Erste Favoritinnen beim Wettlesen
Der erste Lesetag ist bei den teilnehmenden Autoren grundsätzlich wenig beliebt. Die Statistik scheint ihnen recht zu geben. Der letzte Bachmann-Preisträger, der die Jury bereits am ersten Tag nachhaltig überzeugen konnte, war Lutz Seiler im Jahr 2007. Auch der Beginn des Lese-Reigens bei den 39. Tagen der deutschsprachigen Literatur sorgte für teilweise heftige Diskussionen unter den Juroren. Hervor stachen die Texte von Nora Gomringer (D/CH) und der Österreicherin Valerie Fritsch.
ORF/Johannes Puch
Fritsch wurde in Graz geboren und lebt auch dort. Die Schriftstellerin und Fotokünstlerin las auf Einladung von Klaus Kastberger als letzte Autorin am ersten Lesetag aus ihrem Text „Das Bein“. Es ist eine allegoriereiche Vater-Sohn-Geschichte, von Gustav und seinem einbeinigen Vater, einem ehemaligen Tänzer, der seinen Beinstumpf scheu vor der Welt versteckt. Dann kommt der Phantomschmerz und schließlich am Ende der Selbstmord. Die bildhaften Beschreibungen und die literarische Qualität fanden bei der Jury Gefallen - mehr dazu in Jurydiskussion Valerie Fritsch.
„Brot, Brot, Brot“ fand wenig Gefallen
Vor Fritsch präsentierte der Deutsche Sven Recker seinen Text „Brot, Brot, Brot“. Bei der Jury kam der Text wenig an, „klischeehafte Marionetten“, „seltsam belanglos“ lauteten einige der Urteile - mehr dazu in Jurydiskussion Sven Recker.
ORF/Johannes Puch
Viel Lob für Selbstmord-Geschichte
Als Favoritin am ersten Lesevormittag galt Nora Gomringer (D/CH): Mit ihrem performativen, mehrstimmigen, Vortrag des Textes „Recherche“, in dem es um den Selbstmord eines 13-Jährigen geht, löste sie im Publikum langen Applaus und Jubel aus und in der Jury existentielle Fragen zum Wettbewerbs-Lesen - mehr dazu in Jurydiskussion Nora Gomringer.
ORF/Johannes Puch
Juoren zwiegespalten über Familiengeschichte
Nicht gänzlich befriedigend fand die Jury den Text „Es ist weit bis Marseille“ von Katerina Poladjan (D/RUS),die auf Einladung von Meike Feßmann nach Klagenfurt kam - mehr dazu in Jurydiskussion Katerina Poladjan.
ORF/Johannes Puch
Zwiespalt zwischen „blutleer“ oder „meisterhaft“
Saskia Hennig von Lange (D) las auf Einladung von Sandra Kegel ihren Text „Hierbleiben“ und versetzte die Juroren in Zwiespalt darüber, ob der Text „blutleer“ oder „meisterhaft“ sei - mehr dazu in Jurydiskussion Saskia Hennig von Lange.
ORF/Johannes Puch
Zwei Österreicher am Freitag am Start
Am Freitag liest zu Beginn der aus Kärnten stammende, in Berlin lebende Peter Truschner, gefolgt von der in Wien lebenden FALKNER und Tim Krohn. Am Nachmittag sind Monique Schwitter (CH/D) und Ronja von Rönne (D) an der Reihe. Den Abschluss machen am Samstag Jürg Halter (CH), die Anna Baar (A) und Teresa Präauer (A) und Dana Grigorcea (CH/ROM).
Preisvergabe am Sonntag
Neben dem mit 25.000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee werden am Sonntag folgende vier Auszeichnungen verliehen: der Kelag-Preis in der Höhe von 10.000 Euro, der mit 7.500 Euro dotierte 3sat-Preis und der BKS-Bank-Publikumspreis (7.000 Euro), über den auf der Internetseite www.3sat.de abgestimmt werden kann.
ORF/Johannes Puch
Ausführliche Berichte in Internet, Radio und TV
Der ORF Kärnten bietet im Internet unter bachmannpreis.orf.at eine umfassende Berichterstattung zum Bewerb: Liveübertragung, Videoporträts der Autoren, Lesungen und Diskussionen, Wettbewerbstexte zum Nachlesen, aktuelle Berichte und Zusammenfassungen. Alle Lesungen und Diskussionen sind nachträglich als Videos abrufbar. Die 39. Tage der deutschsprachigen Literatur werden - wie jedes Jahr - auch live in 3sat übertragen, auch „Radio Kärnten“ und „Kärnten heute“ berichten ausführlich.
Eröffnungsabend: Bekenntnis zum Bewerb
In den Eröffnungsreden am Mittwochabend gab es von der Stadt Klagenfurt ein erneutes Bekenntnis zum Bewerb - mehr dazu in Das war die Eröffnung der TDDL 2015. Es wurde die Lesereihenfolge ausgelost und Peter Wawerzinek hielt die traditionelle Rede zur Literatur. Der gebürtige Deutsche „outete“ sich in seinem Text „Tinte kleckst nun einmal“ als Klagenfurter und Österreicher.