Theologe: Loslösung von „Schattenbischöfin“

Einer der Vorwürfe der Ära von Bischof Alois Schwarz in der Diözese Gurk-Klagenfurt lautet, nicht er, sondern eine Frau im engen Umfeld habe Entscheidungen getroffen. Pastoraltheologe Paul Zulehner sagte, um Bischof zu bleiben, müsse er sich von der „Schattenbischöfin“ lösen.

Zulehner sagte im Interview mit dem Ö1-Morgenjournal am Mittwoch, Pastoraltheologen seien so etwas wie die Politikwissenschaftler der Kirche, die sich mit den Machtstrukturen beschäftigen. Auf die Frage, warum die Kirchenführung so lange nicht auf die zahlreichen Hinweise auf Missstände unter Bischof Schwarz reagiert habe, sagte Zulehner: „Soweit ich informiert bin, gab es schon auch Versuche, Ordnung herzustellen. Es gab eine offizielle Visitation. Man hatte aber den Eindruck, dass diese Versuche menschlich und ökonomisch nicht vorangekommen sind.“

Problem der „Schattenbischöfin“

Es gebe zudem einen sehr delikaten Punkt, das Problem der „Schattenbischöfin“. „Ich glaube nicht, dass es ein Zölibatsproblem ist. Da muss man dem Bischof glauben, es steht Aussage gegen Aussage, es geht um die Privatsphäre. Schwarz sagt, er hat den Zölibat eingehalten, das nehme ich zur Kenntnis. Das Problem ist aber nicht die Beziehung, sondern dass man in der Diözese das Gefühl hatte, dass nicht der Bischof die Entscheidungen trifft, sondern die Frau im Hintergrund.“ Da stelle sich die Frage, warum mache das ein Mann, der zu den besten Pastoraltheologen im Bischofsamt gehöre, der exzellent mit Menschen arbeiten könnte. Warum schädige er sich so sehr?

Die Erpressbarkeit sei gegeben, weil er viele Entscheidungen nicht selbst getroffen habe, sondern weil die Schattenbischöfin manches so wollte, meint Zulehner. „Viele Leute haben dem Bischof gesagt, mach das anders, die hat er alle fallen lassen. Er hat Generalvikare gekündigt, er hat Leute gedemütigt, das schlägt nun im Bericht des Domkapitels gegen ihn zurück.“ Am Dienstag verlas Dompropst und Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger ein Statement des Domkapitels, das mit dem „System Schwarz“ abrechnete - mehr dazu in Diözese spricht von „System Schwarz“.

Abschiedsgottesdienst Alois Schwarz Dom

ORF

Schwarz bei seinem Abschiedsgottesdienst in Kärnten

Zwei Geldtöpfe kommen zusammen

Es geht aber auch um das Ökonomische, hier kommen zwei Geldtöpfe zusammen: „Erstens das Ökonomische, wo sich zeigt, dass ein altes Erbe mit junger demokratischer Geldverwaltung zusammenstößt. Das ist ein Fürstbistum gewesen, da gibt es zwei getrennte Geldtöpfe - den des Bischofs, das Bistum, und den der Diözese. Eines ist noch feudal, das andere demokratisch.“

Eines werde vom Bischof mit mehr oder weniger Transparenz verwaltet, der Bischof habe versucht, hier mehr allein zu gestalten. Die Diözese sei andererseits völlig transparent, hier könne man ihr nichts vorwerfen, so Zulehner. Die wirtschaftliche Prüfung, die am Dienstag gegen den Willen Roms vom Administrator veröffentlicht wurde, zeige, dass Schwarz die Geschäftsordnung geändert und seinen Wirtschaftsrat nicht mehr konsultiert hatte. Zuletzt wurde er sogar aufgelöst - mehr dazu in Vernichtender Prüfbericht der Diözese Gurk.

Mensalgut-Gelder verwaltet der Bischof

Das Mensalgut Gurk komme laut Zulehner von der heiligen Hemma von Gurk, die ihr Geld dem Bischof mit der Auflage überlassen hatte, es möge damit etwas Gutes passieren. „In ein Bildungshaus zu investieren, ist ja auch etwas Gutes. Ich habe mich kundig gemacht, das Problem des Bildungshauses St. Georgen war, dass es veraltet war und ganz in der Nähe ein modernes, säkulares Seminarhotel errichtet wurde. Man muss klären, will man es auflösen oder investieren. Da muss man die Prüfungen noch abwarten.“

Der Bischof sei eigentlich sehr wohl einer Wirtschaftsprüfung zu unterziehen, aber was er mit dem Geld aus dem Mensalgut mache, ein Kloster gründen oder in Schulen investieren, sei seine Sache. „Die Frage ist, wird es kontrolliert und hier war der Bischof ungeschickt und wollte sich nicht in die Karten schauen lassen. Das geht heute nach unseren Standards nicht mehr. Das fällt ihm auf den Kopf.“

„Von Abhängigkeit lösen“

Ob Schwarz Bischof in St. Pölten bleiben könne sei eine komplexe Frage, rechtlich und menschlich, so Zulehner. Er würde ihm wünschen, dass sich Schwarz von der fatalen Abhängigkeit der „Schattenfrau“ lösen müsse. Wenn ihm das nicht gelinge, „wird er vielleicht von sich aus die Konsequenzen ziehen.“

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