wenn man einen Moment stehen bleibt und genau schaut.

Stein im Alltag und Gebrauchsgegenständen

Dojen sagte, die Idee sei gewesen, die bekanntesten Steine aus dem Umkreis von Klagenfurt zu zeigen wie Glimmerschiefer, Grünschiefer oder Marmore. "In der zweiten Vitrine schaut man sich an, welche Gesteine im Alltag verwendet werden. Man hat Steinpulver in Papier oder Zahnpasta, alles was aus Metall ist, stammt von Erz. In der dritten Vitrine zeige man Referenzgesteine zu den gezeigten Kunstwerken. Die Verbindung zwischen Wissenschaft und Kunst ist in dieser Ausstellung ganz direkt. In der Vitrine liegt der passende Stein zu einer Arbeit von Irina Valkova: Ein ovaler Teppich hängt an der Wand. Vorbild war ein Smaragd aus der Sammlung des naturhistorischen Museums in London.

Die Kuratorinnen bieten in Gestein sehr viele Zugänge zum Thema an, so Inka Lusis. Die Absicht sei, dass jeder, der in die Ausstellung kommt, Kind oder jemand, der noch nie mit Kunst zu tun hatte, Anknüpfungspunkte finde.

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Folgen des menschlichen Handels

Gestein zeigt aber auch ganz klar, welche Folgen vom Menschen verursachte Umweltkatastrophen haben. Die brasilianische Künstlerin Silvia Noronha drehte ein Video in Belo Horizonte, wo 2015 die Dämme eines Rückhaltebeckens eines Eisenerztagebaus barsten. Gewässer und Flüsse wurden verseucht. Die entnommenen Gesteins- und Lehmproben zeigt sie auch in einer Vitrine. Damit schließt sich wieder der Kreis zur Arbeit von Claudia Dojen: „Die Erdwissenschaften beschäftigen sich mit allem, was Natur und Erde zusammenbringt. Gesteine, Klima, Wasserkreislauf. Woher kommt das tägliche Wasser, wie verändert sich das Klima. Alles, was die Erde betrifft, gehört dazu.“

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Steine zum Anfassen

Zur Ausstellung haben die beiden Kuratorinnen Texte zusammengestellt. Eine der Broschüren, die zu lesen sich lohnt. „Soil, Sediment, Stone“ ist noch bis 2. März im Künstlerhaus in Klagenfurt zu sehen.