Jens August: Gesichter des Maltatales
Jens August bereiste als erfolgreicher Modefotograf die ganze Welt. Durch seinen Beruf war der gebürtige Frankfurter viel unterwegs. Wenn er dann einmal Urlaub machen wollte, dann auf keinen Fall mit dem Flugzeug, sondern es ging mit dem Auto in die Kärntner Berge zum Wandern. „Seitdem verbindet mich viel mit dem Maltatal und als ich dann vor vier Jahren mit meiner Frau durch einen unglaublichen Zufall im Internet entdeckt habe, dass da ein Almhaus zu verkaufen ist, dann haben wir uns ins Auto gesetzt und haben dieses Haus gekauft“, so August.
Jens August
Heute beschäftigt sich August mit den Gesichtern des Maltatales
Nach Jahren der Wanderschaft mit Zwischenstationen in Paris und Mallorca ist er nun, wie er sagt, angekommen. Seine neue Heimat ist das Maltatal, sein Haus liegt auf 1.700 Meter Seehöhe.
Von Cindy Crawford zum urigen Bauern
Als Jens August am Anfang seiner Karriere stand, war seine Geburtsstadt Frankfurt neben Düsseldorf und München die Hochburg der Modefotografie. August fotografierte schon immer gerne und landete schließlich in einem Fotolabor, in dem er ein Jahr lang arbeitete. Ein bekannter Modefotograf warb ihn dann ab und August ging mit ihm nach Paris. Als selbstständiger Modefotograf machte sich August in den 1980er Jahren einen Namen. Damals fotografierte der heute 54-Jährige Topmodels wie Cindy Crawford und Naomi Campbell.
Jens August
In der Modefotografie habe der Fotograf viel mit Inszenierung zu tun gehabt
Heute lichtet Jens August Menschen ab, die im Maltatal zuhause sind. Vom urigen Bauern über einen extrovertierten Snowboarder bis hin zur Friseurin, die ihre eigene Mode macht. Mit seiner Fotoserie „den Gesichter des Tales“ lernt er immer mehr von seiner neuen Heimat kennen. Die Fotografien dazu findet man in der Galerie August in Gmünd. August: „Der Unterschied zur Modefotografie ist, dass ich hier nichts inszeniere. Die Gesichter des Tales, das ist meine eigene Story, das sind Menschen die mich interessieren aufgrund ihres Aussehens und die ich dann darstellen kann. Das ist natürlich eine vollkommen andere Geschichte, als eine Auftragsarbeit.“
Jens August
Mit jedem Foto will August eine Geschichte erzählen
„Geschichten hinter Portraits sollen stimmen“
Seit vier Jahren lebt er in Gmünd. Es ginge ihm bei seinen aktuellen Arbeiten um Authentizität. Die Geschichten hinter den Gesichtern sollen stimmen. „Ich habe keine Geschichte erzählt, die nicht wahr ist, ich hab jetzt nicht ein hübsches Mädchen auf ein Pferd gesetzt, obwohl es nicht reiten kann, nur des schönen Bildes wegen. Mir ging es um eine Darstellung die den Ist-Zustand gezeigt", sagte August.
Jens August
In der Villa Jury stellt August seine Fotografien aus
Die Leute auf seinen Fotografien habe er in den Gasthäusern des Tales oder bei der Feldarbeit kennengelernt. Oft habe er sich das Vertrauen erst verdienen müssen. „Es hat sich dann aber schnell im Tal herumgesprochen, dass ich das nicht fürs Kapital mache und nichts Böses im Schild habe, sondern das es darum geht den Menschen eine Ehre zukommen zu lassen“, sagte August. „Jede Geschichte ist anders und wenn die Leute aus meiner Galerie herausgehen haben sie das Gefühl, sie haben schon immer hier gelebt.“
Jens August
Die Gesichter des Maltatales sollen die Realität zeigen
In Galerie treffen Anwalt und Bauer aufeinander
Die Galerie ist für August ein Ort der Zusammenkunft. „Viele Leute aus dem Tal aber auch aus ganz Österreich kommen vorbei. Also kann es passieren, dass die Bauersleute und der Anwalt aus Wien sich hier begegnen“, sagte August.
Jens August
Die Villa Jury befindet sich nahe der Stadt Gmünd
Die ersten Reaktionen seien für den 54-Jährigen „interessant“ gewesen. „Gerade bei den Portraits der Bauern. Da hab ich zur alten Mühle meinen Apple-Rechner mitgenommen und hab dort einen kleinen Film von der Produktion zusammengeschnitten. Das war ganz großes Kino, die Bauern haben sich gefreut wie die Kinder und hatten Tränen in den Augen. Ich hatte selten so eine tolle Präsentation, weder in Paris noch auf Mallorca.“