Weniger Sprachbarrieren im Spital

Die Flüchtlingsbetreuung stellt eine Herausforderung für das Gesundheitssystem dar. Die Ethikkommission des Landes Kärnten diskutierte mit Experten aus Medizin und Pflege Lösungen, wie sprachliche Barrieren und kulturelle Unterschiede besser überwunden werden können.

Mehr als zwei Jahre nach dem großen Flüchtlingsstrom im Sommer 2015 stellen die Menschen für das Gesundheitssystem noch immer eine große Herausforderung dar. Vor allem Kinder und Jugendliche mit oft traumatischen Fluchterfahrungen brauchen eine besondere Betreuung. Waren vor allem die Spitäler im Jahr 2015 mit dem enormen Ansturm an Menschen konfrontiert, die dringend medizinische Versorgung brauchten, ist mittlerweile auf den Ambulanzen Routine eingezogen.

Krankenhaus Gang Kinderabteilung ELKI  Migrant Flüchtling

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Untersuchung am ELKI Klagenfurt

Klinikum Klagenfurt setzt Video-Dolmetschsystem ein

Zur Überwindung sprachlicher Hürden gibt es am Klinikum Klagenfurt seit einiger Zeit etwa ein Video-Dolmetschsystem. Per Knopfdruck kann für zahlreiche Sprachen aus dem arabischen oder afrikanischen Raum ein Dolmetscher angefordert werden. Das System helfe, in gewissen Situationen stoße man aber dennoch an die Grenzen, so Doris Kuchernig, Kinderärztin am Klinikum Klagenfurt. Eine besondere Herausforderung sei zum Beispiel, heikle Themen wie Behinderungen, schwerwiegende Diagnosen, das Sterben oder den Tod zu behandeln: „Das ist oft schon in unserer Muttersprache schwer, das Familien nahezubringen.“

Geschieht dies für fremdsprachige Patienten und Angehörige über einen professionellen Dolmetscher, der vielleicht ein medizinischer Dolmetscher ist, sei zusätzliches Fingerspitzengefühl notwendig.

Krankenhaus Gang Kinderabteilung ELKI

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Dolmetschcomputer am ELKI Klagenfurt

Angst vor exotischen Krankheiten unbegründet

Die Befürchtung, dass Flüchtlinge Krankheiten nach Österreich bringen, die hier schon als ausgerottet gelten, hätten sich nicht bewahrheitet, so Kuchernig: „Die Kinder kommen mit ganz ähnlichen Krankheiten wie einheimische Kinder in unsere Ambulanz. Sie suchen mit größeren und kleineren Verletzungen, mit fieberhaften Infekten oder manchmal auch schweren Infekten unsere Abteilung auf. Die große befürchtete Welle von exotischen Krankheiten oder nicht bethandelbaren Tropenkrankheiten konnten wir so nicht erleiden.“ Auch die Tuberkuloserate sei laut der Medizinerin nicht in die Höhe geschnellt.

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Flüchtlingsbetreuung Herausforderung für System

Menschen in der Grundversorgung haben mittels E-Card Zugang zum Gesundheitssystem, seien damit aber nicht vertraut, umgekehrt sei das System oft mit den Erfordernissen der Flüchtlingsbetreuung überfordert. Besondere Aufmerksamkeit bräuchte die Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, so Kuchernig. Besonders bei psychosomatischen Erkrankungen fehlten entsprechende Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeiten.

LKH Villach: Gewaltopfer erkennen, Hilfe anbieten

Jede dritte Frau ist in ihrem Leben Opfer von Gewalt. Mitarbeiter von Krankenhäusern werden bei einem Kongress geschult, Gewaltopfer zu erkennen und richtig anzusprechen. Auch das Thema Gewalt in der Pflege wird am LKH Villach thematisiert. Gerade Migrantinnen wüssten oft nichts von entsprechenden Beratungsangeboten, da vergleichbare Einrichtungen in ihrer Heimat vielfach fehlen - mehr dazu in Schulungen am LKH zu Formen der Gewalt.