Hohe Auszeichnung für Archäologin

Die Kärntner Archäologin Sabine Ladstätter ist zur „Wissenschafterin des Jahres 2011“ gewählt worden. Die Leiterin des Österreichischen Archäologischen Institutes leitet auch die Grabung in Ephesos.

Als Sabine Ladstätter bei einem Volksschul-Ausflug zu den Ausgrabungen auf den Magdalensberg in Kärnten ihre Lehrerin fragte, wer denn hier arbeite, stand ihr Entschluss fest: „Archäologen? Das werde ich auch einmal.“ Dass sie Jahrzehnte später mit der Leitung des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) und der österreichischen Grabung in Ephesos den heimischen Archäologen-Olymp erklimmen sollte, hat sich Ladstätter damals wohl nicht träumen lassen.

„Kein Orchideenfach oder Nischenwissenschaft“

Nun wurde die 43-jährige gebürtige Kärntnerin vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten zur „Wissenschafterin des Jahres 2011“ gewählt, am Montag fand die Preisverleihung in Wien statt. Mit der Ehrung würdigen die Journalisten vor allem das Bemühen von Forschern, ihre Arbeit und ihr Fach einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen. Für Ladstätter ist damit eines ihrer Ziele bei ihrem Amtsantritt erreicht: „Unsere Wissenschaft sichtbar zu machen und sie zu kommunizieren“. Das Interesse an Archäologie sei groß, wie die zwei Millionen Besucher pro Jahr in der Ausgrabung von Ephesos zeigten. „Das ist kein Orchideenfach und keine Nischenwissenschaft“, so Ladstätter.

Bisherige Preisträger

Die Auszeichnung „Wissenschafter des Jahres“ haben bisher u.a. der Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal (2010), der Innsbrucker Experimentalphysiker Rudolf Grimm (2009), die Allergieforscherin Fatima Ferreira (2008), der inzwischen verstorbene Literaturwissenschafter Wendelin Schmidt-Dengler (2007), der Philosoph Konrad Paul Liessmann (2006), die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb (2005), der Mathematiker Rudolf Taschner (2004) und der Immunologe Josef Penninger (2003) erhalten.

Vom Hemmaberg nach Ephesos

Ladstätter verfolgte ihren Weg konsequent, schon als Schülerin nahm sie als Praktikantin an mehreren Grabungen teil. Sie studierte an der Universität Graz Alte Geschichte und Altertumskunde sowie Klassische Archäologie und spezialisierte sich auf Wirtschaftsarchäologie. Von 1987 bis 1998 arbeitete Ladstätter bei den Ausgrabungen am Kärntner Hemmaberg mit, ab 1992 als örtliche Grabungsleiterin. Seit 1995 ist die Mutter einer Tochter in Ephesos tätig.

Für die Publikation ihrer Arbeiten wurde sie am Institut für Kulturgeschichte der Antike der Akademie der Wissenschaften ÖAW angestellt, dessen stellvertretende Direktorin sie ab 2001 war. 2007 habilitierte Ladstätter im Fachbereich Klassische Archäologie.

Aufstieg mit Hindernissen

Ladstätters Aufstieg war nicht frei von Hindernissen: Bereits 2007 wollte der damalige Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) die Archäologin zur Leiterin der seit mehr als 100 Jahren bestehenden, renommierten österreichischen Grabung in Ephesos bestellen, stieß dabei aber auf Widerstand. Die türkische Seite, die die Grabungslizenz für das zuständige ÖAI erteilt, zweifelte an den Management-Fähigkeiten Ladstätters und verweigerte die Zustimmung zur Bestellung.

Hintergrund dürften massive interne Kämpfe um die prestigeträchtige Position gewesen sein. Hahn hielt allerdings an Ladstätter fest. Ladstätter wurde zunächst stellvertretende Grabungsleiterin, übernahm 2009 die Leitung des ÖAI und 2010 schließlich - mit Zustimmung der Türkei - die Grabungsleitung in Ephesos.

Ephesos ist noch für viele Überraschungen gut

Ephesos war eine der größten Städte der Antike, die Wissenschafter schätzen die Einwohnerzahl auf 200.000 im zweiten nachchristlichen Jahrhundert. Auch nach mehr als 100 Jahren österreichischer Grabungen in Ephesos ist die antike Metropole noch immer für Überraschungen gut, wie die Entdeckung eines riesigen antiken Baukomplexes mit mehreren Monumentalbauten im vergangenen Jahr gezeigt hat. „Es sind erst 15 Prozent der Stadt ausgegraben“, betont Ladstätter, die auf die lange Siedlungsgeschichte der Stadt verweist. „Es gibt nicht ein Ephesos, wir forschen vom 7. Jahrtausend vor Christus bis zum 17. Jahrhundert nach Christus“, so Ladstätter.

In Ephesos gelang Ladstätter in der Grabungskampagne 2011 ihr schönster Fund, wie sie selbst sagt: Völlig unerwartet stieß sie 2011 auf dem Areal des Domitianstempels im Zentrum von Ephesos auf ein spätantikes Mosaik. „Erst beim Freiputzen sind dann die figürlichen Darstellungen wie Fische und Fabelwesen aufgetaucht - da schlägt das Herz einfach höher“, so Ladstätter.

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