Das Schwein als früher Begleiter des Menschen

Zu Neujahr hat das Schwein eine besondere Bedeutung. Einerseits als Glücksbringer und Symbol der Fruchtbarkeit, andererseits aber auch als Nahrungsmittel. Seit tausenden Jahren begleitet das Schwein den Menschen.

Züchter Egon Flora leitet das Gut Riedenegg in Grafenstein mit ca. 500 Schweinen, er ist ein echter Schweineexperte. Rund 120 seiner Tiere gehören zur alten norddeutschen Rasse „Bunte Bentheimer“. Sie wurden bis Mitte des 19. Jahrhunderts gezüchtet und waren vor dem Zweiten Weltkrieg weit verbreitet. Nach dem Krieg änderte sich das Kaufverhalten der Menschen, sie wollten nicht mehr so fett essen.

Rotter Seltenheit Schweinerasse Bentheimer

ORF

Bunte Bentheimer Schweine

„Manchmal auch beleidigt“

Für den Züchter ist klar, dass „dummes Schwein“ ein unpassendes Schimpfwort ist, denn Schweine seien sehr intelligent. Seine Tiere seien sensibel und wählerisch, außerdem sehr verspielt. Manchmal seien sie sogar beleidigt, wenn ihnen etwas nicht passe.

Schwein Hängebauchschwein schlafend

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Hängebauchschweine kann man zwar essen, manche Menschen halten sie heute aber als Haustiere. Sie werden auch stubenrein.

Frühes Haustier des Menschen

Die Haltung von Schweinen beginnt vor rund 10.000 Jahren, damit ist das Schwein neben Hund und Schaf ein frühes Haustier. Frühe Menschen in Europa, Südostasien und Indien hielten Schweine unabhängig voneinander. Die damals vorkommenden Wildschweine fraßen alles, was ihnen vor die Rüssel kam. Man musste für sie nicht extra Futter finden und fütterte sie auch mit Abfällen.

In Afrika und Amerika wurde das Schwein nicht domestiziert, die dort lebenden Arten eigneten sich nicht gut dazu. Auf dem isolierten Kontinent Australien gab es gar keine Schweine, dort wurden die Hausschweine erst von Siedlern mitgebracht. Christoph Kolumbus brachte Schweine auf seinen Reisen in die Neue Welt, später nahmen britische Siedler weitere Tiere mit. Heute schätzt man, dass es weltweit 700 Rassen gibt. 300 davon sind vom Aussterben bedroht, darunter die „Bunten Bentheimer“.

Schwein Sau mit Ferkel säugend

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Schweine sind sozial und intelligent

Schwein wurde Göttern geopfert

In vielen Kulturen gilt das Schwein als Symbol der Fruchtbarkeit. Bei den Kelten gab es die Schweinegöttin Ceridwen, bei den Griechen war es ein Opfertier der Demeter. Die Römer begannen damit, Schweine einzeln zu halten und gezielt zu vermehren. Damals dürften die rosafarbenen Tiere entstanden sein, die man heute noch kennt. Durch die Jahrhunderte änderte sich das Essverhalten der Menschen, die Schweine sollten einmal fetter und einmal magerer sein. Die fettesten Schweine kamen aus China und wurden von den Engländern nach Europa gebracht.

Trostpreis für Verlierer

Aus dem Mittelalter dürfte das Schwein als Glückssymbol stammen. Denn damals war es oft üblich, Ferkel als Trostpreis bei Wettspielen zu verschenken. „Schwein gehabt“ ist somit ein unverdientes und unverhofftes Glück. Auch heute noch verschenkt man gerne ein Schweinderl als Talisman zum Neuen Jahr.

Schwein Glücksbringer Silvester

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Das Schwein als Glückssymbol

Das „unreine“ Schwein

Im Judentum und Islam gilt das Schwein als unreines Tier, es darf nicht gegessen werden. Bei den Juden gilt dieses Tabu seit über 3.000 Jahren. Im Buch Moses heißt es „Vom Fleisch dieser Tiere dürft ihr nicht essen und ihr Aas dürft ihr nicht berühren“. Juden dürfen nur Paarhufer und Wiederkäuer essen, sie gelten als koscher. Allerdings darf ein gläubiger Jude Schweinefleisch oder anderes verbotenes Fleisch dann essen, wenn er in Lebensgefahr ist.

Im Koran wird den Moslems ebenfalls verboten, Schweinefleisch zu essen. „Verboten hat Er euch nur Fleisch von verendeten Tieren, Blut, Schweinefleisch und Fleisch, worüber ein anderes Wesen als Gott angerufen worden ist.“ (2. Sure, Vers 174). Aber auch hier gibt es die Ausnahme in der Not.

Theorien zum Schweinefleisch-Tabu

Warum es das Verbot gibt, Schwein zu essen, darüber gibt es verschiedene Theorien. Es wird vermutet, dass Schweine den Menschen in kargen Landstrichen die Ressourcen wegnahmen, weil sie alles fressen und auch viel Wasser benötigen. Denn in Zeiten, als die Regionen des Nahen Ostens, in denen sich Islam und Judentum entwickelten, noch waldreich waren, wurde sehr wohl Schweinefleisch gegessen, das zeigen archäologische Funde.

Später, als die Wälder abgeholzt und die Ressourcen knapper wurden, durften Schweine nicht mehr gehalten werden. Eine andere Theorie besagt, dass das Schwein bei Religionen mit vielen Göttern ein Opfertier war. Später, als sich die Ein-Gott-Religionen durchsetzen, gab es keine Opfer mehr, somit durfte das Schwein auch nicht mehr verspeist werden.