Kritik an Ärzteausbildung am Klinikum

Das Klinikum Klagenfurt schneidet bei der Ausbildung von Turnusärzten dramatisch schlecht ab. In einigen Abteilungen gehe es bei ihrem Einsatz um bloße Systemerhaltung, wird kritisiert. Das Klinikum verweist auf erste Reformen, die bereits Wirkung zeigen würden.

Im Zuge einer österreichweiten Evaluierung wurden auch alle Abteilungen an Kärntner Spitälern mit mindestens fünf Turnusärzten von diesen bewertet . Das Ergebnis: Fünf Abteilungen am Klinikum Klagenfurt sind auf der Schulnotenskala die Klassenletzten in Kärnten. Österreichweit gibt es nur fünf Abteilungen, die noch schlechter abschneiden.

Vier „Nachzügler“ am Klinikum

Insgesamt wurden 31 medizinische Abteilungen bewertet, der Notenschnitt beträgt 2,78. Die Chirurgische Abteilung in St. Veit an der Glan hat mit einer Note von 1,4 am besten abgeschnitten. Die vier Nachzügler, die alle zwischen „Genügend“ und „Nicht genügend“ bewertet wurden, gibt es am Klinikum Klagenfurt. Schlusslicht ist die Erste Medizinische Abteilung mit der Note 4,55, gefolgt von der Zweiten Medizinischen Abteilung mit der Note 4,45, der Neurologie mit 4,29, sowie der Herz-Thorax und Gefäßchirurgie mit einem Bewertungsschnitt von 4,13.

„Ausbildung bleibt oft auf der Strecke“

Dazu sagte der Turnusärztevertreter in der österreichischen Ärztekammer, Christoph Arneitz: „Ich finde das durchaus dramatisch, vor allem wenn man sieht, dass die Turnusärzte hier weiter abgebaut wurden und sie derzeit nur noch als Systemerhalter verwendet werden. Sie werden mit Arbeiten überhäuft, die im nicht-ärztlichen Bereich liegen. Das sind Infusionslegungen und Blutabnahmen, sowie EDV-Tätigkeiten. Die Ausbildung bleibt offensichtlich auf der Strecke.“

Med-Uni für Arneitz undenkbar

Darauf angesprochen, dass sich das Klinikum durchaus in der Lage fühle, zum Standort einer Uniklinik zu werden, meinte Arneitz, dass man dies sehr differenziert sehen müsse: „Nach diesen Ergebnissen glaube ich nicht, dass man hier wirklich von Lehre und Ausbildung sprechen kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine medizinische Universität - angesichts dieser Ergebnisse - in Kärnten umsetzbar ist.“

Arneitz fordert, den Dienstplan zu entrümpeln und ihn mit mehr Ausbildungselementen zu ersetzen – nach dem Motto: Weg von der Zettelwirtschaft hin zum Patienten, weg von Pflegediensten wie Blutabnahmen und Infusionslegungen am Fließband hin zur Visite.

Stöckl: Erste Reformen greifen bereits

Bernd Stöckl, der medizinische Leiter des Klinikum Klagenfurt, weist darauf hin, dass einige Abteilungen in der Beurteilung durch die Turnusärzte auch gut abschneiden: Etwa die Kinder- und Jugendchirurgie mit einem Notenschnitt von 1,56 und die Unfallchirurgie mit 1,88. Stöckl sagt, Reformen seien bereits eingeleitet und würden schon greifen.

„Wir nehmen diese Umfrage sehr ernst und setzen bei den betreffenden Abteilungen sofort darauf an, dass es besser wird. Man muss dazusagen, dass sich eine dieser Abteilungen schon deutlich verbessert und nun bei den Turnusärzten eine sehr hohe Akzeptanz hat“, so Stöckl. Er wies darauf hin, dass unter den besten acht Abteilungen fünf Abteilungen des Klinikum Klagenfurt seien.

Auf die Frage, wie das Klinikum eine Uni-Klinik-Ausbildung gewährleisten wolle, wenn es bei der normalen Ausbildung schon so schlecht abschneide, sagte der medizinische Leiter, Bernd Stöckl: „Eine Medizin-Universität hat ja im Mittelpunkt Ausbildung und Lehre. Das ganze Personal gestaltet wesentlich mehr in Richtung Ausbildung, als es bisher der Fall ist.“ Im Schnitt liegen die Kärntner Spitäler mit 2,78 ein wenig besser als der österreichweite Notendurchschnitt von 2,79.