„Planetenklang“ beim Komponierhäuschen

Das Gustav Mahler Komponierhäuschen in Maiernigg am Wörthersee ist noch bis 22. Juli Zentrum eines tönenden Universums namens „Planetenklang“, das der Künstler Wolfgang Semmelrock für diesen Ort der Inspiration erdacht hat.

Von der Architektur kommend, hat sich Wolfgang Semmelrock vor allem mit aufblasbaren Skulpturen und Objekten einen Namen gemacht. Er arbeitete für Jeff Koons und Gerwald Rockenschaub und findet in ostasiatischer Kalligraphie Inspiration. Auf der Suche nach Orten kreativen Schaffens zog es den gebürtigen Klagenfurter nach Aufenthalten in Wien, Chicago und New York zurück an den Wörthersee, um den Grundstein seines umfassend angelegten Projektes „Planetenklang“ zu legen - dorthin, wo im Sommer 1906 Gustav Mahler seine 8. Sinfonie komponierte, die er später als sein wichtigstes Werk bezeichnen sollte.

Mahler Planetenklang

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Mahler: „Planeten und Sonnen, die kreisen“

In der Waldeinsamkeit von Maiernigg am Wörthersee komponierte Gustav Mahler sieben Sommer lang. Vor der Uraufführung der „Achten“ schrieb Mahler an seinen Freund, den Dirigenten Willem Mengelberg: „Ich habe soeben meine Achte vollendet. Denken Sie sich, dass das Universum zu tönen und zu klingen beginnt. Es sind nicht mehr menschliche Stimmen, sondern Planeten und Sonnen, die kreisen.“

Mahler Planetenklang

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Pneumatische Objekte und „Klanghelme“ als Fingerzeig für Orte kreativen Schaffens.

„Klanghelme“ mit Mahler-Musik-Fragmenten

Von dieser „Achten" inspiriert, schuf der Kärntner Künstler seine aufblasbare Installation " Planetenklang“ - acht lichtdurchlässige Kugeln mit etwa einem Meter Durchmesser, die geradezu nach astronomischen Entsprechungen im Geäst des Waldes angeordnet sind. Dazu kommen weitere Objekte, sogenannte „Klanghelme“, die wie alte Föhnhauben oder Astronautenhelme mit Kopfhörern funktionieren, über die man Fragmente von Kompositionen Gustav Mahlers, die im Komponierhäuschen entstanden sind, mitten im Wald wahrnehmen kann.

Sendungshinweis:

Kärnten heute, 18.7.2018

Wolfgang Semmelrocks Ziel ist es, das Umfeld des Komponierhäuschens für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Semmelrock: „Das sind Kraftorte und ich glaube, dass es sehr wichtig ist, das zu tun: Solche Orte aufzusuchen, um sie auch in das Licht der Öffentlichkeit zu bringen.“

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Krankheit als Weg zu mehr Selbstwahrnehmung

Es ist Wolfgang Semmelrocks Bestreben, Musik und visuelle Eindrücke ins Dreidimensionale zu übertragen - auch hinsichtlich Kunstvermittlung und Kunsterleben. Der Beginn einer Muskelkrankheit veranlasste ihn dazu, seine Selbstwahrnehmung zu schärfen. Er fand über einen japanischen ZEN-Meister zur Kalligraphie. Malerei und das Entwickeln dreidimensionaler fluoreszierender Darstellungen durch aufblasbare Objekte dominieren heute sein Kunstschaffen. Darüber hinaus geht es Wolfgang Semmelrock auch um eine künstlerische Haltung im gesellschaftlichen Kontext. Er versucht weitgehend unabhängig vom Kunstbetrieb seine Projekte selbst zu finanzieren um zeitgerecht Statements setzen zu können.

Mahler Planetenklang

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Gustav Mahler Kompositionspreis zum „Volkslied“

Das Komponierhäuschen in Maiernigg wird auch von Musikschaffenden des nahegelegenen Musikforum Viktring gerne aufgesucht. Im Musikforum wird regelmäßig der Gustav Mahler Kompositionspreis, der stets wertvollekünstlerische Impulse liefert, ausgeschrieben - auch in der neuen Ära unter Paul Gulda.

Mahler Planetenklang

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Gulda: „Zum jetzigen Zeitpunkt unserer Überlegungen denke ich, dass wir dort anknüpfen wollen, wo es um Gustav Mahlers Hinwendung zum Volkslied geht und diesen Volksliedbegriff - der heute schwammig wirkt - ganz neu zu hinterfragen. Also, was sich als Volkslied definiert und was ein zeitgenössischer Komponist damit anfängt - in diese Richtung geht es im Moment.“

Paul Gulda

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Neue „Planeten-Umlaufbahn“ im Kunstschloss Ebenau

Einige der Planeten Semmelrocks wurden bereits in weitere Umlaufbahnen gelenkt, etwa ins Pantetenlaboratorium des Artenhäusls des Kunstschlosses Ebeneau. Hier ist „Gustav 1“ mit dazuzugehörigen Skizzen und Konstruktionsplänen zu finden, just vor der vollkommenen Mondfinsternis am 27. Juli, die man auf Ebenau mit nächtlichem Kunstgenuss erleben kann.

Mahler Planetenklang

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