Patienten wählen häufiger den Wahlarzt

Die Kosten für Wahlärzte sind in Österreich von 2007 bis 2017 um 48 Prozent gestiegen. Ein Trend zum Wahlarzt ist auch in Kärnten zu verzeichnen, wenn die Kurve auch deutlich flacher verläuft, als in anderen Bundesländern.

Österreichs Krankenversicherte lassen immer mehr Geld bei Wahlärztinnen und Wahlärzten. Seit Jahren steigen die Kosten kontinuierlich an. So sind auch in Kärnten fünf Prozent mehr Wahlarzt-Rechnungen bei der Kärntner Gebietskrankenkasse von 2016 auf 2017 eingelangt. Der kontinuierliche Anstieg hat viele Gründe.

Arztwahl bei Gynäkologen, Kinderärzten, Psychiatern

In Kärnten gibt es etwa 620 Wahlärztinnen und Wahlärzte und fast genauso viele haben einen Vertrag mit der Kärntner Gebietskrankenkasse - noch hält es sich also die Waage. Johann Lintner, Direktor der KGKK: „Es gibt keine Forderung nach zusätzlichen Planstellen, aber es gibt Bereiche wie die Gynäkologie, die Kinderheilkunde aber auch die Psychiatrie, wo sich der Patient den Arzt selbst aussucht und hier werden vermehrt Wahlärzte in Anspruch genommen“.

GKK will Wartezeiten beim Arzt verkürzen

Weniger Wartezeit, freie Arztwahl, zusätzliche Behandlungen, mehr Zeit für den Patienten - das sind einige Gründe, warum Wahlärzte in Anspruch genommen werden. Argumente, die Lintner nachvollziehen kann. Es gebe bereits konkrete Gespräche mit der Ärztekammer, wie man zum Beispiel die Wartezeiten in den Griff bekommen könnte.

Die Patientenanwaltschaft des Landes hat kaum Anfragen zum Thema Wahlärzte. Allerdings steigen die Beschwerden, dass manche Zusatzleistungen kostenpflichtig sind - egal ob beim Wahlarzt oder beim Kassenarzt.

Patientenanwältin: Bessere Kassenverträge nötig

Die Patientenanwältin des Landes, Angelika Schiwek sieht - angesichts der kontinuierlichen Nachfrage nach Wahlärzten - die Gefahr einer Mehrklassenmedizin: Sie fordert, dass, „alle Maßnahmen, die möglich sind, getroffen werden, um dem entgegenzutreten. Zum Beispiel, indem man die Wahlarzt-Honorar-Gestaltung weniger attraktiv macht und die Kassenverträge mit mehr Gestaltungsmöglichkeiten ausstattet und damit auch dieses System wieder attraktiver macht.“

Keine „Mehrklassenmedizin“

Von einer „Mehrklassenmedizin“ wollen weder die Gebietskrankenkasse noch die Ärztekammer sprechen. Es gehe eher um eine sozialpolitische Herausforderung, so der Direktor der Kärntner Gebietskrankenkasse, Johann Lintner: „Wir müssen die einzelnen Leistungskataloge modernisieren und den Faktor Zeit oder Zuwendungsmedizin mehr in den Fokus nehmen, so dass Ärzte vermehrt Vertragsärzte in Anspruch nehmen“.

FPÖ kritisiert „verfehlte Gesundheitspolitik“

Die FPÖ spricht von einem „Notausweg Zehntausender Kärntner Patienten zu Wahlärzten“. Dies sei das „traurige Ergebnis einer verfehlten Gesundheitspolitik durch SPÖ-Gesundheitsreferentin Beate Prettner und die GKK Kärnten“.

Im regionalen ambulanten Strukturplan 2020, den SPÖ, ÖVP und Grüne im Landtag entgegen die „Warnungen der FPÖ“ beschlossen hätten, seien zu wenig Kassenstellen vorgesehen worden. Dies werde vor allem in den Mangelfächern Kinderheilkunde und Gynäkologie sichtbar. Die logische Folge seien lange Wartezeiten bei den Vertragsärzten. „Daher müssen derzeit Tausende Versicherte zu privaten Gynäkologen und Kinderärzten ausweichen“, kritisiert Christian Leyroutz von der FPÖ.