Ambulante Therapien für Alkoholabhängige

Kärnten will künftig auch ambulante Therapien für Alkoholkranke anbieten, damit sie ihren Alltag mit Familie und Arbeit weiterleben können. Derzeit gibt es nur wochenlange stationäre Therapien, das schreckt viele ab, die Hilfe brauchen.

In Österreich gelten fünf Prozent der Bevölkerung als alkoholkrank. Zwölf Prozent konsumieren Alkohol in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß. Diese Zahlen gelten eins zu eins auch für Kärnten, allerdings sei die Dunkelziffer viel höher“, sagte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Nur knapp zehn Prozent der Alkoholabhängigen wenden sich an Sucht- oder Entzugskliniken, werden also mit qualifizierten Betreuungsangeboten erreicht. Einerseits, weil Alkoholsucht mit einer Stigmatisierung verbunden sei, andererseits, weil die wochenlangen Therapien sie aus dem Berufs- und Lebensalltag reißen.

„Ziel ist bleibende Integration in Gesellschaft“

Mit dem Konzept „Alkohol 2020“, das bereits in Wien in einer Pilotphase umgesetzt worden sei, solle nun eine Alternative angeboten werden, die es ermöglicht, neben der Therapie weiter seiner Arbeit nachzugehen. Prettner schätzt, dass rund 70 Prozent aller Abhängigen so behandelt werden könnten. Die Landeszielsteuerungskommission (LZK) kam nach monatelangen Vorbereitungen in ihrer Sitzung am Montag darin überein, das Konzept auch in Kärnten zu starten. Die Landeszielsteuerungskommission besteht aus dem Land Kärnten und den Sozialversicherungsträgern.

Menschen im Umfeld belassen

Wie LZK-Vorsitzender Georg Steiner sagte, umfasse das Behandlungskonzept sowohl kurative bzw. rehabilitative Komponenten als auch Elemente, die der Sozialarbeit zuzuordnen sind: „Mit diesem Konzept sollte es gelingen, künftig 20 Prozent der Alkoholkranken zu erreichen“, sagt Steiner. Ziel sei es auch, dass Alkoholkranke im gesellschaftlichen Leben integriert bleiben. Helgard Kerschbaumer, Bereichsdirektorin bei der Gebietskrankenkasse, sagte, das Ziel sei es, möglichst viele Patienten im normalen Lebensumfeld zu halten und es gar nicht soweit kommen zu lassen, dass sie Beruf oder Familie verlieren und die Menschen aus sozialen Strukturen herauskippen. Rund 7.000 Euro pro Patient werden veranschlagt, die ersten sollen 2019 in Behandlung kommen.

Einstiegsalter elf Jahre

Die Hauptgruppe alkoholkranker Menschen in Kärnten sind Männer zwischen 40 und 55 Jahren, die gut situiert sind. Allerdings nimmt die Zahl der Frauen zu. Vor 20 Jahren sei auf zehn Männer eine Frau gekommen, heute kommen auf zehn Männer rund vier Frauen. Was die Jugendlichen betrifft, so sei laut Aussendung des Landes folgendes Phänomen zu beobachten: Die Zahl der jungen Alkoholgefährdeten nehme zwar leicht ab, jedoch sinke vor allem in Großstädten das Einstiegsalter markant. Noch vor wenigen Jahren lag das Einstiegsalter bei 14, 15 Jahren, heute bei elf Jahren. Ein Drittel dieser Jungeinsteiger wird später zu schweren Alkoholikern. Die Hauptursachen, in die Alkoholfalle zu rutschen, seien Stress, Leistungsdruck, Einsamkeit und Altersisolation.