Zu viele Äpfel: Obstpressen überfordert

Die Obsternte fällt heuer in Kärnten so gut aus, wie schon lange nicht. Wegen der großen Mengen können die Pressen das Obst nicht schnell genug verarbeiten. Die Obstverwertung Lavanttal stellte die Übernahme von Obst vorübergehend sogar ein.

Zwei Jahre lang gab es wegen des Spätfrosts kaum Ertrag, heuer biegen sich die Äste unter der Last von Äpfel und Birnen förmlich. Nicht nur für die Obstbauern, auch für viele private Obstbesitzer ist der Weg in die Presse die einzige Möglichkeit, die reiche Ernte zu verwerten. Bei der Obstverwertung Lavanttal in Wolfsbert, Kärntens größter Obstpresse, wurden in den letzten Tagen täglich bis zu 300 Tonnen Äpfel angeliefert. Eine Menge, die fast nicht zu bewältigen war. Deshalb wurde die Obstannahme am Dienstag und am Mittwoch eingestellt.

Wohin mit Äpfeln Überangebot

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Obst kann nicht schnell genug verarbeitet werden

In der Obstverwertung Lavanttal läuft die Presse auf Hochtouren. Im Zweischichtbetrieb werden hier täglich 12.000 Flaschen Apfelsaft abgefüllt. Zuwenig, um die angelieferte Menge an Obst schnell genug zu verarbeiten, sagte Berthold Radl, der Betriebsleiter der Obstverwertung.

Wohin mit Äpfeln Überangebot

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Bis zu 300 Tonnen Äpfel werden derzeit täglich angeliefert

Industrie kann Überschuss nur schwer aufnehmen

Betriebsleiter Radl sagte, die Obstverwertung habe pro Tag eine Kapazität von 50.000 Kilogramm Äpfeln. „Momentan bekommen wir aber täglich 300.000 Kilogramm angeliefert. Es ist sehr schwer, diese beträchtliche Überschussmenge am Österreichischen Markt in Richtung Fruchtsaftindustrie unterzubringen, denn es gibt auch aus anderen Gebieten in Österreich und in Mitteleuropa große Erntemengen.“

Wohin mit Äpfeln Überangebot

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25 Tonnen Äpfel wöchentlich nach Oberösterreich

Einmal pro Woche werden 25.000 Kilogramm Obst zu einem großen Fruchtsafterzeuger nach Oberösterreich gebracht. Der Rest muss vor Ort verwertet werden und zwar schnell. Denn nicht nur die großen Mengen, auch die Temperaturen machen bei der Safterzeugung Probleme.

Wohin mit Äpfeln Überangebot

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12.000 Flaschen Apfelsaft werden in der Obstverwertung Lavanttal täglich abgefüllt

Gelagertes Obst verdirbt rascher

„Diese sommerlichen Temperaturen machen natürlich die Apfelernte leichter und schöner, aber wenn das Obst einmal bei uns ist und am Platz liegt, verdirbt das Obst in der Wärme rascher. Wir haben höchstens zwei bis vier Tage Zeit, uns um das Obst zu kümmern, sonst kommt es unweigerlich zu Fäulnis und zu schlechterer Qualität“, sagte Radl.

Wohin mit Äpfeln Überangebot

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Die Tanks der Obstverwertung fassen 1,3 Millionen Liter Saft und Most

Appell: Zeit lassen mit Ernte

Der Betriebsleiter appelliert an die Obstbauern, sich bei der Apfelernte Zeit zu lassen und nur jene Früchte zu liefern, die bereits von den Bäume fallen. „Äpfel wie Boskop, Brünnerling oder Bohnapfel hätten wirklich noch Zeit, erst in drei oder vier Wochen bei uns angeliefert zu werden.“ Damit würden sich die Lage zumindest etwas entspannen, sagte Radl. Platz für Saft und Most gibt es genug. 1,3 Millionen Liter fassen die Tanks in der Obstverwertung Lavanttal.

Wohin mit Äpfeln Überangebot

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Überangebot drückt auch auf Preis

Das Überangebot an Äpfeln und Birnen drückt aber auch auf den Preis. Wurden zunächst noch 15 Cent je Kilo bezahlt, zahlt die Genossenschaft jetzt nur noch zehn Cent. In der Steiermark oder in Oberösterreich seien die Preise aber noch niedriger, hieß es. Billiger wird der fertige Saft für den Konsumenten deshalb trotzdem nicht. Was die Obstbauern durch den niedrigen Preis verlieren, soll der Produktpreis bei den Fruchtsäften wieder ausgleichen, sagte Radl.