Angeklagter attackiert Zeugin in Gerichtsaal

Dramatische Szenen haben sich am Montag am Landesgericht Klagenfurt abgespielt: Ein 18-jähriger Angeklagter, der sich wegen schwerer Körperverletzung verantworten sollte, attackierte während der Verhandlung sein Opfer. Er wurde von Justizwachebeamten am Boden fixiert.

Der Mann war angeklagt, seine 18-jährige Ex-Freundin mehrfach schwer verletzt zu haben. Unter anderem soll er versucht haben, ihr ein Tattoo aus dem Bein zu schneiden. Beim Prozess am Montag war die 18-Jährige als erste Zeugin geladen. Richter Michael Schofnegger forderte den Angeklagten auf, den Saal zu verlassen, da die Zeugin nur in seiner Abwesenheit aussagen wollte.

Der Angeklagte und seine beiden Bewacher erheben sich. In dem Moment, als sich die 18-Jährige im Zeugenstand niedersetzte, lief alles in Sekundenschnelle ab. Der 18-Jährige stürzte nach vorne und trat der 18 Jährigen mit dem rechten Fuß gegen den Hals und Hinterkopf.

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Während der Zeugeneinvernahme kam es zur Attacke

Angeklagter war kaum zu bändigen

Die Justizwachebeamten fixierten den Angeklagten, der mit Handschellen aus der Untersuchungshaft gekommen war, auf dem Boden. „Du bringst mich ins Gefängis“, schrie er die 18-Jährige an und war kaum zu bändigen. Seine Tante rannte nach vorne und versuchte, beruhigend auf ihn einzuwirken. Doch der junge Mann ließ sich nicht beruhigen. Erst mit Hilfe von drei weiteren Justizwachebeamten, die innerhalb weniger Minuten im Gerichtssaal eintrafen, konnte der tobende Angeklagte abgeführt werden.

Alle Besucher mussten den Verhandlungssaal verlassen. Der Vorsitzende des Schöffensenats, Richter Michael Schofnegger, vertagte die Hauptverhandlung, sie soll Mitte August fortgesetzt werden.

Mutter des Angeklagten brach zusammen

Die Attacke forderte mehrere Verletzte, sagte Gerichtssprecher Christian Liebhauser-Karl. Darunter die Zeugin und zwei Justizwachebeamte. Zudem erlitt die Mutter des Angeklagten nach der Attacke ihres Sohnes vor dem Gerichtssaal einen Zusammenbruch. Sie musste, wie auch die Zeugin, von Rettungssanitätern behandelt werden. Die beiden Justizwachebeamten wurden ebenfalls ins Krankenhaus gebracht.

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Die Verhandlung musste vertagt werden

Da der Angeklagte in Haft war, muss er von zwei Justizwachebeamten in den Gerichtssaal begleitet werden. Im Gerichtssaal habe der Angeklagte laut Gesetz ein Recht darauf, dass ihm die Handschellen abgenommen werden, so Gerichtssprecher Liebhauser-Karl.

Anwalt überlegt, Mandat niederzulegen

Anwalt Hans Gradischnig überlegt nun, ob er die Verteidigung seines Mandanten weiterführen soll. „Ich muss das mit der Mutter und der Tante, die die Kosten in Raten zahlt, besprechen. Ich müsste auch die Verteidigungslinie total ändern, weil über den Angeklagten nichts Positives mehr zu sagen ist. Ihn zu verteidigen, ist eigentlich gegen mein Rechtsempfinden“, sagte Gradischnig nach der Verhandlung. Und weiter: „Der Angeklagte hat sich alle Chancen im Prozess verspielt.“