Neue „Stolpersteine“ wider das Vergessen

Zum dritten Mal sind am Sonntag in Klagenfurt „Stolpersteine“ verlegt worden. Die Steine sollen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, europaweit gibt es mittlerweile 70.000 Steine in 1.100 Städten.

Sechzehn Stolpersteine an neun Orten wurden vom deutschen Künstler Gunter Demnig am Sonntag in Klagenfurt verlegt. Es ist die dritte Stolpersteinaktion von Stadt und der Österreichisch-Israelischer Gesellschaft, die im öffentlichen Raum an Opfer des Nationalsozialismus erinnert.

Demnig hat mit seinen Stolpersteinen das größte dezentrale Mahnmal Europas geschaffen. Seit 1992 verlegt er Pflastersteine mit Metallplatten auf denen Name, Daten und Schicksal von NS-Opfern graviert sind, vor deren letzter, freiwillig gewählter Wohnadresse. Über 70.000 Steine in 1.100 Städten und 23 Ländern sind es inzwischen.

Gedenken NS Regime Stolpersteine Klagenfurt Verlegung

ORF

Gedenken an Opfer des Euthanasiewahns

In Klagenfurt sind es mit Sonntag 39 Stolpersteine. Zum ersten Mal sind auch Opfer des Euthanasiewahns des NS-Regimes dabei. Vor dem ehemaligen Standort des Josefinums in St. Martin wurden Sonntagvormittag bei einer Gedenkveranstaltung acht Steine in den Asphalt eingelassen.

Gedenken NS Regime Stolpersteine Klagenfurt Verlegung

ORF

Einer der am Sonntag verlegten Steine erinnert an Ludmilla Martinz, ein zwölfjähriges Mädchen, dass in der Euthansieanstalt Hartheim ermordet wurde. „Als ‚unwertes Leben‘ wurden sie in den Tod geschickt“, sagte Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) bei der Verlegung. Und weiter: „Die Stolpersteine lassen uns stolpern, machen uns wieder sehend – was vor über 70 Jahren in unserer unmittelbaren Umgebung, in unserer Stadt passiert ist, nämlich Demütigung, Vertreibung, Folter, Mord.“

Gedenken NS Regime Stolpersteine Klagenfurt Verlegung

ORF

Gunter Demnig bei der Verlegung neuer Stolpersteine

Von der Flucht nach Amerika

Zu Gast waren auch Verwandte der NS-Opfer, für die an diesem Tag Stolpersteine verlegt wurden. Extra aus den USA angereist sind Doris Schneider, an deren Tante (ermordet im Vernichtungslager Maly Trostinec) jetzt ein Stolperstein erinnert, und ihr Enkel, Elijah Petzold.

Doris Schneider erklärte in ihrer Ansprache, wie viel die Verlegung dieses Stolpersteines für ihre Familie bedeute, erzählte von ihrer Flucht in die USA und welches Glück es gewesen sei, ein anderes Land zu finden, das „uns als Flüchtlinge aufgenommen hat“. Die Amerikanerin weiter: „Heute sind wieder Menschen auf der Flucht vor Tod und Verfolgung und jedes Kind, jede Familie sollte einen sicheren Platz finden können“.

Link: