Umweltskandal: Kaiser setzt auf Transparenz

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) setzt im Umweltskandal durch Hexachlorbenzol im Görtschitztal jetzt auf Information und Transparenz. Albert Kreiner wurde vom Land als Koordinator eingesetzt. Ein erster Prüfbericht über das Vorgehen der Behörden wurde veröffentlicht.

Kaiser erfuhr nach eigener Aussage von der Verseuchung von vier Milchbetrieben und Verdachtsfällen in 35 weiteren erst am selben Tag, an dem Landesrat Christian Benger (ÖVP) per Pressekonferenz die Öffentlichkeit informierten - mehr dazu in Umweltgift sorgt für Politwirbel. Andere Stellen seien schon seit dem Frühjahr informiert gewesen, dass es erhöhte Werte gab - wenn auch unter den Grenzwerten, wie es hieß - mehr dazu in Umweltgift: Erste erhöhte Werte im Februar (oe1.ORF.at).

HCB in Bioprodukt festgestellt

Laut Informationen des Landes liege nun ein Prüfbericht über die bisherigen behördlichen Maßnahmen vor. Demnach wurde die Lebensmittelaufsicht des Landes am 25. März 2014 von einer Kontrollstelle für biologischen Landbau über HCB in einem Görtschitztaler Bio-Produkt informiert, bevor dieses auf den Markt gelangte. Untersuchungen in den Labors des Landes hätten ergeben, dass der zulässige Grenzwert nicht überschritten wurde. Das Produkt habe man nicht mehr als Bio qualifizieren, jedoch als unbedenkliches Lebensmittel einstufen können. Die betroffene Görtschitztaler Molkerei habe daraufhin selbst weitere Untersuchungen in Auftrag gegeben. Mit 2. April seien zwei Proben von verschiedenen Rohmilchlieferanten mit HCB-Grenzwertüberschreitungen vorgelegen.

Vom Land Kärnten seien daraufhin zuerst die verwendeten Futtermittel überprüft worden, die erste Vermutung fiel auf Rückstände eines mittlerweile verbotenen Pestizids im Boden. Von Mitte April bis Ende Oktober seien Untersuchungen von Boden-, Bewuchs und Futtermittelproben durchgeführt worden. Mit 15. September seien die Abteilung 10 – Kompetenzzentrum Land- und Forstwirtschaft sowie die Abteilung 5 – Kompetenzzentrum Gesundheit, Unterabteilung Veterinärwesen zum Schluss gekommen, dass eine mögliche emissionsseitige Belastung durch die umliegenden Industriestandorte unter Umständen die Ursache für die erhöhten HCB-Werte sein könnte.

Milch wird entsorgt

In Milch und Futtermitteln von vier Betrieben im Kärntner Görtschitztal wurde das Umweltgift Hexachlorbenzol (HCB) festgestellt. Bei weiteren 35 Betrieben wurde zwar positiv getestet, aber unter dem Grenzwert. Die Milch der Betriebe wird derzeit entsorgt, es wird streng kontrolliert. Vorgeschriebene Grenzwerte wurden bei den vier am schlimmsten Betroffenen um das Vierfache überschritten.

Messung bei Wietersdorfer am 18. Oktober

Die Abteilung 8 – Kompetenzzentrum Umwelt, Wasser und Naturschutz habe daraufhin ein Immissionsnetz zur Erfassung der HCB-Immissionen eingerichtet. Eine Emissionsmessung im Abluftkamin der w&p am Standort Wietersdorf sei durch dafür geschulte Experten veranlasst worden. Diese Messung sei am 18. Oktober erfolgt, die Ergebnisse seien am 6. November an die Abteilung 8 übermittelt worden. Mit diesem Prüfbericht sei erstmals w&p als Verursacher der HCB-Belastung festgestanden. Seitens der Abteilung 7 – Kompetenzzentrum Wirtschaftsrecht und Infrastruktur sei als Behörde unmittelbar angeordnet worden, die Zuführung von Blaukalk als HCB-verursachenden Abfall, der bei w&p mitverbrannt wurde, unverzüglich einzustellen.

Kreiner soll „umfassend“ informieren

Der Leiter der Abteilung Wirtschaftsrecht und Infrastruktur in der Landesregierung und neuer Koordinator Albert Kreiner werde gemeinsam mit Experten aus den Fachabteilungen des Landes die Bevölkerung im Görtschitztal vor allem auch die Vertreter der Kommunalpolitik sowie die Landwirte umgehend, umfassend und direkt vor Ort über den Hergang und die aktuelle Situation informieren. Kaiser sagte, durch umfassende Information müssten offene Fragen ausgeräumt und das Vertrauen der Bevölkerung gestärkt werden.

Info-Hotlines

Unter der Telefonnummer 050 536 15205 erhält man Informationen zu technischen Detailfragen. Fragen betreffend möglicher umweltmedizinischer Auswirkungen werden unter der Nummer 050 536 15121 beantwortet. Auf der Homepage des Landes entsteht auch eine Infoseite - mehr dazu in Aktuelle Informationen HCB Görtschitztal.

Bauern bekommen Milchgeld weiterhin

Die Bauern, die ja am meisten betroffen sind und deren Milch nun entsorgt wird, bekommen das Milchgeld weiterhin ausgezahlt. Alle zwei Tage wird die Milch, rund 10.000 Liter, wie gewohnt abgeholt, dann aber vernichtet. Ebenfalls vernichtet werden die eingelagerten Futtermittel der Bauern. Über die Futtermittelbörse der Landwirtschaftskammer sollen die Bauern und ihre Kühe dann mit sauberem Futter versorgt werden. Die Sprecherin von Agrarlandesrat Benger (ÖVP) sagte, wenn die Tiere wieder sauberes Futter bekommen, baue sich das HCB im Gewebe der Tiere nach rund 14 Tagen ab. Dann sei es auch in der Milch nicht mehr nachweisbar.

Bei Tieren, die der Fleischproduktion dienen, dauert es rund zwei Monate, bis kein HCB mehr nachweisbar ist. Das Fleisch von 260 Kühen werde derzeit zurückgehalten, bis es untersucht wurde. Fleisch sei ja länger haltbar und müsse daher nicht sofort vernichtet werden, man könne die Testergebnisse abwarten, so Robitsch. Laut einer Aussendung des Landes Kärnten werden derzeit keine Schlachtungen angeordnet.

Wietersdorfer zeigte am Donnerstag Bereitschaft, mit den Bauern über Schadenersatzzahlungen zu verhandeln. Die Landwirtschaftskammer wird den Bauern bei der Schadenserhebung und einer etwaigen Geltendmachung der Schadensersatzansprüche helfen.

Proben von Hausgärten genommen

Landessanitätsdirektorin Elisabeth Oberleitner sagte am Donnerstag in Kärnten heute, verseuchte Milch sei nicht in den Handel gekommen, es habe keine Gefährdung bestanden. Allerdings wurden Proben aus Hausgärten und eingelagertem Gemüse im Görtschitztal gezogen, so Oberleitner. Denn die Emissionen wurden über die Luft verbreitet. Noch gibt es keine Ergebnisse, Oberleitner sagt, man solle bis dahin vorsichtig sein und z.B. eingelagerte Karotten gut schälen - mehr dazu in Umweltgift: Verunsicherung im Görtschitztal (kaernten.ORF.at; mit Video).

Links: