Der „komplizierte“ Löwenzahn

Löwenzahn kennt jeder, meint man. Von Gartenbesitzern wird das „Unkraut“ nicht geschätzt, von Kräuterkundigen schon eher. „Den“ Löwenzahn gibt es aber gar nicht, es handelt sich um hunderte Arten. Für Botaniker ist der Löwenzahn „kompliziert“.

Roland Eberwein, Leiter der Abteilung Botanik im Landesmuseum Kärnten, sagte, einfach sei beim Löwenzahn gar nichts, die Pflanze sei sehr kompliziert: „Unter dem deutschen Begriff ’Löwenzahn‘ verstehen die Botaniker unterschiedliche Pflanzengattungen.“ Es gebe zwei große Pflanzengruppen, die man als Löwenzahn bezeichnet: Eine ist Taraxacum, der im Frühling blüht und als Röhrlsalat bekannt ist. Er habe einen hohlen Schaft für den Blütenstand. Etwas später blüht der Leontodon, ein Löwenzahn mit hartem und vollem Stängel.

Löwenzahn Pustblume

Pixabay

Keine Fortpflanzung mehr nötig

„Der Wiesen- oder Frühlingslöwenzahn ist eine Artengruppe, es sind viele Arten zu einer Gruppe zusammengefasst. Das hat den Grund, dass sich dieser Löwenzahn in vielen Fällen nicht mehr sexuell fortpflanzt. Er bildet Blüten ohne Bestäubung oder Befruchtung", so Eberwein.

In diesem Fall findet also kein Genaustausch zwischen unterschiedlichen Sippen statt und es entstehen somit eigene Arten: „Für Österreich haben wir mehrere hundert Arten der Gattung Taraxacum, das Thema ist aber noch nicht wissenschaftlich vollständig bearbeitet. Wir wissen gar nicht, wie viele Arten wir haben.“

Löwenzahn

ORF/Daniela Winkler

Bienen werden nicht mehr benötigt

Doch auch bei den Löwenzahnpflanzen, die eigentlich keine Bienen mehr zur Fortpflanzung brauchen würden, findet man Überbleibsel des Biene-Blume-Konzepts, so Eberwein. „Der Löwenzahn bildet Blütenstaub, die Bienen können ihn absammeln und es gibt auch Löwenzahnhonig. Doch für die Befruchtung ist das dem Löwenzahn egal, er braucht die Biene nicht.“

Löwenzahn Pustblume

Pixabay

Die Blätter und Blüten des Löwenzahns seien auch nicht einheitlich, so Eberwein. In seiner gesamten Ausgestaltung sei die Pflanze sehr variabel. Die Blätter sehen völlig unterschiedlich aus, ob die Pflanze in der Sonne oder im Schatten steht, ob sie trocken oder feucht steht etc. Die Blütezeit könne lange dauern.

Überlebenskünstler durch Pfahlwurzeln

Die Pusteblume bildet Flugfrüchte aus und verbreitet den Löwenzahn überall. Vor allem auf Ackerflächen, Brachflächen, aber auch in Mauerritzen können die Samen reifen. Wenn man dem Löwenzahn den Kopf abreißt, wächst die Blüte nach. Der Grund dafür liegt unter der Erde, denn der Löwenzahn hat Pfahlwurzeln: „Das ist eine Wurzel, die relativ weit in den Boden eindringt und wie eine Karotte verdickt wird. Das ist ein Energiespeicher für die Pflanze. Wenn sie gepflückt oder gemäht wird, kann sie neu austreiben."

Löwenzahn Pustblume

Pixabay

Löwenzahn als Kaffeeersatz

Der Mensch kann bei vielen Löwenzahnarten die Energie, die über den Sommer in der Wurzel in Form von Inulin gespeichert wird, nutzen. Sie könne man im Herbst ernten und rösten, das Inulin werde in eine Art Kaffeeersatz umgewandelt. Die Pfahlwurzel hilft dem Löwenzahn auch schweren Zeiten zu überstehen. Die flach am Boden liegenden Blätter verdrängen aber andere Pflanzen und werden oft vom Rasenmäher nicht erwischt, das ärgert Gärtner. Blüten und Blätter kann man andererseits essen, sie sind gesund. Die Bitterstoffe sind gut für Leber und Gall, es gibt auch Tee mit Löwenzahnblättern.

Links: