Emotionale Zeugenaussage gegen Identitäre

Sehr emotional ist am Donnerstag die Befragung eines Zeugen im Prozess gegen 17 Anhänger der Identitären (IBÖ) in Graz nach einer Aktion an der Universität Klagenfurt verlaufen. Der Mann aus Bosnien warf den Angeklagten vor, Hass zu schüren.

Der Zeuge sollte seine Eindrücke der IBÖ-Aktion an der Universität Klagenfurt schildern und warf den Angeklagten dabei vor, mit ihren Aktionen „den Hass aufzustacheln“ und Menschen „in die Radikalisierung zu treiben.“ Laut Anklage stürmten IB-Mitglieder den Saal, stellten eine Steinigung eines Österreichers durch Frauen in Burkas nach und hielten über Megafon eine Rede - mehr dazu in Rechtsextreme Attacke bei Univorlesung (kaernten.ORF.at; 9.9.2016).

„Man konnte nicht sofort erkennen, was der Hintergrund war“, schilderte der Zeuge. Er wollte dem Redner das Megafon wegnehmen, dieser wurde aber von seinen eigenen Leuten abgeschirmt.

Auch vor Krieg in Bosnien gab es „Hass und Hetze“

„Ich habe selbst Migrationshintergrund, das hat mich sehr berührt“, erzählte der junge Mann, der während des Krieges 1995 aus Bosnien geflüchtet war. „Es hat so begonnen, solche Hassausbrüche, solche Hetze“, verglich er die Aktionen der IBÖ mit der Stimmung vor dem Krieg in seiner Heimat. „Es hat sich angefühlt wie eine Invasion, als die hereingestürmt sind“, sagte er.

Plötzlich unterbrach der Richter die Erzählung: „Was ist da so lustig?“, fragte er einen der Angeklagten, der gelacht hatte. „Nichts“, antwortete dieser. „Ihr blödes Grinsen braucht da keiner“, setzte der Staatsanwalt nach.

Angeklagter: Kinder-Weinen in Bosnien-„KZ“

Da drehte sich der Zeuge um und sprach die Beschuldigten direkt an: „Wenn ihr in der Nähe von einem Konzentrationslager in Bosnien gelebt hättet, und die Kinder schreien gehört hätte, weil sie die Eltern umbringen, würdet ihr nicht so denken und so viel Hass in euch tragen“, brach es unter Tränen aus ihm heraus.

Er erzählte von seinen schwierigen Anfängen in Österreich, als er ohne Deutschkenntnisse in den polytechnischen Lehrgang gesteckt und von Mitschülern gequält wurde, weil er ein Ausländer war. „Ich bin dann in die radikale Islamisierung gerutscht“, erzählte er weiter. Das sei passiert, weil er nur dort „als Mensch“ behandelt wurde. Diese Phase überwand er zwar bald wieder, doch die Traumatisierung ist heute noch spürbar. „Ihr schickt mit eurem Hass die Menschen in die Radikalisierung“, warf er den Angeklagten vor, von denen dann keiner mehr lachte.

Prozess wird am Freitag fortgesetzt

„Hatten Sie den Eindruck, dass diese Aktion zu Hass aufstacheln sollte?“, fragte der Staatsanwalt. „Eindeutig, diese Menschen verhetzen, sooft sie können.“ Er selbst will Sachen wie diese Aktion „weghaben aus meinem Kopf, das hat mich sehr belastet“.

Der Prozess wird am Freitag mit weiteren Zeugen fortgesetzt. Ein Urteil könnte es bereits in der nächsten Woche geben.