Umstrittene „Wunschmedizin“

Später Kinderwunsch, aussehen wie ein Model - mit der modernen Medizin ist vieles machbar, aber ist es auch sinnvoll? Die Kehrseiten der „Wunschmedizin“ wurden bei einem „Ethiktag“ in Kärnten diskutiert.

„Sehr oft sind wir im medizinischen Alltag mit Spannung konfrontiert“, sagt Oberarzt Manfred Kanatschnig. Deswegen sei die „Wunschmedizin“ diesmal Thema des Ethiktages gewesen. Die moderne Medizin kann immer mehr und die Patienten stellen auch Forderungen an sie. Aber nicht alles was möglich ist, ist auch unumstritten. Beim Ethiktag des Landes am Donnerstag in Velden hinterfragten Mediziner aus ganz Österreich die heutige Wunschmedizin kritisch.

Bundeslandfenster Ethiktag Wunschmedizin Velden

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Vom Kinderwunsch zum Wunschkind

So sei der späte Kinderwunsch medizinisch vielleicht nicht immer ratsam, sagte Peter Husslein, Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am AKH Wien: „Die Gesundheit bricht vielleicht durch die Belastungen einer Schwangerschaft zusammen. Wir müssen lernen, besser zu selektieren wer noch schwanger werden soll. Oder unter welchen begleitenden Umständen wir eine gesunde Mutter und ein gesundes Kind gewährleisten können.“

Ethische Frage Magenbypass?

Auch ob ein Magenbypass in jedem Fall gerechtfertigt ist, war Thema beim Ethiktag. Die Magenverkleinerung ist eine international häufig durchgeführte Operationstechnik bei starkem Übergewicht. In Klagenfurt werde nach psychologischer Betreuung und Diätbetreuung nur „krankhaftes Übergewicht“, „etwa 50 Kilo über der Norm“, operiert, sagt Reinhard Mittermair vom Klinikum Klagenfurt. „Einem Patienten mit 170 Kilo Gewicht kann man nicht einfach auf den Hometrainer setzen. Diese Patienten haben selbst beim Zubinden der Schuhbänder Probleme.“

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Ethisch seit trotzdem auch diese Technik zu beleuchten, meint Martin Spendel, stellvertretender Vorsitzender der Ethikkommission des Landes. „Dabei wird immerhin ein nicht krankhaftes Organ operiert.“ Denn es gebe auch eine starke psychologische Komponente: „Oft kompensieren Patienten ihre seelischen Verletzungen durch Nahrungsaufnahme. Es ist eine ethische Frage, ob man diesem Menschen die Möglichkeit der Kompensation nimmt.“

Teures „Münchhausensyndrom“

Thema des Ethiktages war natürlich auch die Schönheitschirugie. Aber auch das zunehmende „Münchhausensyndrom“ - darunter leiden Patienten, die Beschwerden erfinden oder auch selbst verursachen und ihren Körper zum Objekt für ständige Untersuchungen und Eingriffe machen. Damit gefährden sie sich selbst, verursachen aber oft auch enorme Kosten für das Gesundheitssystem. Das Münchhausensyndrom gehört zu den psychischen Störungen. Technisch sei heute jedenfalls vieles machbar, so Spendel. „Die Ethik muss aber Regulativ bleiben.“