Wintermärchen „Jannick und der Sonnendieb“

Das Weihnachtsmärchen des Stadttheaters Klagenfurt ist geeignet für Kinder ab sechs Jahren. Im Mittelpunkt steht eine winterliche, märchenhafte Reise, die an alte Mythen von der Wintersonnenwende erinnert.

Jannik lebt in einem kleinen Dorf im hohen Norden. Jedes Jahr feiern die Menschen am kürzesten Tag das Fest der Langen Nacht. Diesmal soll Jannik die Jahreskerze entzünden, die die Sonne heimruft. Aber das Ritual geht schief, da ein geheimnisvoller Dieb die Sonne an sich gerissen hat.

Jannik macht sich mit der temperamentvollen Polarfüchsin Ainuska auf die Suche nach dem Sonnendieb und begegnet dabei seltsamen Gestalten wie der mächtigen Kälte, dem überdrehten Hunger, dem schillernden Nordlicht und den dummen, gefährlichen Trollen. Wird er die Sonne retten, ohne die die ganze Welt erfrieren muss? Regisseur und Autor Henry Mason verfasste die zauberhafte, poetische und humorvolle Geschichte, die er mit Livemusik von Mathias Krispin Bucher auf die Bühne bringt.

Szenenbild Wintermärchen Jannick Sonne

Stadttheater Klagenfurt/Arnold Pöschl

Wo ist die Sonne hin verschwunden?

Kleiner Junge wird zu Held

In der Hauptrolle des Jannik ist der gebürtige Kärntner Josef Ellers zu sehen. Er freut sich, an seinem „Heimattheater“ die Rolle eines mutigen Jungen darzustellen, der um sein Dorf zu retten zum Helden wird: „Es macht Spaß, in die großen Gefahren, denen er sich aussetzt, einzusteigen - die große Kälte, die Einsamkeit, der Hunger und komplett alleine einfach loszustarten. Wenn ich mir etwas vornehme, habe ich auch so einen Drang, mein Ziel zu erreichen.“

Gleich am Anfang seiner Reise trifft Annik Ainuska, eine Polarfüchsin, der es gerade gar nicht gut geht. Sie geriet in eine Eisenfalle. Jannik befreit sie und die beiden erleben noch viele Abenteuer, bis sie die Sonne endlich befreit haben.

Szenenbild Wintermärchen Jannick Sonne

Stadttheater Klagenfurt/Arnold Pöschl

Ainuska: Helfen ist Ehrensache

Henry Mason schrieb Ainuska ganz bewusst eine sehr wichtige Rolle in diesem Märchen auf den Leib: „Wenn das Tier sagt, Menschen sind nicht zwingend Freunde, dann ist das ein Korrektiv für alle niedlichen Tierfiguren auf der Bühne und im Film, die Menschen anhimmeln und toll finden. Es ist toll, dass einmal ein Tier auf der Bühne sagt: Warum sollen wir euch anhimmeln, in diesen Tagen, wo wir wissen, wie viele Säugetiere und Tierrassen aller Art seit den 1960er Jahren ausgestorben sind. Es ist eine unglaubliche Zahl. Da ist auch ein Funken einer ökologischen Botschaft mit dabei.“

Die Polarfüchsin Ainuska nahm sich auch im Interview mit dem ORF Kärnten kein Blatt vor den Mund: „Ich verstehe doch recht schnell, dass es sich um eine größere Mission handelt, nämlich die Sonne zu retten. Es ist doch eine Frage der Ehre, dem Jungen zu helfen. Es ist wie ein Ehrenkodex. Es wäre eine Schande für meine Rasse, wenn ich nicht helfen würde.“

Szenenbild Wintermärchen Jannick Sonne

Stadttheater Klagenfurt/Arnold Pöschl

Polarfüchsin Ainuska und ihre menschliche Partnerin Sophie Bartels

Puppenspieler werden eins mit Puppe

Dass Ainuska Radio Kärnten das Interview geben konnte, verdankt sie Sophie Bartels. Die Puppenspielerin macht die Polarfüchsin für alle Menschen ab sechs Jahren auf der Bühne lebendig. Puppenspieler und ihre Puppen haben übrigens oft eine ganz enge Beziehung zueinander und das ist auch bei Sophie Bartels und Ainuska so. Ainuska und der Menschenjunge Jannik sind in diesem Märchen unzertrennlich. Sophie Bartels macht aber nicht nur Ainuska lebendig. Sie spielt auch ein Dorfmädchen: „Ich habe mich mehr zu Hause gefühlt, wenn ich Ainuska in der Hand habe. Ich fühle mich mutiger, Sachen zu machen. Ich fühle mich sicherer und besser und es ist mehr meins.“

Freundschaft als wichtiges Thema

Jannik und Ainuska sind bald enge Freunde, die gemeinsam durch Dick und Dünn gehen. Kälte, Hunger, Einsamkeit und Dunkelheit überstehen sie nur gemeinsam. Henry Mason geht es auch darum zu zeigen, wie wichtig Freundschaft ist: „Jannick kommt fast an den Punkt, dass er erfriert, wenn er nicht seine Freunde oder sein Dorf hätte, dann hätte er es vielleicht nicht nach Hause geschafft. Das hat für mich mit dem Winter zu tun. Das ist eine ganz alte Geschichte, dass das Licht über das Dunkel triumphiert.“

Szenenbild Wintermärchen Jannick Sonne

Stadttheater Klagenfurt/Arnold Pöschl

Mond als Sonnendieb

Der Sonnendieb ist allerdings einer von dem man es nie erwartet hätte - der Mond. Laut Mason ist er vor Neid zerfressen, weil er mit sich selbst unglücklich ist: „Da ist auch etwas drinnen, wie in der Geschichte zwischen Männern und Frauen. Viele Männer ertragen es nicht, wenn Frauen einmal der Chef sind und sagen, wo es lang geht.“

Etwas kann man sich, egal wie alt man ist, aus diesem Märchen fürs eigene Leben auf jeden Fall mitnehmen: dass es einen viel besser geht, wenn man ganz einfach versucht, als der Mensch glücklich zu sein, der man ist. Die Rolle des Jannik soll einfach auch Mut dazu machen, sagt Josef Ellers: „Natürlich freut man sich, wenn man der Held sein kann in der Geschichte und wenn man diesen kleinen Menschen, die da herein kommen, ein bisschen Mut mitgeben kann, sich ein bisschen darüber hinauszuwagen, wovor man Angst hat. Das ist schon schön.“

Am Ende siegt das Licht über die Dunkelheit. Der nächste Frühling wird kommen. Die Musik zum Märchen stammt auch von dem Kärntner Mathias Krispin Bucher.

Märchen-Workshops für Kinder

Unter dem Motto „Die fantastische Suche nach der Sonne“ findet am Freitag, dem 10. Jänner und am Freitag, dem 1. Februar, ein Märchenworkshop für Kinder von sechs bis zehn Jahren statt. Nähere Informationen und Anmeldungen bei Birgit Pieschl im Stadttheater Klagenfurt.