Tauernbahn-Brand: „Feuergürtel“ fehlen

Der Brand entlang der Tauernbahn-Strecke in Kolbnitz (Gemeinde Reißeck) konnte bis Mittwochabend weitgehend unter Kontrolle gebracht werden. Die Einsatzkräfte üben Kritik an den ÖBB: Der Brand wäre durch „Feuergürtel“ zu verhindern gewesen.

Seit Mittwoch 7.30 Uhr und noch bis etwa 20.00 Uhr wird weiter nach den oft bis zu 30 Zentimeter tief im Boden versteckten Glutnestern gesucht. Es werde noch einige Tage dauern, bis alle vollkommen gelöscht seien. Der Wind könnte das Feuer mit Leichtigkeit wieder entfachen, sagte Harald Plank. Er ist als Pilot eines Bundesheerhubschraubers in Reißeck im Einsatz. Neben den Windböen, die beim Fliegen einkalkuliert werden, müssen die Einsatzkräfte auch auf Stromleitungen und Rauchschwaden Rücksicht nehmen. Letztere schränken oft die Sichtverhältnisse ein.

Das Gebiet ist in drei Sektoren eingeteilt, in denen sich Hubschrauber und Feuerwehrleute im Gelände abwechseln. Feuerwehr-Bezirkskommandant Kurt Schober koordiniert den Krisenstab. Zu Mittag hatten die 75 vor Ort befindlichen Einsatzkräfte alles unter Kontrolle: „Es gibt noch große Glutnester im Bereich von einem Hektar, die jetzt erstickt werden müssen.“

Trockenheit erschwerte Löscheinsatz

Die extreme Trockenheit erschwerte den Einsatz: „Wir hatten am Dienstag das große Glück, dass beide Hubschrauber des Innenministeriums da waren und dass auch das Bundesheer die Wasser-Transportflüge übernommen hat. Der Verbund hat uns zwei Bassins gefüllt. Somit hatten wir vor Ort 750 Kubik Wasser zur Verfügung, denn am Einsatzort befindet sich überhaupt kein Wasser.“

Einsatzleiter: Sicherheitsstreifen fehlen

Funkenflug eines bremsenden Zuges verursachte Feuer an mehreren Stellen. Entlang der Tauernstrecke zwischen Mallnitz und Spittal an der Drau komme es immer wieder zu Böschungsbränden. Das sei laut Schober ein echtes Problem: „In den letzten Jahren entstanden immer wieder Bahnböschungsbrände durch die Züge. Dabei sind immer zwischen 100 und 150 Leuten im Einsatz. Wir müssen das in Zukunft besser in den Griff kriegen.“

Die ÖBB hätten mit baulichen Maßnahmen nicht ausreichend vorgesorgt, kritisieren die Einsatzkräfte. Denn entlang der abfallenden Bahnstecke zwischen Mallnitz, Obervellach und Spittal an der Drau habe es jahrelang sogenannte „Feuergürtel“ gegeben. Dabei handelt es sich um knapp zwei Meter breite Sicherheitsstreifen, die nicht bewachsen waren, sofern sie instandgehalten wurden. Warum das jetzt nicht mehr gemacht wird, wird noch zu beantworten sein, kritisierte Feuerwehr-Einsatzleiter Kurt Schober.

Am Dienstagabend wurde mit vier Löschhubschraubern Löschwasser zu den Brandherden gebracht. Die Bahnstrecke war während der Löscharbeiten gesperrt, ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet, der auch am Mittwoch noch bereitsteht. Über Nacht wurde Brandwache gehalten, in der Dunkelheit flog auch der Polizei-Hubschrauber FLIR mit Wärmebildkamera über die Böschung, um Glutnester zu orten.

Umstürzende Bäume gefährden Einsatzkräfte

Ausgehend von der ÖBB-Tauernstrecke war oberhalb von Preisdorf, in der Nähe des Rieckenbachgrabens, am Nachmittag Feuer an mehreren Stellen ausgebrochen und setzte einen Hochwald in Brand. In kurzer Zeit standen die Bahnböschung und mehr als fünf Hektar Wald in Flammen.

Im Mölltal wurde gegen 16.00 Uhr Feuerwehr-Bezirksalarm ausgelöst. 145 Feuerwehrleute aus 14 Feuerwehren waren mit 25 Fahrzeugen, vorwiegend Tanklöschfahrzeuge, im Einsatz. Die Versorgung mit Löschwasser war im steilen Gelände das größte Problem. Insgesamt 15 Tankfahrzeuge brachten Wasser aus der Möll.

Die Flammen im steilen Gelände konnten aufgrund des Zusammenwirkens aller Kräfte rasch unter Kontrolle gebracht werden, jedoch waren die Feuerwehrleute immer wieder von umstürzenden Bäumen, die im Inneren ausgebrannt waren, gefährdet.

Rauchschwaden weithin zu sehen

Die Rauchschwaden waren laut Zeugen weithin zu sehen, wie dieses Handy-Video von Konrad Weixelbraun aus Penk im Mölltal zeigt.

Von dem Feuer waren vor allem Wald, Wiesen und Böschungsflächen betroffen. Zu 90 Prozent handelt es sich dabei um ÖBB-Gründe. Häuser oder Wohnobjekte wurden bei dem Brand nicht beschädigt.

März war viel zu trocken

Der heurige März zählt zu den wärmsten seit Messbeginn vor mehr als 200 Jahren. Er war sehr sonnig, mild und in vielen Regionen viel zu trocken. Die Bezirkshauptmannschaften Hermagor, Spittal/Drau und Villach-Land erließen wegen besonderer Brandgefahr Verordnungen - mehr dazu in Erhöhte Brandgefahr in drei Bezirken.

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