Selfmadefrau des 16. Jahrhunderts

Anna Neumann, geboren im Gailtal, war eine erfolgreiche Geschäftsfrau des 16. bzw. 17. Jahrhunderts. Bis in höchste kaiserliche Kreise brachte sie es zu ihrer Zeit, war sechsmal verheiratet und wurde auch einmal als Hexe denunziert.

Neumanns Ruf zeichnet oft ein falschen Bild von ihr, so der Historiker Gernot Rader. Nach ihr ist der Anna-Neumann-Weg in Villach benannt, auch das Haus am Hauptplatz Nr. 13 in Villach erinnert an sie. Die Geschäftsfrau gehörte zu den Reichen und Mächtigen, so Rader: „Sie wurden im Schloss Wasserleonburg geboren, hatte vier Brüder. Es war nicht vorgesehen, dass sie das reiche Erbe ihres Vaters übernimmt. Aber die Brüder starben nach der Reihe, einer unter romantischen Umständen am Degenstich eines betrogenen Offiziers. Sie war schließlich die Erbin.“ Das Vermögen wurde von Neumanns Mutter Barbara über die Jahre geschickt vermehrt.

Anna Neumann

Geboren 1535 in Villach, gestorben 1623 in Murau. Sie war die Tochter einer wohlhabenden Bürger- und Gewerkefamilie. Sie war hübsch, überaus reich und als Grundherrin streng und gerecht aber auch mildtätig zu den Armen. So konnten Bürger Sparpfennig hinterlegen und bekamen Zinsen dafür. Anna Neumann war eine der bedeutendsten Frauen ihrer Zeit und hinterließ, als sie 1623 starb, ein fürstliches Vermögen.

Erste Liebesehe dauerte drei Jahre

Der Tod war ein ständiger Begleiter des Lebens von Anna Neumann, denn bei ihren Ehen galt „bis dass der Tod euch scheidet“ insgesamt sechs Mal, beginnend mit ihrem 22. Lebensjahr, so Rader: „Die erste Ehe war eine reine Liebesehe mit Hans Jakob Freiherr von Tannhausen, doch er starb.“ Drei Jahre dauerte diese erste Ehe, zwei Töchter gingen aus ihr hervor.

Sechs Jahre später ehelichte sie Christoph von Lichtenstein-Murau und vermehrte damit ihr Vermögen, sagte Historiker Rader: „Sie kaufte die Herrschaft Murau, das war der spätere Lebensmittelpunkt von Anna Neumann, nicht mehr Villach.“ 14 Jahre später starb Lichtenstein-Murau, angeblich an einer verschluckten Wespe. Ludwig Ungnad Freiherr von Sonnegg folgte drei Jahre später, doch nach drei Jahren Ehe starb auch er. Ob der vielen Tode kamen erste Zweifel auf, so Rader: „Man wollte sogar einen Hexenprozess gegen sie führen ob der Umstände, an denen manche Männer gestorben sind. Es ist ihr aber nichts nachgewiesen worden und es ist auch nicht anzunehmen.“

Drautöchter Anna Neumann

Verlag Heyn

Reich, mächtig und sechsmal verheiratet.

„Beinharte Geschäftsfrau“

Je mehr Ehen, desto mehr Erfolg hatte Anna Neumann. Sie war aber auch eine resolute und tüchtige Geschäftsfrau. So verlangte sie von der Familie Ortenburg ihres Mannes Graf von Ortenburg-Spittal nach seinem Tod die Kredite zurück, die sie gewährt hatte: „Sie war eine beinharte Geschäftsfrau, sie war auch im Volk einerseits beliebt, andererseits umstritten.“ Es folgte Karl Freiherr von Teuffenbach. Als er starb war sie 71, alle Geschwister, ihre Tochter und ihr Enkelkind waren tot. „Sie war steinreich und hatte nur noch ein Ziel: Ihr Vermögen in eine adelige Familie hineinzubringen.“

Sendungshinweis:

Radio Kärnte Family „Kennst Du Kärnten“, 9.3.2018

Angebliche Liebesheirat mit 81

Das gelang ihr mit der Ehe mit Ferdinand Salamanka Graf von Ortenburg-Spittal, Ehemann Nummer fünf. Er heiratete Anna Neumann auf Druck seiner verschuldeten Familie und starb fünf Jahre später. Die Familie musste aber die Kredite zurückzahlen. Als letzten heiratete 
sie, schon 82 Jahre alt, den um 51 Jahre jüngeren Grafen Georg Ludwig von Schwarzenberg. „Den Vorfahren des Außenministers der Tschechei. Es war ein verarmtes Adelsgeschlecht, er war 31, sie 81. Angeblich soll es eine Liebesehe gewesen sein, das ist aber nicht beweisbar“, so Rader.

Anna Neumann starb mit 88 Jahren in den Armen ihres jungen Ehemanns. Sie vererbte ihrem letzten Mann sämtliche Besitzungen bis auf das Schloss Wasserleonburg, das ihr Neffe Christian Proy von Burgwalden bekam. Ihre Leben wird auch im Buch „Drautöchter“ nachgezeichnet - mehr dazu in Geschichten nicht angepasster Frauen.